Einen Western haben ihm amerikanische Filmproduzenten nie zugetraut. Er sei zu europäisch, zu sensitiv, hieß es immer. Dann drehte Fred Zinnemann 1951 Zwölf Uhr Mittags, einen Edelwestern par excellence, als Parabel auf die Kommunistenhatz der Mc Carthy-Zeit. Dafür bekam er den Oscar.
"Weißt Du nicht mehr, was er gesagt hat, als er auf dem Stuhl da saß?
Mich werdet ihr nie hängen! Ich komme wieder und ich werde dich töten. Das schwöre ich! Ich werde dich töten!"
Am 29. April 1907 kam Alfred Zinnemann in Wien als Sohn eines jüdischen Arztes zur Welt und sollte ursprünglich einen im bürgerlichen Sinne "anständigen" Beruf erlernen. Er versuchte es mit der Juristerei, die ihn unendlich langweilte, zudem spielte er immer mit dem Gedanken, Musiker zu werden. Mangelndes Talent durchkreuzte aber diese Idee.
Im Lichtspielhaus um die Ecke sah er die großen Filme seiner Zeit: Erich von Stroheims Greed, die Heilige Johanna von Dreyer, Big Parade von King Vidor und andere Meisterwerke der frühen 1920er Jahre. Jetzt war ihm klar, dass er Filmregisseur werden wollte. Früh bereits kristallisierte sich eine eigene Vorstellung heraus, was Film im Idealfall sein sollte:
"Im besten Sinn ist ein Film wie ein Traum. Er hat mit Logik nichts zu tun. Er ist auch nicht rationell, sondern besteht aus Assoziationen, Emotionen und Illusionen. "
Ab 1927 lässt sich Fred Zinnemann, wie er später in Amerika heißen wird, in Paris zum Kameramann ausbilden und lernt das Fach von der Pieke auf.1928 arbeitet er in Berlin mit Billy Wilder und Robert Siodmak an dem berühmten Dokumentarfilm Menschen am Sonntag. Zinnemanns Mitarbeit beschränkt sich auf praktische Dinge: Er legt die Filmrollen ein und trägt das Stativ. Ein Jahr später geht er nach Amerika, um den Tonfilm auszuprobieren. Dort beginnt seine eigentliche Filmkarriere, zunächst noch als Dokumentarfilmer. Zinnemann hadert nicht mit dem Kommerz Hollywoods, sondern bedient sich des umfangreichen Apparates mit großer Virtuosität.
"Der Richter ist schon weg, Harvey hat den Dienst quittiert und Hilfspolizisten kann ich nirgendwo auftreiben.
Das kann ich mir denken. Das kam alles zu plötzlich."
Als junger Mann las er den bemerkenswerten Satz von Robert Louis Stevenson: A man´s charakter is his destiny. Der Charakter des Menschen ist sein Schicksal. Dieses Zitat schwebt wie ein Motto über fast all seinen Filmfiguren. Zinnemann zeigt Charaktere in existentiellen Situationen, die sie an einen Kreuzweg führen. Der Soldat Prewitt, gespielt von Montgomery Clift, revoltiert in dem Weltkriegsdrama Verdammt in alle Ewigkeit gegen die nackte Gewalt des Soldatenalltages. Er bleibt unbeugsam bis zur Selbstaufgabe.
"Du konntest einfach nicht nachgeben. Hättest nur boxen brauchen. Aber das kam ja für dich nicht infrage, du Dickschädel.
Dabei gibt’s in diesem Jahr überhaupt keine Boxmeisterschaften."
Wenn Zinnemann auch keine explizit politischen Filme gemacht hat, transportieren sie doch die Überzeugung, dass Gewissen und Charakter stärker sind als Ideologien und starre Apparate. 1977 drehte Zinnemann einen Politthriller über ein fiktives de Gaulle-Attentat: "Der Schakal" ist Zinnemanns kühlster und strengster Genrefilm, der ohne Stars gedreht wurde, wie der Hauptdarsteller Edward Fox erläutert:
"The motivation for him really is, that he is dealing in his story. The characters apart from the Jackal who were established must have a certain anonymitiy, a rather curious quality, they must not be known. "
"Sein eigentlicher Beweggrund war die reine Geschichte des Films. Dafür mussten die Charaktere des Films eine gewisse Anonymität aufweisen, sogar auch etwas seltsam erscheinen. Sie sollten nicht so bekannt sein."
Typisch am Schakal ist wieder die Rolle des einsamen Helden, in diesem Fall ein Killer, der sein Schicksal herausfordert. Am Ende verliert er nicht nur sein Leben, sondern auch seine Identität. Er ist ein Namenloser ohne Grabstein. Nach dem Schakal drehte Zinemann keinen erfolgreichen Film mehr, sein Thriller Am Rande des Abgrunds floppte an der Kinokasse. Fred Zinnemann war und blieb ein Europäer, der im Hollywood-Kino nicht mit seinem Namen im Mittelpunkt stehen wollte, der nicht als Stilist von sich reden machte: Er wollte interessante, ihm wichtige Geschichten erzählen. Nicht mehr und nicht weniger. Er starb am 14. März 1997 in London.
Quellenangabe:
Fred Zinnemann, "Verdammt in alle Ewigkeit", Sony Pictures, ASIN B00005Q4DL
"Weißt Du nicht mehr, was er gesagt hat, als er auf dem Stuhl da saß?
Mich werdet ihr nie hängen! Ich komme wieder und ich werde dich töten. Das schwöre ich! Ich werde dich töten!"
Am 29. April 1907 kam Alfred Zinnemann in Wien als Sohn eines jüdischen Arztes zur Welt und sollte ursprünglich einen im bürgerlichen Sinne "anständigen" Beruf erlernen. Er versuchte es mit der Juristerei, die ihn unendlich langweilte, zudem spielte er immer mit dem Gedanken, Musiker zu werden. Mangelndes Talent durchkreuzte aber diese Idee.
Im Lichtspielhaus um die Ecke sah er die großen Filme seiner Zeit: Erich von Stroheims Greed, die Heilige Johanna von Dreyer, Big Parade von King Vidor und andere Meisterwerke der frühen 1920er Jahre. Jetzt war ihm klar, dass er Filmregisseur werden wollte. Früh bereits kristallisierte sich eine eigene Vorstellung heraus, was Film im Idealfall sein sollte:
"Im besten Sinn ist ein Film wie ein Traum. Er hat mit Logik nichts zu tun. Er ist auch nicht rationell, sondern besteht aus Assoziationen, Emotionen und Illusionen. "
Ab 1927 lässt sich Fred Zinnemann, wie er später in Amerika heißen wird, in Paris zum Kameramann ausbilden und lernt das Fach von der Pieke auf.1928 arbeitet er in Berlin mit Billy Wilder und Robert Siodmak an dem berühmten Dokumentarfilm Menschen am Sonntag. Zinnemanns Mitarbeit beschränkt sich auf praktische Dinge: Er legt die Filmrollen ein und trägt das Stativ. Ein Jahr später geht er nach Amerika, um den Tonfilm auszuprobieren. Dort beginnt seine eigentliche Filmkarriere, zunächst noch als Dokumentarfilmer. Zinnemann hadert nicht mit dem Kommerz Hollywoods, sondern bedient sich des umfangreichen Apparates mit großer Virtuosität.
"Der Richter ist schon weg, Harvey hat den Dienst quittiert und Hilfspolizisten kann ich nirgendwo auftreiben.
Das kann ich mir denken. Das kam alles zu plötzlich."
Als junger Mann las er den bemerkenswerten Satz von Robert Louis Stevenson: A man´s charakter is his destiny. Der Charakter des Menschen ist sein Schicksal. Dieses Zitat schwebt wie ein Motto über fast all seinen Filmfiguren. Zinnemann zeigt Charaktere in existentiellen Situationen, die sie an einen Kreuzweg führen. Der Soldat Prewitt, gespielt von Montgomery Clift, revoltiert in dem Weltkriegsdrama Verdammt in alle Ewigkeit gegen die nackte Gewalt des Soldatenalltages. Er bleibt unbeugsam bis zur Selbstaufgabe.
"Du konntest einfach nicht nachgeben. Hättest nur boxen brauchen. Aber das kam ja für dich nicht infrage, du Dickschädel.
Dabei gibt’s in diesem Jahr überhaupt keine Boxmeisterschaften."
Wenn Zinnemann auch keine explizit politischen Filme gemacht hat, transportieren sie doch die Überzeugung, dass Gewissen und Charakter stärker sind als Ideologien und starre Apparate. 1977 drehte Zinnemann einen Politthriller über ein fiktives de Gaulle-Attentat: "Der Schakal" ist Zinnemanns kühlster und strengster Genrefilm, der ohne Stars gedreht wurde, wie der Hauptdarsteller Edward Fox erläutert:
"The motivation for him really is, that he is dealing in his story. The characters apart from the Jackal who were established must have a certain anonymitiy, a rather curious quality, they must not be known. "
"Sein eigentlicher Beweggrund war die reine Geschichte des Films. Dafür mussten die Charaktere des Films eine gewisse Anonymität aufweisen, sogar auch etwas seltsam erscheinen. Sie sollten nicht so bekannt sein."
Typisch am Schakal ist wieder die Rolle des einsamen Helden, in diesem Fall ein Killer, der sein Schicksal herausfordert. Am Ende verliert er nicht nur sein Leben, sondern auch seine Identität. Er ist ein Namenloser ohne Grabstein. Nach dem Schakal drehte Zinemann keinen erfolgreichen Film mehr, sein Thriller Am Rande des Abgrunds floppte an der Kinokasse. Fred Zinnemann war und blieb ein Europäer, der im Hollywood-Kino nicht mit seinem Namen im Mittelpunkt stehen wollte, der nicht als Stilist von sich reden machte: Er wollte interessante, ihm wichtige Geschichten erzählen. Nicht mehr und nicht weniger. Er starb am 14. März 1997 in London.
Quellenangabe:
Fred Zinnemann, "Verdammt in alle Ewigkeit", Sony Pictures, ASIN B00005Q4DL