Friedlich singt ein Liederkranz aus dem Stuttgarter Umland vor dem Rathaus der Landeshauptstadt. Auf dem Marktplatz sind die Buden des Weihnachtsmarktes aufgebaut, die Dächer sind schneebedeckt, es riecht nach Glühwein und Advent.
Im Rathaus selbst ist es aber keineswegs so friedlich, wie es hier draußen den Anschein hat, trotz der eben zu Ende gegangenen Schlichtung zu Stuttgart 21. Fast wehmütig erinnert sich Alexander Kotz, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, daran, wie gut man bis vor einem guten Jahr mit den politischen Konkurrenten im Stadtparlament, mit den Grünen, ausgekommen ist.
"Da lagen wir in weiten Teilen auf einer Linie und haben viele gute Projekte gemeinsam vorangebracht."
Das sieht auch die andere Seite so: "Hervorragend", nennt Werner Wölfle, der grüne Fraktionsvorsitzende, im Rückblick die Zusammenarbeit zwischen Schwarz und Grün:
"Wir hatten hervorragende Zusammenarbeit immer wieder punktuell, ohne, dass man da in Baden-Württemberg eine Koalition dazu braucht."
Dann allerdings kam Stuttgart 21 und die Kommunalwahl, die in Stuttgart bereits von der Auseinandersetzung um den tiefergelegten Bahnhof bestimmt war. Und alles wurde anders. Die Grünen wurden Mehrheitsfraktion und beide Seiten tun sich seitdem schwer, sich mit den neuen Rollen abzufinden.
Im Augenblick jedenfalls stehen die Zeichen eher auf Konfrontation als auf Kooperation. Und dabei spielt nach der Überzeugung von CDU-Mann Kotz nicht nur Stuttgart 21 eine Rolle, sondern auch der Blick auf die Landtagswahl am 27. März.
"Ich glaube, dass die Grünen weniger aus sachlichen Gründen, als mit Blick auf die Landtagswahl mauern werden und alles infrage stellen werden."
Zwar spielten, so die Grüne Wölfle, im Kommunalen die persönlichen Beziehungen zwischen den Gemeinderäten immer eine größere Rolle als auf Landesebene. Aber daran, dass schwarz-grüne Zusammenarbeit gerade sehr klein geschrieben wird, sei im Augenblick nun eben nichts zu ändern.
"Der anstehende Wahlkampf wird die Lager enger aneinander schmieden. Das wird die nächsten 4 Monate so sein, dann schauen wir weiter."
50 Kilometer von Stuttgart entfernt, in der Universitätsstadt Tübingen, ist auf dem Marktplatz ebenfalls ein Weihnachtsmarkt aufgebaut. Hier gibt es Glühwein aus biologischem Anbau und Dinkelplätzchen mit Honig und im Rathaus ist der Grüne Boris Palmer der Chef und regiert mit einem ziemlich bunten Gemeinderat. Einerseits, so der Oberbürgermeister, ist der Abstand von Stuttgart und seinem Bahnhofsstreit spürbar. Die Kooperation zwischen Grün und Schwarz klappt noch immer.
"Kommunale Demokratie bleibt zum Glück von parteipolitischen Fraktionszwängen weitgehend verschont. Und in der Sache ist die Zusammenarbeit zwischen Schwarz und Grün ohnehin jederzeit möglich."
Andererseits aber ist das Thema Stuttgart 21 vor zwei Wochen dann doch auch ins Tübinger Rathaus geschwappt. Auf Antrag der SPD hat der Gemeinderat einen Beschluss gefasst, dass die Universitätsstadt für die Tieferlegung des Bahnhofs ist, nachdem der OB am Schlichtungstisch als einer der profiliertesten Gegner aufgetreten ist. Palmer jedoch nimmt es gelassen:
"Man muss auch Abstimmungsniederlagen hinnehmen können.
Den Willen zu einer schwarz-grünen Kooperation gibt es also. Nur die Umstände sind im Augenblick nicht danach."
Einer, der es wissen muss, ist der frühere Grüne und heutige Schwarze Oswald Metzger aus dem württembergischen Oberland. Er ist dennoch überzeugt davon, dass die Farbenkombination gerade in Baden-Württemberg Zukunft hat:
"Die Landespolitik wird auch künftig von einer Option schwarz-grüner inhaltlicher Schnittmengen bestimmt sein. Die baden-württembergischen Grünen sind in ihrer kommunalen Basis sehr wertkonservativ, gelten auch bei den Unionsleuten als zuverlässige Partner und übrigens auch umgekehrt."
Aus Sicht der baden-württembergischen Grünen hat das Projekt Schwarz-Grün allerdings seit den Landtagswahlen 2006 einen Spaltpilz: Es ist der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende und heutige Ministerpräsident Stefan Mappus, der damals während der Koalitionsverhandlungen eine schwarz-grüne Option verhindert hat, an der Günther Oettinger durchaus interessiert war.
Oswald Metzger: "In BW gibt es das Phänomen, dass mit Mappus ein CDUler in Verantwortung ist, der die schwarz-grünen Gespräche 2006 torpediert hat. Außerdem haben Schwarze und Grüne bei Stuttgart 21 diametral entgegen gesetzte Positionen."
Mit Blick auf die Landtagswahl am 27. März bedeutet das: Es ist kaum noch daran zu rütteln, dass es einen Lagerwahlkampf geben wird und dass die Grünen nicht auf Platz, sondern auf Sieg setzen. Noch einmal Boris Palmer, der bei einer Regierungsbeteiligung der Grünen vermutlich in die Landesregierung käme:
"Keine Frage. Wir sind in der Opposition. Wir sehen nach 60 Jahren die Chance, die CDU auch mal in die Opposition zu schicken und dafür kämpfen wir."
Und es ist vorhersehbar, dass der Landesparteitag der baden-württembergischen Grünen am kommenden Wochenende ein entsprechendes kämpferisches und keineswegs weihnachtlich-friedliches Signal setzen wird.
Im Rathaus selbst ist es aber keineswegs so friedlich, wie es hier draußen den Anschein hat, trotz der eben zu Ende gegangenen Schlichtung zu Stuttgart 21. Fast wehmütig erinnert sich Alexander Kotz, der CDU-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, daran, wie gut man bis vor einem guten Jahr mit den politischen Konkurrenten im Stadtparlament, mit den Grünen, ausgekommen ist.
"Da lagen wir in weiten Teilen auf einer Linie und haben viele gute Projekte gemeinsam vorangebracht."
Das sieht auch die andere Seite so: "Hervorragend", nennt Werner Wölfle, der grüne Fraktionsvorsitzende, im Rückblick die Zusammenarbeit zwischen Schwarz und Grün:
"Wir hatten hervorragende Zusammenarbeit immer wieder punktuell, ohne, dass man da in Baden-Württemberg eine Koalition dazu braucht."
Dann allerdings kam Stuttgart 21 und die Kommunalwahl, die in Stuttgart bereits von der Auseinandersetzung um den tiefergelegten Bahnhof bestimmt war. Und alles wurde anders. Die Grünen wurden Mehrheitsfraktion und beide Seiten tun sich seitdem schwer, sich mit den neuen Rollen abzufinden.
Im Augenblick jedenfalls stehen die Zeichen eher auf Konfrontation als auf Kooperation. Und dabei spielt nach der Überzeugung von CDU-Mann Kotz nicht nur Stuttgart 21 eine Rolle, sondern auch der Blick auf die Landtagswahl am 27. März.
"Ich glaube, dass die Grünen weniger aus sachlichen Gründen, als mit Blick auf die Landtagswahl mauern werden und alles infrage stellen werden."
Zwar spielten, so die Grüne Wölfle, im Kommunalen die persönlichen Beziehungen zwischen den Gemeinderäten immer eine größere Rolle als auf Landesebene. Aber daran, dass schwarz-grüne Zusammenarbeit gerade sehr klein geschrieben wird, sei im Augenblick nun eben nichts zu ändern.
"Der anstehende Wahlkampf wird die Lager enger aneinander schmieden. Das wird die nächsten 4 Monate so sein, dann schauen wir weiter."
50 Kilometer von Stuttgart entfernt, in der Universitätsstadt Tübingen, ist auf dem Marktplatz ebenfalls ein Weihnachtsmarkt aufgebaut. Hier gibt es Glühwein aus biologischem Anbau und Dinkelplätzchen mit Honig und im Rathaus ist der Grüne Boris Palmer der Chef und regiert mit einem ziemlich bunten Gemeinderat. Einerseits, so der Oberbürgermeister, ist der Abstand von Stuttgart und seinem Bahnhofsstreit spürbar. Die Kooperation zwischen Grün und Schwarz klappt noch immer.
"Kommunale Demokratie bleibt zum Glück von parteipolitischen Fraktionszwängen weitgehend verschont. Und in der Sache ist die Zusammenarbeit zwischen Schwarz und Grün ohnehin jederzeit möglich."
Andererseits aber ist das Thema Stuttgart 21 vor zwei Wochen dann doch auch ins Tübinger Rathaus geschwappt. Auf Antrag der SPD hat der Gemeinderat einen Beschluss gefasst, dass die Universitätsstadt für die Tieferlegung des Bahnhofs ist, nachdem der OB am Schlichtungstisch als einer der profiliertesten Gegner aufgetreten ist. Palmer jedoch nimmt es gelassen:
"Man muss auch Abstimmungsniederlagen hinnehmen können.
Den Willen zu einer schwarz-grünen Kooperation gibt es also. Nur die Umstände sind im Augenblick nicht danach."
Einer, der es wissen muss, ist der frühere Grüne und heutige Schwarze Oswald Metzger aus dem württembergischen Oberland. Er ist dennoch überzeugt davon, dass die Farbenkombination gerade in Baden-Württemberg Zukunft hat:
"Die Landespolitik wird auch künftig von einer Option schwarz-grüner inhaltlicher Schnittmengen bestimmt sein. Die baden-württembergischen Grünen sind in ihrer kommunalen Basis sehr wertkonservativ, gelten auch bei den Unionsleuten als zuverlässige Partner und übrigens auch umgekehrt."
Aus Sicht der baden-württembergischen Grünen hat das Projekt Schwarz-Grün allerdings seit den Landtagswahlen 2006 einen Spaltpilz: Es ist der frühere CDU-Fraktionsvorsitzende und heutige Ministerpräsident Stefan Mappus, der damals während der Koalitionsverhandlungen eine schwarz-grüne Option verhindert hat, an der Günther Oettinger durchaus interessiert war.
Oswald Metzger: "In BW gibt es das Phänomen, dass mit Mappus ein CDUler in Verantwortung ist, der die schwarz-grünen Gespräche 2006 torpediert hat. Außerdem haben Schwarze und Grüne bei Stuttgart 21 diametral entgegen gesetzte Positionen."
Mit Blick auf die Landtagswahl am 27. März bedeutet das: Es ist kaum noch daran zu rütteln, dass es einen Lagerwahlkampf geben wird und dass die Grünen nicht auf Platz, sondern auf Sieg setzen. Noch einmal Boris Palmer, der bei einer Regierungsbeteiligung der Grünen vermutlich in die Landesregierung käme:
"Keine Frage. Wir sind in der Opposition. Wir sehen nach 60 Jahren die Chance, die CDU auch mal in die Opposition zu schicken und dafür kämpfen wir."
Und es ist vorhersehbar, dass der Landesparteitag der baden-württembergischen Grünen am kommenden Wochenende ein entsprechendes kämpferisches und keineswegs weihnachtlich-friedliches Signal setzen wird.