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Ebola-Schnelltest
Nächstenliebe oder Werbeaktion?

Der Arzneimittelkonzern und Generika-Hersteller Stada will einen Ebola-Schnelltest auf den Markt bringen, dessen Preis lediglich die Produktionskosten decken soll. Das klingt selbstlos und lobenswert. Es könnte aber auch eine geschickte PR-Masche sein.

Von Felix Lincke | 09.02.2015
    Fiebermessung am Flughafen von Freetown in Sierre Leone - die Gefahr von Ebola ist noch nicht gebannt
    Fiebermessung am Flughafen von Freetown in Sierre Leone - die Gefahr von Ebola ist noch nicht gebannt (imago stock&people)
    Man kennt solche Schnelltests als kleine Kontrollstreifen zur Feststellung von Schwangerschaften, Darmkrebs oder des Blutzuckergehalts. Der Teststreifen reagiert dabei meist nach wenigen Minuten schon auf bestimmte Eiweißmoleküle, Mikroorganismen oder Viren, die sich im Blut oder im Urin befinden. Die Zuverlässigkeit liegt nicht bei 100 Prozent kann aber recht hoch sein. So verspricht die Senova Gesellschaft für Biowissenschaften und Technik in Weimar, dass ihr verbesserter Ebola-Schnelltest statt 30 Minuten nur noch 15 Minuten dauert, und dann mit einer Sicherheit von 95 Prozent aussagt, ob eine lebende Person oder ein Toter mit dem gefährlichen Virus infiziert ist oder war. Mit einer solchen einfachen und schnellen Diagnose könnten behandelnde Ärzte Leben retten, heißt es bei Senova.
    Die britische Regierung hatte vor dem Jahreswechsel einen Ebola-Schnelltest angekündigt, unterstützt auch von dem französischen Pasteur-Institut. In dem Ebola-Zentrum von Conakry, in der Hauptstadt von Guinea, liefen viele Fäden zusammen. Dort laufen offensichtlich mehrere Projekte zur Entwicklung von Schnell-Tests. Ob es sich dabei um koordinierte Projekte handelt, oder ob es am Ende nicht mehrere dieser Tests geben wird, lässt sich nicht sagen.
    Der Pharmakonzern Stada bringt nun wohl als erster im März einen Schnelltest auf den Markt, der auf dem von Senova entwickelten und produzierten Produkt basiert. Stada will den Test für 3,20 Euro pro Stück an Hilfsorganisationen verkaufen, zum Selbstkostenpreis. Andere Schnelltests kosten auf dem freien Markt zwischen zwei und 20 Euro. Ob der Bad Vilbeler Pharmahändler nicht doch etwas daran verdient, hängt von seiner Kalkulation ab, und die wird nicht veröffentlicht. Auf jeden Fall kann ein solcher Test vor Ort in Westafrika, wo es häufig keinen Strom gibt, sehr hilfreich sein. Eine aufwändige Auswertung im Labor entfällt, und damit auch die höheren Kosten der alten Verfahren zur Ermittlung des Ebola-Virus.