Nun putzt er genau mit diesem Gummifetzen jene Krone, jenes begehrte Machtsymbol, um das es die ganze Zeit geht. Dann setzt sich diese Krone Edwards junger und eigentlich noch unschuldiger Sohn aufs Haupt. Rächen an seiner Mutter Isabelle und an deren Geliebtem Mortimer für den Mord an seinem Vater, rächen tut sich dieser Salzburger Jung-Edward nicht. Eigentlich ist dies von Autor Christopher Marlowe vorgesehen, trotzdem lässt Regisseur Sebastian Nübling keinen Zweifel daran, dass sich das Rad der Geschichte und damit das Rad der Gewalt weiterdrehen wird.
Zweifel an der "guten" Menschlichkeit des Menschen ist also angemessen, ist und bleibt der Mensch doch ein Zentaur, dessen gut gewillter Geist an den tierhaften Körper gefesselt ist. Und so putzt man bei Sebastian Nübling mit dem Geschlecht nicht um sonst das wohl höchste weltliche Machtsymbol, die Krone. Dass damit aber nur der Dreck des Menschlichen an jener Insignie kleben bleibt, die zum Wohle aller eigentlich zu moralischen Höchstleistungen herausfordern sollte, davon erzählt diese Salzburger Inszenierung von Christopher Marlowes "Edward II." auf eine ebenso reduzierte wie grandiose Weise. Dass Edward II. schwul ist, seine ausschweifende Leidenschaft dem Geliebten Gaveston gilt, steht dabei keineswegs im Vordergrund, hat dies doch ohnehin an Aktualität verloren, spätestens seitdem Guido Westerwelle sein feiges, dabei doch eigentlich politisch noch immer notwendiges Coming-Out zu einem herausgezögert späten Zeitpunkt hatte, als er sicher sein konnte, dass nicht einmal mehr die Bildzeitung daraus einen Skandal machen würde. Dass Edward ausschweift, dass er der Gier seines Körpers just zu dem Zeitpunkt nachgibt, da sein Vater stirbt und ihm die Krone zufällt, das ist seine eigentliche Schuld:
Gaveston, Gaveston, komme und teile mit mir mein Reich,......Ga-Ve-Ston…
Dieser Edward ist der Pflicht seines hohen Amtes nicht gewachsen und will ihr nicht gewachsen sein, dies zeigt Regisseur Sebastian Nübling, indem er seinem Edward lange Zeit den infantil-lüsternen Gestus der pubertären Liebe zum Gespielen Gaveston verordnet. Erst als dieser Gespiele ermordet ist, erst als Machtintrige und Machtgier der Königsgattin Isabelle greifen, erst dann reift Edward wirklich zum König, wenn auch zu einem pervertierten, der die ihm zustehende Macht nur zu Rache und Mord missbraucht und schließlich stürzt.
Und auch in Isabelle und Mortimer wächst parallel mit der Gier nach Macht, die körperliche Gier nacheinander, auch hier siegt das Tier, der Körper über das politisch-moralische Wesen. Mit einer ungeheuer theatralen Phantasiekraft und Genauigkeit hat Sebastian Nübling diesen Abgesang auf den Menschen als höheres Wesen in Szene gesetzt. Bekannt für sein Theater des körperlichen Gestus wirft er in der alten Saline auf der Perner-Insel bei Hallein seine Figuren in einen holzbraunen kleinen Bühnenkasten, der von einem erhöhten Laufsteg eingefasst ist, der nur im Sprung erreicht werden kann. Und hier prallen in harten und mächtigen Bildern die Individuen ebenso aufeinander, wie sie immer wieder auf die Masse der Peers prallen, die mit dynamisch-chorischer Wucht wie eine Horde losgelassener Börsianer eine Art Fußvolk der Macht bilden. Selten hat man in letzter Zeit Theater mit soviel Verve gesehen, dass dabei nichts an seiner intellektuellen und analytischen Genauigkeit einbüßt.
Zweifel an der "guten" Menschlichkeit des Menschen ist also angemessen, ist und bleibt der Mensch doch ein Zentaur, dessen gut gewillter Geist an den tierhaften Körper gefesselt ist. Und so putzt man bei Sebastian Nübling mit dem Geschlecht nicht um sonst das wohl höchste weltliche Machtsymbol, die Krone. Dass damit aber nur der Dreck des Menschlichen an jener Insignie kleben bleibt, die zum Wohle aller eigentlich zu moralischen Höchstleistungen herausfordern sollte, davon erzählt diese Salzburger Inszenierung von Christopher Marlowes "Edward II." auf eine ebenso reduzierte wie grandiose Weise. Dass Edward II. schwul ist, seine ausschweifende Leidenschaft dem Geliebten Gaveston gilt, steht dabei keineswegs im Vordergrund, hat dies doch ohnehin an Aktualität verloren, spätestens seitdem Guido Westerwelle sein feiges, dabei doch eigentlich politisch noch immer notwendiges Coming-Out zu einem herausgezögert späten Zeitpunkt hatte, als er sicher sein konnte, dass nicht einmal mehr die Bildzeitung daraus einen Skandal machen würde. Dass Edward ausschweift, dass er der Gier seines Körpers just zu dem Zeitpunkt nachgibt, da sein Vater stirbt und ihm die Krone zufällt, das ist seine eigentliche Schuld:
Gaveston, Gaveston, komme und teile mit mir mein Reich,......Ga-Ve-Ston…
Dieser Edward ist der Pflicht seines hohen Amtes nicht gewachsen und will ihr nicht gewachsen sein, dies zeigt Regisseur Sebastian Nübling, indem er seinem Edward lange Zeit den infantil-lüsternen Gestus der pubertären Liebe zum Gespielen Gaveston verordnet. Erst als dieser Gespiele ermordet ist, erst als Machtintrige und Machtgier der Königsgattin Isabelle greifen, erst dann reift Edward wirklich zum König, wenn auch zu einem pervertierten, der die ihm zustehende Macht nur zu Rache und Mord missbraucht und schließlich stürzt.
Und auch in Isabelle und Mortimer wächst parallel mit der Gier nach Macht, die körperliche Gier nacheinander, auch hier siegt das Tier, der Körper über das politisch-moralische Wesen. Mit einer ungeheuer theatralen Phantasiekraft und Genauigkeit hat Sebastian Nübling diesen Abgesang auf den Menschen als höheres Wesen in Szene gesetzt. Bekannt für sein Theater des körperlichen Gestus wirft er in der alten Saline auf der Perner-Insel bei Hallein seine Figuren in einen holzbraunen kleinen Bühnenkasten, der von einem erhöhten Laufsteg eingefasst ist, der nur im Sprung erreicht werden kann. Und hier prallen in harten und mächtigen Bildern die Individuen ebenso aufeinander, wie sie immer wieder auf die Masse der Peers prallen, die mit dynamisch-chorischer Wucht wie eine Horde losgelassener Börsianer eine Art Fußvolk der Macht bilden. Selten hat man in letzter Zeit Theater mit soviel Verve gesehen, dass dabei nichts an seiner intellektuellen und analytischen Genauigkeit einbüßt.