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Ehrgeiziges Projekt oder Alibi-Veranstaltung?

Bis 2015 soll ein weltumspannendes Abkommen für den Klimaschutz entstehen, dass spätestens 2020 in Kraft treten soll. Die Grundlage dafür wollen Vertreter von 194 Nationen in den nächsten zwei Wochen auf dem Klimagipfel von Doha liefern. Doch im Vorfeld überwiegen die skeptischen Stimmen.

Von Georg Ehring |
    Protestlieder von Umweltschützern gehören zum Ritual, wenn die Vereinten Nationen zum Klimagipfel laden. Selten ist die Aufmerksamkeit für die Aktivisten so groß: Vertreter von 194 Nationen kommen zusammen. Vor einem Jahr in Südafrika konnten sie die Veranstaltung immerhin mit einem Erfolg abschließen. Beim Klimagipfel von Durban wurde das Ziel bekräftigt, die Erderwärmung in diesem Jahrhundert auf zwei Grad zu begrenzen und einen konkreten Zeitplan vorzulegen: Bis zum Jahr 2015 soll ein weltumspannendes Abkommen für den Klimaschutz entstehen, spätestens 2020 soll es in Kraft treten.

    In drei Jahren soll das Abkommen also fertig sein. Die Grundlage dafür soll in den nächsten zwei Woche der Klimagipfel von Doha im Emirat Qatar liefern - in einem Land, dass bisher vor allem als Ölexporteur und weniger als Umweltschützer aufgefallen ist. Khalifa Ahmed al-Sulait, Mitglied des qatarischen Verhandlungsteams, hofft auf einen erfolgreichen Abschluss:

    "In Doha geht es vor allem darum, die Ambitionen zu erhöhen. Und Doha will für die Einsicht werben, dass dies eine langfristige Aufgabe ist, für deren Lösung ein Jahr nicht ausreicht. Wir hoffen, dass wir ein ausgeglichenes Ergebnis bekommen, das in allen Bereichen dazu führt, dass mehr Klimaschutz umgesetzt und die Ambitionen gesteigert werden."

    In Qatar kommt der 18. UN-Klimagipfel zusammen - doch die vergangenen 17 haben nicht dazu geführt, dass die Menschheit den Klimawandel in den Griff bekommen hätte. Und so überwiegen dieses Mal im Vorfeld die skeptischen Stimmen.

    Um knapp ein Grad hat sich die Erdatmosphäre seit Anfang des 20. Jahrhunderts schon erwärmt - die Weltgemeinschaft hat sich vorgenommen, höchstens noch eine Erwärmung um ein weiteres Grad hinzunehmen. Aus gutem Grund: Bei einem größeren Anstieg der Temperaturen wird es gefährlich, sagt Jochen Flasbarth, der Präsident des Umweltbundesamts.

    "Das ist der Punkt, bei dem die internationale Wissenschaftlergemeinschaft in großer Einigkeit gesagt hat: Bis zu dieser globalen Temperaturänderung bleiben Klimaveränderungen noch einigermaßen - zwar mit hohem Aufwand aber noch einigermaßen beherrschbar und danach wird der Aufwand exponentiell steigen."

    Wenn sich die Atmosphäre zu sehr erwärmt, dann könnte ein Punkt erreicht werden, an dem das Klima regelrecht kippt: Weitreichende Veränderungen würden eingeleitet, die ihrerseits den Klimawandel verstärken und nicht mehr rückgängig gemacht werden können. So rechnen Klimaforscher schon bei etwas weniger als zwei Grad Erwärmung mit einem kompletten Abschmelzen des kilometerdicken Eispanzers, der große Teile Grönlands bedeckt. Anders Levermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

    "Prinzipiell ist es so: Je wärmer es wird, desto mehr Eis schmilzt. Aber: Bei Grönland ist der Fall noch kompliziert dadurch, dass das grönländische Eisschild sehr weit oben ist, sehr weit in die Atmosphäre ragt und es dort erst mal kalt ist. Und wenn Sie jetzt Eis schmelzen, dann wird es einerseits durch die globale Erwärmung wärmer, aber gleichzeitig auch dadurch, dass das Eis auch weiter nach unten sinkt in der Atmosphäre und dadurch noch mal zusätzlich erwärmt wird. Das heißt: Es schmilzt mehr als es durch die globale Erwärmung alleine passieren würde."

    Allein durch das Abschmelzen des Grönland-Eises würde der Meeresspiegel im Laufe von Jahrtausenden um rund sieben Meter ansteigen. Außerdem würde sich dadurch wohl der Golfstrom verändern, wie genau, ist bisher schwer zu berechnen. Die globale Erwärmung lässt den Meeresspiegel schon in diesem Jahrhundert deutlich steigen - die Schätzungen liegen zwischen 50 Zentimetern und eineinhalb Metern. Der Küstenschutz wird dadurch teuer, auch in Deutschland, erläutert Professor Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven.

    "Das heißt: Die Deiche müssen, wenn man mit der gleichen Sicherheit dahinter leben will, um diesen Meter erhöht werden. Und das ist in einer Stadt wie Hamburg schwierig. Einen Deich zu erhöhen heißt ja meistens, dass man ihn breiter machen muss. Und das heißt, man braucht Platz dafür. Und nicht überall ist der Platz da. Und das ist sicherlich ein Problem - man muss sich dann überlegen, ob man irgendwo anders die Elbe vorher zumacht."

    Allerdings können nicht überall die Deiche erhöht werden, viele Länder haben auch nicht das Geld dafür. Hunderte von Millionen Menschen müssen voraussichtlich ihre Heimat verlassen, nicht nur auf Koralleninseln im Pazifik, sondern auch in Küstenländern wie Indien, Bangladesh, den USA oder Deutschland. Seit Ende des 19. Jahrhunderts ist es bei uns im Schnitt um 1,2 Grad wärmer geworden, der Deutsche Wetterdienst rechnet mit weiteren zwei bis vier Grad in diesem Jahrhundert - je nach Entwicklung des Weltklimas. Vizepräsident Paul Becker befürchtet als Folge unter anderem eine Häufung von schweren Dürren, Starkregen und Stürmen.

    "Erschreckend ist aber, dass gerade - und darum geht es - die besonders extremen Wetterphänomene mit dem größten Gefährdungs- und Schadenspotenzial die größten Steigerungsraten aufweisen."

    Wie zum Beispiel der Hurrikan Sandy, der Anfang November schwere Zerstörungen in der Karibik und anschließend in New York und im Nordosten der USA anrichtete. Sandy hat immerhin dafür gesorgt, dass auch in den USA wieder über den Klimaschutz geredet wird. Nach seiner Wiederwahl hat US-Präsident Barack Obama das Thema wieder auf die Tagesordnung gesetzt:

    "Wir wollen, dass unsere Kinder in einem Amerika leben, das nicht durch Schulden belastet, durch Ungleichheit geschwächt und durch die zerstörerische Macht eines sich erwärmenden Planeten bedroht wird."

    Im Prinzip ist sich die Weltgemeinschaft seit 20 Jahren einig, dass eine gefährliche Erwärmung der Erdatmosphäre verhindert werden muss. Dies ist der Kern der Klimarahmenkonvention, die der Weltgipfel von Rio de Janeiro im Jahr 1992 verabschiedet hat.

    Doch zwischen Forderungen und Realität klafft im Klimaschutz eine gewaltige Lücke - und die wird immer größer anstatt sich zu schließen. Seit Anfang der 90er-Jahre sind die Treibhausgas-Emissionen nicht etwa gesunken, sondern gestiegen - um inzwischen 50 Prozent. Wenn in den nächsten Jahren keine Wende kommt, ist das Zwei-Grad-Ziel eine Illusion und die Welt eher auf dem Weg zu einer Erwärmung um drei bis fünf Grad bis zum Ende des 21. Jahrhunderts - und das wäre verheerend: Dürren, Missernten und Hitzewellen bislang unbekannten Ausmaßes sowie ein noch schnellerer Anstieg des Meeresspiegels wären die Folgen.

    Initiativen, diesen Trend umzukehren blieben seit 1992 ohne durchgreifenden Erfolg: Das einzige internationale Abkommen zum Klimaschutz war das Kyoto-Protokoll. Es verpflichtete die teilnehmenden Industrieländer, ihre Emissionen bis 2012 um fünf Prozent unter den Stand von 1990 zu drücken. Das werden die Länder auch überwiegend einhalten - und trotzdem steigen die Emissionen: Verantwortlich dafür sind viele Schwellenländer sowie die USA - sie haben ihren Ausstoß stark gesteigert. Der größte Emittent ist inzwischen China, das seinen schnell steigenden Strombedarf vor allem durch neue Kohlekraftwerke gestillt hat. Oliver Geden, Klimaexperte bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin:

    "Aber auch in China sieht man: Die machen sehr viel im Bereich Erneuerbare, aber die Emissionen gehen trotzdem weiter hoch. Auch die relativen Emissionen im Kraftwerkssektor gehen weiter hoch, weil noch sehr viel stärker als Erneuerbare wird da nach wie vor Kohle ausgebaut."

    Grundzüge für den Klimaschutz der Zukunft lieferte der Klimagipfel von Kopenhagen im Jahr 2009: Staaten und Staatengruppen verpflichteten sich freiwillig, ihre Emissionen in einem bestimmten Maß zu senken oder zu begrenzen. Doch es ist allgemeiner Konsens, dass diese Zusagen nicht ausreichen.

    "Die Addition all dessen kommt mit Sicherheit nicht bei einer Temperaturerhöhung von zwei Grad raus, sondern eher beim Doppelten."

    ... sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel beim Petersberger Klimadialog im vergangenen Sommer. Auch die UN-Umweltorganisation UNEP ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die bisherigen Zusagen der Industrie- und Schwellenländer im Klimaschutz bei Weitem nicht ausreichen. Selbst wenn alle Staaten sie strikt einhalten würden, lägen die Emissionen im Jahr 2020 noch um sechs Milliarden Tonnen CO2 zu hoch. Ein gewaltiger Wert, er entspricht etwa der sechsfachen Menge an Treibhausgasen, die Deutschland jährlich in die Atmosphäre bläst. Schon in den nächsten Jahren muss der Ausstoß von Treibhausgasen sinken, auf jeden Fall vor 2020. Sonst ist das Zwei-Grad-Ziel nicht zu erreichen.

    Rein technisch sei die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Klimaschutz durchaus zu bewältigen, sagt Joseph Alcano, leitender Wissenschaftler der UNEP:

    "Und außerdem sagen die Wissenschaftler, dass die Lücke verkleinert und sogar geschlossen werden kann. Nicht durch irgendwelche neuen Technologien oder technische Durchbrüche in den nächsten Jahren, sondern durch Änderungen in der Energieversorgung, durch mehr Energieeffizienz, durch die erneuerbaren Energien, durch ein besseres Management von Abfällen, von Wäldern und der Landwirtschaft. Das ist technisch und wirtschaftlich durchaus möglich. Der Punkt ist also: Es gibt diese große Lücke, grundsätzlich können wir sie schließen, nur: uns läuft die Zeit davon."

    Die klimaverträglichen Technologien müssten schließlich auch in großem Umfang eingesetzt werden: Die Energieversorgung müsste weitgehend auf Wind- und Solarstrom umgestellt, Autos, Fabriken und Elektrogeräte müssten sparsamer werden. Und um die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, ist die Politik gefragt. Doch Experten zweifeln daran, dass in Doha ehrgeizige Ziele gesetzt werden.

    "Gemessen an dem riesengroßen Problem mit dem wir es zu tun haben, wird dort nichts Wichtiges entschieden werden. Wenn es ganz schlecht läuft, wird nicht einmal das entschieden, was man lange Zeit für realistisch gehalten hat, nämlich eine zweite Verpflichtungsperiode im Kyoto-Protokoll."

    ... erwartet Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Dabei wäre selbst eine Verlängerung des Kyoto-Protokolls höchstens ein kleiner Erfolg. Denn der Kreis der Industriestaaten, die bei diesem Abkommen mitmachen wollen, ist geschrumpft: Russland, Japan und Kanada wollen nicht mehr dabei sein. Kyoto zwei wird allenfalls die Europäische Union, Australien und einige wenige kleinere Länder wie die Schweiz und Norwegen umfassen. Doch die sind für lediglich 15 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Die symbolische Bedeutung einer Verlängerung wäre allerdings groß. Zudem könnte das Abkommen Vorbild sein für einen weltumspannenden Klimaschutz-Vertrag. Ann Kathrin Schneider vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland.

    "Der Knackpunkt ist, dass wir mehr Klimaschutz bekommen - jetzt sofort in den nächsten acht Jahren und der zweite wichtige Punkt ist natürlich, dass die nötigen Vorbereitungen, die nötigen Vorbereitungen getroffen werden für ein internationales Abkommen, das dann 2015 stehen muss. Also: Wir haben drei Jahre Zeit, aber die drei Jahre dürfen jetzt nicht tatenlos verstreichen, sondern wir brauchen einen guten Zeitplan."

    Eine Initiative dafür könnte von der Europäischen Union kommen. Sie galt bisher als Vorreiter im Klimaschutz. Bis 2020 hat die EU eine Senkung der Treibhausgase um mindestens 20 Prozent versprochen. Wenn andere Länder mitziehen, wäre sie bereit, das Ziel auf minus 30 Prozent erhöhen. Eine besondere Herausforderung wäre das nicht, sagt Ann-Katrin Schneider.

    "Die Europäische Union hat ihr 20-Prozent-Ziel schon erreicht. Wir haben jetzt schon über 20 Prozent Reduktion, wir haben jetzt 17,5 Prozent heimische Reduktion seit 1990, und zusammen mit den Offsets, also mit den Zertifikaten, die die Europäischen Länder noch dazu kaufen können, haben wir schon sogar über 20 Prozent Emissionen. Diese Zahlen belegen einfach, dass das Europäische Emissionsziel so schwach ist, dass wir es jetzt schon erreicht haben."

    Doch es ist unwahrscheinlich, dass die EU in Doha eine Aufstockung ihres Ziels verkünden wird. Dafür wäre ein einstimmiges Votum der Mitgliedstaaten erforderlich - und bisher blockiert Polen einen solchen Schritt – übrigens als einziges EU-Mitglied. Susanne Dröge von der Stiftung Wissenschaft und Politik:

    "Eine Zielerhöhung von anderen Ländern sehe ich im Moment gar nicht. Die USA haben erst jüngst berichtet, dass sie ihre Ziele, also diese Ziele, die Obama schon in Kopenhagen mitgebracht hatte, erfüllt haben. Wir wissen, dass das aufgrund der Krise der Fall ist und solange kein Land damit quasi strategisch sich in den Mittelpunkt setzt, indem es sagt: Wir erhöhen unser Ziel, fehlt so´n bisschen die Initialzündung."

    Wenn es dabei bleibt, dann rückt das Erreichen des Zwei-Grad-Ziels in weite Ferne. Bereits beim vergangenen Klimagipfel in Durban sprachen sich manche dafür aus, dieses Ziel nicht mehr als Obergrenze, sondern als unverbindliche Orientierungsmarke für den Klimaschutz zu sehen. Oliver Geden:

    "Was wir im Moment haben, ist, dass wir an einem Ziel festhalten oder das Ziel sehr hoch halten als Staatengemeinschaft, aber gleichzeitig nichts tun, um es zu erreichen und wenn man sich einige dieser Staaten anschaut, die ja alle zusammen das zwei Grad-Ziel unterschrieben haben, hat man den Eindruck: Es ist nicht Voraussetzung zum Handeln, sondern es ist im Grunde genommen ein Placebo. Der Ersatz für ein Handeln. Wir haben das schöne Ziel aber auf die Maßnahmen können wir uns nicht einigen."

    Diese Haltung kann dazu führen, dass der Klimaschutz im internationalen Rahmen der Vereinten Nationen immer weniger ernst genommen wird, fürchtet Oliver Geden. Das allerdings dürfte dramatische Folgen für das Weltklima bedeuten. Widerstand gegen eine Relativierung des Zwei-Grad-Ziel kommt deshalb aus der Klimawissenschaft. Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut:

    "Wenn wir es aufgeben, haben wir schon verloren. Also wir sollten es nicht aufgeben und alle Zahlen sprechen auch dafür, dass es erreichbar ist - auch wenn es eine große Anstrengung bedeutet, aber diese Anstrengung, die lohnt sich wirklich und ich kann nur an alle appellieren - an alle Politiker, aber auch an alle Bürger, dass sie da mitmachen."

    Solche Appelle sind allerdings seit über 20 Jahren ohne nachhaltige Wirkung geblieben. Auch wenn die Ergebnisse der Wissenschaft zum Klimawandel kaum noch bestritten werden - die Politik richtet sich nicht danach. Oliver Geden:

    "In der Realität ist es einfach das übliche Bargaining. Das Verhandeln einzelner Länder, die für sich das Bestmögliche herausholen wollen. Das Problem ist eben nur, dass wir hier ein globales Problem haben, das letztlich nur global gelöst werden kann und dann können alle anerkennen, dass dieses Problem existiert und alle können anerkennen, dass man den Temperaturanstieg auf zwei Grad begrenzen sollte. Aber dann hat man immer noch die Möglichkeit, jeweils auf die anderen zu zeigen und zu sagen, die seien dafür hauptverantwortlich, die sollen jetzt mal machen."

    Wenn es bei Klimagipfeln wie dem in Doha nicht gelingt, für konsequenten Klimaschutz zu sorgen - gibt es dann Alternativen? Professor Otmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung gehört zu denen, die daran zweifeln, dass eine Verhandlungsrunde von über 190 Staaten eine Einigung zustande bringen kann. Er fordert die Klimagipfel zu ergänzen – also etwa im Kreis der G-20, der Gruppe von 20 großen Industrie- und Schwellenländern, über den Klimaschutz zu verhandeln.

    "Dafür ist der UN-Prozess ja geeignet, eine große Legitimation zu erzeugen zwischen allen Ländern. Aber um jetzt mal Kompromisse auszuloten, die Abschaffung der Subventionen für die fossilen Energieträger, das Verlinken von Emissionshandelssystemen, weitere bilaterale Verhandlungen auch auf der Ebene der großen Städte weltweit. Da scheinen mir andere Verhandlungsformate viel geeigneter zu sein."

    Vor allem ein internationaler Emissionshandel wäre nach Ansicht von Edenhofer sinnvoll. Die Beteiligten könnten ihn auch ohne Beschluss eines Klimagipfels einführen. In Europa werden Rechte zum Ausstoß von Treibhausgasen seit einigen Jahren gehandelt, jetzt ziehen auch andere Weltregionen nach - der US-Bundesstaat Kalifornien etwa brachte in dieser Woche die erste Versteigerung von Emissionsrechten hinter sich. Und weitere Länder kommen dazu:

    "Es gibt ja in China aber vor allem auch in Australien ganz bemerkenswerte Initiativen zum Klimaschutz: Zum Beispiel eben ein entstehendes Emissionshandelssystem und das könnte man mit dem europäischen Emissionshandelssystem verknüpfen und das könnte man durchaus auf bilateraler Ebene klären."

    Allerdings nur in einem ersten Schritt. Auf die Dauer müssen zumindest die großen Klimasünder in den CO2-Handel einsteigen, um wirklich Erfolge zu erzielen. Otmar Edenhofer:

    "Der CO2-Markt steht deswegen im Mittelpunkt, weil CO2 einen Preis benötigt. Warum brauchen wir den Preis? Wir brauchen den Preis, weil er ein Knappheitssignal darstellt, nämlich dass die Atmosphäre als Deponieraum im 21. Jahrhundert knapp wird."

    Und langfristig würde ein solcher Markt eben doch ein Abkommen wenn nicht aller, dann doch zumindest vieler Staaten erfordern. Beim Klimagipfel in Doha kann ein internationaler Markt für Emissionsrechte zum Thema werden, wenn es um ein langfristiges Abkommen für die Zeit ab 2020 geht. Das wäre ein zusätzlicher Schub für den Ausbau der Erneuerbaren Energien und für Investitionen in die Energieeffizienz. Die Initiative dafür muss allerdings von der Politik ausgehen - die Aussichten für den UN-Klimagipfel von Doha sind momentan jedoch eher pessimistisch. Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik:

    "Ich glaube, es mangelt nach wie vor an dem politischen Willen. Und dann kann es politisch gefährlich sein, einmal im Jahr zu suggerieren, im Grund genommen sei man sich ja völlig einig. Man müsse jetzt nur noch die Details ausarbeiten. Ich glaube, das ist nicht der Stand, wo wir sind und einmal im Jahr interessieren wir uns alle für Klimapolitik ganz stark und dann hören wir wieder alle die Bekenntnisse der Politik und wir sehen die neuen Studien der Wissenschaft, aber im Grunde genommen passiert nichts."

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