Kehrt der Stör wieder in die Rhone zurück oder nicht? Darüber diskutieren seit langem nicht nur Biologen, sondern auch Politiker, die die großen Süßwasserfische, die nicht nur wegen ihres Kaviars geschätzt werden, lieber früher als später wieder in Frankreich sehen würden. Da Störe nur in sauberen Gewässern vorkommen, wäre eine solche Rückführung auch ein Prestigeprojekt in Sachen Umweltschutz. Vor einer solchen Heimkehr muss jedoch erst einmal geklärt werden, welche Störe überhaupt wieder in der Rhone angesiedelt werden sollen. Obwohl Jahrhunderte lang tonnenweise die bis zu fünf Meter langen Fische gefangen wurden, gibt es keine präzisen Aufzeichnungen darüber, welche Arten wo lebten. Bislang gibt es nur Indizien, dass neben dem Europäischen oder Baltischen Stör auch der Adriatische Stör in der Rhone heimisch war – weitere Arten nicht ausgeschlossen. Diese Datenlücke wollen Paläogenetiker der Universität Lyon nun schließen, sagt Olivier Chassaing.
"Wir haben uns zuerst Knochen aus Museen aus der Schweiz und Frankreich besorgt von Stören, die angeblich in der Rhone gefangen wurden. Später nahmen wir Knochen hinzu, die bei heutigen Ausgrabungen direkt aus dem alten Flussbett geborgen wurden. Die Knochen haben wir dann genetisch untersucht. Die ältesten sind über 2000 Jahre alt und stammen noch aus der Zeit des Hellenismus."
Alsbald stapelten sich die Gebeine von mehr als 2.500 Stören im Lyoner Labor. Die Knochen der einzelnen Arten unterscheiden sich kaum, von daher war eine sichere Speziesbestimmung nur mit genetischen Methoden möglich. Die Ergebnisse überraschten nicht nur die Genetiker. Chassaing:
"Bei Untersuchungen der Proben aus den Museen sahen wir, dass fast alle der untersuchten Fische nicht aus der Rhone stammen konnten. Das bestätigten dann auch die Kuratoren. Also mussten wir unsere Analysen fast nur auf die Knochen aus den neuen Ausgrabungen richten. Da gab es die nächste Überraschung. Der adriatische Stör, der in den Museumsbeständen häufig vorkam, war dort fast gar nicht vorhanden. Die Knochen stammen nahezu ausschließlich von dem Europäischen Stör."
Olivier Chassaing und seine Kollegen stießen bei ihren Tests immer nur auf eine Art: Acipenser sturio, den Europäischen Stör – egal, ob sie Knochen aus dem 6. Jahrhundert vor Christus oder Proben aus dem 19. Jahrhundert untersuchten. Nachdem die Speziesbestimmung abgeschlossen war, schauten sich die Molekularbiologen die genetische Vielfalt der Störe an, denn diese kann innerhalb einer Art erheblich variieren. Chassaing:
"Vor 2.000 Jahren waren die Störe in Europa noch unglaublich vielfältig. Eine solch bunte Vielfalt innerhalb nur einer Art gibt es heute schon lange nicht mehr und wird es auch nie mehr geben. Im Gegensatz zu den Fischen aus den Museen hatten wir bei den archäologischen Funden auch sehr große Exemplare. Diese belegen, dass die Störe damals noch nicht überfischt waren. Wenn die großen Exemplare noch nicht weggefischt sind, ist die Vielfalt innerhalb einer Population automatisch höher als in überfischten Fischpopulationen."
Diese Ergebnisse - dass in der Rhone seit jeher nur der Europäische Stör gelebt habt - machen Rückzüchtungsprogramme nicht einfacher, sondern zeigen bislang kaum beachtete Schwierigkeiten auf. Eine Rückführung des Europäischen Störs in der Rhone kann nicht das Wiederherstellen einer einstigen Vielfalt sein, da heute nur noch wenige Typen dieser Art existieren. Damit ist auch die Heimkehr von Acipenser sturio genauso ein Eingriff in die Natur wie das Begradigen oder die Überfischung der Rhone.
"Wir haben uns zuerst Knochen aus Museen aus der Schweiz und Frankreich besorgt von Stören, die angeblich in der Rhone gefangen wurden. Später nahmen wir Knochen hinzu, die bei heutigen Ausgrabungen direkt aus dem alten Flussbett geborgen wurden. Die Knochen haben wir dann genetisch untersucht. Die ältesten sind über 2000 Jahre alt und stammen noch aus der Zeit des Hellenismus."
Alsbald stapelten sich die Gebeine von mehr als 2.500 Stören im Lyoner Labor. Die Knochen der einzelnen Arten unterscheiden sich kaum, von daher war eine sichere Speziesbestimmung nur mit genetischen Methoden möglich. Die Ergebnisse überraschten nicht nur die Genetiker. Chassaing:
"Bei Untersuchungen der Proben aus den Museen sahen wir, dass fast alle der untersuchten Fische nicht aus der Rhone stammen konnten. Das bestätigten dann auch die Kuratoren. Also mussten wir unsere Analysen fast nur auf die Knochen aus den neuen Ausgrabungen richten. Da gab es die nächste Überraschung. Der adriatische Stör, der in den Museumsbeständen häufig vorkam, war dort fast gar nicht vorhanden. Die Knochen stammen nahezu ausschließlich von dem Europäischen Stör."
Olivier Chassaing und seine Kollegen stießen bei ihren Tests immer nur auf eine Art: Acipenser sturio, den Europäischen Stör – egal, ob sie Knochen aus dem 6. Jahrhundert vor Christus oder Proben aus dem 19. Jahrhundert untersuchten. Nachdem die Speziesbestimmung abgeschlossen war, schauten sich die Molekularbiologen die genetische Vielfalt der Störe an, denn diese kann innerhalb einer Art erheblich variieren. Chassaing:
"Vor 2.000 Jahren waren die Störe in Europa noch unglaublich vielfältig. Eine solch bunte Vielfalt innerhalb nur einer Art gibt es heute schon lange nicht mehr und wird es auch nie mehr geben. Im Gegensatz zu den Fischen aus den Museen hatten wir bei den archäologischen Funden auch sehr große Exemplare. Diese belegen, dass die Störe damals noch nicht überfischt waren. Wenn die großen Exemplare noch nicht weggefischt sind, ist die Vielfalt innerhalb einer Population automatisch höher als in überfischten Fischpopulationen."
Diese Ergebnisse - dass in der Rhone seit jeher nur der Europäische Stör gelebt habt - machen Rückzüchtungsprogramme nicht einfacher, sondern zeigen bislang kaum beachtete Schwierigkeiten auf. Eine Rückführung des Europäischen Störs in der Rhone kann nicht das Wiederherstellen einer einstigen Vielfalt sein, da heute nur noch wenige Typen dieser Art existieren. Damit ist auch die Heimkehr von Acipenser sturio genauso ein Eingriff in die Natur wie das Begradigen oder die Überfischung der Rhone.