
Max Supplieth ist 21 Jahre alt und studiert Informatik an der Universität in Köln. Zurzeit sind Semesterferien: Viele Studierende fliegen jetzt in den Urlaub, um sich von den Klausuren zu erholen. Reines Faulenzen käme für Max Supplieth allerdings nicht in Frage:
"Man kann natürlich einen Pauschalurlaub auf Mallorca buchen und dann aus Eimern Sangria trinken und am Meer die Füße reinhalten. Aber das wäre für mich nicht erfüllend, weil du machst nicht wirklich etwas Sinnvolles und kosten tut das auch noch."
Seit rund drei Jahren verreist er deshalb im Sommer lieber mit sogenannten Workcamps. Die Camps werden von der Friedensinitiative SCI in Deutschland und im Ausland organisiert. Dort arbeitet Max Supplieth dann mit anderen Freiwilligen zwei bis drei Wochen lang ehrenamtlich an einem gemeinnützigen Projekt.
"Das können viele verschiedene Themenbereiche sein. Von Umwelt über die Arbeit mit benachteiligten Gruppen in der Gesellschaft, bis hin zu der Arbeit mit Behinderten oder alternativen Lebensformen. Da sind beinah keine Grenzen gesetzt."
Urlaub im Workcamp
Als Teilnehmer muss er für den Aufenthalt sogar noch eine Gebühr von 110 Euro zahlen. Auch die Anreise muss er selbst finanzieren. Unterkunft und Verpflegung sind allerdings kostenlos. Es ist auch möglich, als Camp-Leiter freiwillig mitzuarbeiten. Dafür gibt es dann eine Aufwandsentschädigung von sieben Euro pro Tag.
"Ich hab eine Begegnung mal geleitet, das war 2012 an der Mosel. Da hatten wir ein Projekt von einem Samenbauer, der ein Stück Wald besetzt hat und dort seltene Kulturpflanzen kultiviert hat. Und dort hab ich das Camp geleitet. Die beiden anderen Camps hab ich als Teilnehmer absolviert, das war einmal in Island ein anderes Projekt letztes Jahr in der Ukraine."
Geschlafen wird in Schulräumen, Zelten oder Häusern. Dort kochen die Freiwilligen reihum für die ganze Gruppe. Tagsüber steht allerdings erst einmal Arbeit auf dem Programm: für vier bis sechs Stunden. Das kann auch schon mal richtig anstrengend werden.
"Zum Beispiel, wenn ich eine Schubkarre voller Schutt in ein Loch schmeißen muss und das nicht nur einmal, sondern in 14 Tagen ungefähr 90 Mal am Tag. Aber dann denk ich auch, das was du dafür zurückbekommst ist natürlich viel mehr. Du hast vier Stunden arbeiten, den Rest des Tages hast du Freizeit, kannst in einem Fluss im Wald mit den anderen schwimmen und machst Sachen, die entlohnen einen für die harte Arbeit."
Trend Ehrenamt
Gemeinnützig arbeiten liegt im Trend: Die Zahl der Ehrenamtler ist laut einer bundesweiten Studie in den vergangenen Jahren um zehn Prozent gestiegen. Auch Angelika Neunkirchen aus Bonn engagiert sich. Die 54-Jährige arbeitet seit über 30 Jahren ehrenamtlich bei der DLRG. Jedes Jahr im Sommer nimmt sie sich Urlaub, um als Rettungsschwimmerin an der Ostsee zu helfen.
"Letztendlich ist das mein Ausgleich zum Berufsleben und ich lerne dort viele neue Freunde kennen, weil wir dort aus dem gesamten Bundesgebiet zusammengezogen werden an der Küste. Und es macht auch Spaß. Ich bin halt kein Typ, der sich irgendwo an den Strand legt und dann die Sonne anbetet."
Jedes Jahr bewachen rund 4.000 ehrenamtliche Rettungsschwimmer, die Strände an der Nord- und Ostsee. Dafür gibt es eine kleine Aufwandsentschädigung zwischen 5 und 7,50 Euro am Tag. Außerdem werden die Fahrtkosten, die Unterkunft und ein Teil der Verpflegung von der DLRG übernommen. Das sei es wert, denn der gemeinsame Tagesablauf schweiße zusammen.
"Meistens ist so zwischen 7.00 Uhr und 7.15 Uhr allgemeines Wecken. Wenn Gemeinschaftsunterkünfte da sind. Es sind halt auch immer, zumindest hier aus Bonn, die gleichen Leute, die mitfahren. Da sind auch schon Ehen entstanden."
Angelika Neunkirchen kann sich ihren Sommerurlaub nicht mehr ohne ihr Ehrenamt vorstellen. Auch in diesem Jahr im September geht es für zwei Wochen auf den Wachturm am Meer. Auch Max Supplieth plant in ein paar Wochen wieder in ein Workcamp ins Ausland zu fahren.
"Mir gibt es in jedem Falle das Gefühl, mein Engagement an einer sinnvollen Stelle einzusetzen. Nicht irgendwie für einen Pandabär spenden, wo man nicht weiß, ob die Spende jemals ankommt oder doch auf dem Weg in irgendwelchen Fonds und Stiftungen landet. Sondern da siehst du, dass direkt dein physisches Engagement an Ort und Stelle irgendwas aufbaut: eine Mauer, einen Staudamm oder das Vertrauen der Einheimischen."
Wer selbst ein Ehrenamt sucht, findet auf der Website der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen eine Datenbank: Die sucht Ehrenämter - auch kurzfristige - in der Nähe raus.