Montag, 06. Mai 2024

Archiv

DVB-T2-Test
Erprobung über Berliner Dächern

DVB-T2 ist das digitale Fernsehen der 2. Generation. Es soll noch effizienter sein und mehr Daten bei geringerer Frequenznutzung übertragen. In Berlin hat dazu eine Entwicklungsgruppe einen Testversuch gestartet.

Von Wolfgang Noelke | 16.05.2015
    Die Skyline hebt sich in Berlin im Licht der untergehenden Sonne ab. Im Vordergrund die Oberbaumbrücke, dahinter der Fernsehturm.
    DVB-T2 hat den Datentransport auf Funkwellen nahezu um den Faktor 2 verbessert (dpa picture alliance/ Paul Zinken)
    "Wir haben auch noch verglichen, 720p/50 mit 1080p/50 bei gleicher Datenrate und da muss man ganz klar sagen, abhängig von dem Content ist entweder 1080p/50 besser oder 720p/50. So! Gleiche Ergebnisse haben auch andere..."
    Im obersten Stockwerk des rbb- Hochhauses diskutieren Mitglieder der Fernseh- und Kinotechnischen Gesellschaft mit Ingenieuren des Sendernetzbetreibers "Mediabroadcast" über Fortschritte des Berliner Feldversuchs, HD Fernsehen im wahrsten Sinne des Wortes salonfähig zu machen.
    "Das Problem hier ist, dass wir ja unter die Dächer, in die Häuser kommen wollen, das heißt, einen sogenannten Indoor- Empfang herstellen, dass die Nutzer mit einer kleinen Antenne, manchmal nur zehn Zentimeter lang, im Haus irgendwas empfangen können." Stefan Krüger leitet die 13-köpfige Entwicklergruppe: "Da kommt uns leider immer wieder in die Quere, dass wir in Deutschland Wände haben, durch die wir durch müssen, oder dass jetzt auch viele Verglasungen in Bürogebäuden beschichtet sind und somit die Signale schlecht durchlassen. Das setzt große Herausforderungen an die Aussendung. Allerdings kommt uns wieder zugute, dass sich ein Empfangssignal bei terrestrischer digitaler Aussendung aus Mehrwege- Empfang zusammensetzen kann. Also, Reflexionen an großen Gebäuden kommen uns eigentlich zugute."
    DVB-T2 ist anspruchsvoller
    Diese Vorteile nutzten die Funk- Ingenieure bereits beim derzeitigen Standard DVB-T. Doch der Nachfolgestandard DVB-T2 ist noch anspruchsvoller bei der Ausstrahlung. Schließlich soll die spektrale Effizienz des Systems deutlich steigen, um das Klassenziel der Digitalen Dividende zu erreichen. Anders ausgedrückt:
    DVB-T2 muss mehr Daten bei geringerer Frequenznutzung übertragen. Zwei grundlegende Kniffe kommen dabei zum Tragen: Zum einen wurde das Modulationsverfahren, also der Transport der Daten auf den Funkwellen nahezu um den Faktor 2 verbessert. Zum anderen kommt ein neues Videokompressionsverfahren zum Einsatz, das die Effektivität des in Deutschland noch üblichen MPEG2 vervielfacht und den späteren, internationalen Standard H.264 ersetzt, HEVC! High Efficiency Video Coding entlastet Frequenzbereiche spürbar und ermöglicht auch den Öffentlich- Rechtlichen Anstalten, ihre Programme in HD auszustrahlen. Zehn Kilometer vom Funkhaus in Charlottenburg entfernt, steht einer der Versuchssender im 230 Meter hohen Technikraum des Berliner Fernsehturms:
    "Wir haben also hier neuere DVB-T- Sender. Die machen eine reine HF-Leistung von etwa neun kW und wenn man jetzt sieht, so ein Sender ist ein Schrank. Und wenn man jetzt hier drüben mal sieht, - wir beginnen mal zwei Meter weiter, hier... " Eric Rodemerck leitet das Mediabroadcast Service-Team und deutet auf eine, etwa zehn mal größere Fläche, auf der ein inzwischen abgebauter alter Sender stand: "Bei der Umstellung des Senders brauchen wir bei der Gerätegeneration, die wir in den letzten Jahren gekauft haben, nur noch die Software zu ändern. Bei denen, die schon ein paar Jahre alt sind, den Sendern, müssen wir die Sender austauschen, wenn wir DVB-T2 machen wollen.
    Die Galerie hinter der hydraulischen Stahltür zur außen liegenden Galerie gestattet einen 60 Kilometer weiten Blick ins Berliner Umland. Liefert die hundert Meter darüber in der Spitze des Fernsehturms montierte Sendeantenne später ein ausreichendes Signal, in jedes von hier sichtbare Haus? Oder braucht man – neben einem, für die neuen Standards zwingend notwendigen neuen Empfänger auch eine neue Antenne?
    "Stahlbeton hat natürlich eine abschirmende Wirkung auf die Hochfrequenz. Wenn ich jetzt in Gebäuden noch einen ordentlichen Empfang haben will, muss ich natürlich eine wesentlich höhere Feldstärke haben, als wenn ich nur eine gerichtete Antenne vom Dach aus benutze. Deswegen brauche ich entweder einen sehr guten Fehlerschutz oder mehr Leistung. Eine Gemeinschaftsantenne ist, je weiter man vom Abstrahlpunkt wegkommt immer günstiger, wenn es eben nicht für Indoor reicht. "