Archiv


Echtes und digitales Geld

Der US-Geldwäscheskandal hat die Diskussion um digitale Währungen und ihre mangelnde Kontrolle durch den Staat neu entfacht. Eine dieser Währungen ist der Linden Dollar, mit dem man sich im Internet unter anderem ein virtuelles Haus bauen kann.

Von Michael Braun |
    Häuser kaufen, Hotels bauen, bei Los 2000 Mark einziehen – von Monopoly her kennen auch alte Hasen künstliches Geld, Spielgeld eben. Das gibt es auch bei Online-Spielen. Das ist die eine Art virtuellen Geldes.

    Die zweite ist, wenn reales Geld, Euro oder Dollar, eingesetzt werden, um virtuelles Geld zu kaufen. Im sozialen Netzwerk Facebook wurde das 2009 möglich. Nutzer konnten mit echtem Geld sogenannte Facebook Credits erwerben, Gutschriften, mit denen Apps, Musik, Videos und andere Online-Güter erworben werden konnten. In echtes Geld zurücktauschen, ließen sich diese Credits nicht.

    Das kennzeichnet den dritten Typ virtuellen Geldes, den die Europäische Zentralbank voriges Jahr in einer Studie herausgearbeitet hat: Dieses virtuelle Geld wird mit echtem Geld gekauft und kann auch wieder in echtes Geld zurückgetauscht werden. Ein Beispiel ist der Linden Dollar. Den braucht man, um im Internetauftritt von Second Life ein Anwesen zu kaufen, auszubauen, dort virtuell zu leben und mit anderen Nutzern in Kontakt aller Art zu treten. Angesammelte Linden Dollar können in Tauschbörsen in reales Geld zurückgetauscht werden.

    Das virtuelle Geld entspringt zwei Quellen: dem Spielen und Leben im Internet sowie dem Misstrauen in die Zentralbanken als Verwalter des echten Geldes. Ulrich Leuchtmann, Devisenexperte der Commerzbank:

    "Wissen Sie, viele Leute haben Misstrauen in die Zentralbankpolitik heutzutage. Die Zentralbanken drucken Geld in einem Umfang, was sie früher nie gemacht haben. Da wächst das Misstrauen gegenüber normalen Währungen. Und deshalb wollen viele auf Alternativen ausweichen. Und solche virtuellen Währungen scheinen eine Alternative zu sein."

    Wer das virtuelle Geld erfindet, programmiert und pflegt, ist oft nicht bekannt. Von ihm zu unterscheiden sind Bezahlsysteme wie das als seriös geltende Paypal oder das heute als Instrument der Geldwäsche erkannte Liberty Reserve. Dem mussten die Nutzer, anders als bei Banken und seriösen, regulierten Geldsystemen, ihre Identität nicht offenbaren und nachweisen. Kontrollieren lässt sich so was kaum.