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DVB-T oder DVB-T2

Das Bessere ist der Feind des Guten. DVB-T2 ist eine Weiterentwicklung unserer Ausstrahlungsnorm für das terrestrische Antennenfernsehen – allerdings eine nicht kompatible. Das heißt: heutige DVB-T-Empfänger können zukünftige DVB-T2-Signale nicht mehr verarbeiten.

Von Jürgen Bischoff | 18.09.2010
    Wir erinnern uns: DVB-T ist eine Erfolgsgeschichte. Im Sommer 2003 wurde weltweit erstmalig in Berlin das analoge Antennenfernsehen abgeschaltet. Weitere Regionen in Deutschland folgten – zunächst die großen Ballungsräume, zum Schluss auch das platte Land. Seit Ende 2008 ist kein analoger Fernsehsender in Deutschland mehr im Betrieb.

    Dieser frühe Umstieg hat aber einen Nachteil: Deutschland hat sich auf die Norm DVB-T festgelegt, die schon 1997 verabschiedet wurde. In Ländern, die jetzt erst auf das digitale terrestrische Fernsehen umsteigen, wie etwa Großbritannien, wird von vornherein auf die Weiterentwicklung DVB-T2 von 2009 gesetzt. Damit ist es nicht nur möglich, mehr Fernsehprogramme über den Äther zu schicken, sondern auch hochauflösendes Fernsehen.

    Bislang jedoch war es unter den deutschen Fernsehexperten aus Wissenschaft, Programmveranstaltern und Geräteindustrie unstrittig, dass man DVB-T2 in Deutschland vorerst nicht einsetzen wolle, um die Verbraucher nicht zu verunsichern. Außerdem arbeiten die Fernsehveranstalter im Moment an dem vordringlichen Ziel, bis Ende April 2012 das Satellitenfernsehen komplett auf Digitalausstrahlung umzustellen.

    Da kam dann die Ankündigung von Andreas Fischer, dem neuen Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt vom vergangenen Wochenende, er wolle in seinem Land bis 2014 DVB-T2 einführen, wenig passend, zumal da ARD und ZDF zuletzt auf der IFA betonten, sie hätten derzeit keine Pläne, auf DVB-T2 umzusteigen. Die Privatsender dürften ebenfalls kaum Bereitschaft zeigen, in der neuen Norm zu senden. Sie beteiligen sich schon jetzt nur in einigen wenigen, längst nicht allen Ballungsräumen, am terrestrischen Fernsehen.

    Trotzdem: Auszuschließen ist es nicht, das DVB-T2 schneller kommt, als bisher vermutet. Wie man aus beteiligten Kreisen hört, werden die Landesmedienanstalten gegen Jahresende eine Übergangsstrategie veröffentlichen. Für die Verbraucher heißt es jetzt noch: Finger weg von DVB-T2-Geräten. Diese sind für den englischen und skandinavischen Markt gemacht. In Deutschland werden derzeit noch technische Tests durchgeführt, die zu anderen Gerätekonfigurationen führen. Frühestens im Frühjahr 2011 könnten dann für Deutschland geeignete Empfänger im Laden stehen.

    Man darf nur hoffen, dass man sich nicht auch beim Fernsehen an den kurzlebigen Innovationszyklus, wie man ihn aus der Computerbranche kennt, gewöhnen muss.