Seynsche: Ist es normal, dass ein Astronaut an die Spitze der Nasa gestellt wird?
Lorenzen: Nein, ganz und gar nicht. Das ist erst der zweite Astronaut in der Riege der bislang 11 Nasa-Chefs, wenn wir davon ausgehen, dass er auch vom Kongress bestätigt wird. Es ist also wirklich eine Ausnahme, dort einen Astronauten zu haben. Charles Bolden ist 62 Jahre alt, kommt wie viele Astronauten aus der US-Armee, hat einmal als Kampfpilot in Vietnam gedient und war als dritter Afroamerikaner im All, bei dieser Präsidentschaft sicherlich auch ein interessanter Punkt. Und dann war er viermal mit dem Space Shuttle im Weltall. Und ein Kuriosum: Bolden war der Pilot der Mission, die 1990 das Weltraumteleskop Hubble ausgesetzt hat. Und politisch sehr interessant: Sein letzter Flug war 1994, das war der erste Shuttleflug mit einem russischen Kosmonauten in der Besatzung. Also eine wirklich fabelhafte Karriere in der Nasa, die er jetzt mit dem Chefposten krönen darf.
Seynsche: Das klingt aber so, als ob er auch wirklich eine gute Wahl wäre?
Lorenzen: Manche in der Nasa werden trotzdem zusammengezuckt sein, denn bei Astronauten haben viele Angst, dass es dann nur noch um die bemannte Raumfahrt geht und dass das Ganze zu Lasten des sehr starken Wissenschaftsprogrammes geht. Denn die Nasa macht ja viel mehr als Flüge zu der Raumstation oder vielleicht einmal wieder zum Mond. Aber Bolden hat sicherlich auch durch diesen Bezug zu dem Weltraumteleskop einen guten Stand bei den Wissenschaftlern. Vor allem ist es aber sehr wichtig, dass er politisch gut vernetzt ist, und da kann er wieder auf einen Kollegen zurückgreifen: einer seiner Kollegen bei seinem ersten Shuttleflug ist heute Senator für die Demokraten im Parlament. Und bei den großen Aufgaben, vor denen die Nasa steht, braucht er vor allem Durchsetzungskraft im politischen Universum, und die scheint er zu haben.
Seynsche: Was sind das denn für große Aufgaben?
Lorenzen: Der riesige Schritt ist jetzt das Ende der Shuttleflüge im Herbst des kommenden Jahres. Achtmal noch werden die Raumfähren zur internationalen Raumstation fliegen, dann ist Schluss, so hat es Präsident Bush verfügt. Das Programm läuft auch technisch aus, da kann auch Präsident Obama jetzt kaum noch die Reißleine ziehen und sagen, man wolle das noch fortführen. Der Nachfolger, die Orion-Kapsel, steht aber frühestens 2015 bereits, das heißt, die Nasa ist fünf Jahre lang auf die Hilfe der Russen angewiesen, um ihre Astronauten nach oben zu bekommen. Für die Nasa ist das ein Schock, damit muss man erst einmal fertigwerden. Und zugleich muss man dann eben klären, wie es mit den Mondplänen von Ex-Präsident Bush aussieht, der gesagt hat, 2020 mit Menschen zurück zum Mond, vielleicht 2024 eine Mondstation. Also, da ist sehr viel offen.
Seynsche: Präsident Obama macht ja in vielen politischen Bereichen genau das Gegenteil von dem, was Bush eigentlich angefangen hatte. Wie sieht das denn bei der Nasa aus, können die sich denn auf Kontinuität verlassen?
Lorenzen: Erstmal waren die etwas irritiert, dass es vier Monate diese Pause gab, dieses Vakuum zwischen dem Vorgänger Griffin, der als politischer Beamter automatisch mit Bush in den Ruhestand gegangen ist. Jetzt wird es interessant, Anfang dieses Monats hat der US-Präsident eine Kommission eingesetzt, die das gesamte Raumfahrtprogramm auf den Prüfstand stellen soll. Da geht es eben darum, wie sieht es mit dem Shuttle-Nachfolger aus, wie sieht es mit dem Mondprogramm aus. Aber, was dann etwas merkwürdig ist, Leiter dieser Mission ist der frühere Chef des Raumfahrtkonzerns Lockheed Martin, der genau diesen Shuttle-Nachfolger baut. Also die große Revolution werden die sicherlich auch nicht ausrufen. Man sieht auch im neuen Budget der Nasa für 2010, dass man offensichtlich ein bisschen reserviert ist, was diese Entwicklung der Mondrakete angeht. Man hat der Nasa nämlich von 2011 bis 2013 jeweils eine Milliarde US-Dollar weggenommen. Viele meinen, dann reicht das Geld nicht für die Mondrakete.
Seynsche: Liegt es an der Wirtschaftskrise, dass jetzt auf einmal weniger Geld zur Verfügung steht?
Lorenzen: Die Nasa merkt die Krise schon ein wenig, sie hat aus diesem Stimulusprogramm, aus dem US-Konjunkturpaket von den 700 Milliarden gerade einmal eine Milliarde abbekommen. Man muss jetzt die Flüge zur Internationalen Raumstation einfach noch abwickeln, das sind internationale Verpflichtungen, aber unter dem Strich bekommt die Nasa in der Tat weniger, trotz eben dieses kleinen Zuschusses aus dem Konjunkturpaket, weil man ihr in den Folgejahren dann wieder mehr wegnimmt. Bei der industriellen Entwicklung des Nachfolgemodells für das Shuttle schaltet man jetzt etwas auf Sparflamme, was wird dann sehr interessant. Also die Raumstation muss man fortführen, aber wie es dann wirklich weitergeht, das wird man erst im Spätsommer wissen, wenn dieser Untersuchungsbericht vorliegt, dann weiß man wohin die Reise im Weltall für die Nasa geht.
Lorenzen: Nein, ganz und gar nicht. Das ist erst der zweite Astronaut in der Riege der bislang 11 Nasa-Chefs, wenn wir davon ausgehen, dass er auch vom Kongress bestätigt wird. Es ist also wirklich eine Ausnahme, dort einen Astronauten zu haben. Charles Bolden ist 62 Jahre alt, kommt wie viele Astronauten aus der US-Armee, hat einmal als Kampfpilot in Vietnam gedient und war als dritter Afroamerikaner im All, bei dieser Präsidentschaft sicherlich auch ein interessanter Punkt. Und dann war er viermal mit dem Space Shuttle im Weltall. Und ein Kuriosum: Bolden war der Pilot der Mission, die 1990 das Weltraumteleskop Hubble ausgesetzt hat. Und politisch sehr interessant: Sein letzter Flug war 1994, das war der erste Shuttleflug mit einem russischen Kosmonauten in der Besatzung. Also eine wirklich fabelhafte Karriere in der Nasa, die er jetzt mit dem Chefposten krönen darf.
Seynsche: Das klingt aber so, als ob er auch wirklich eine gute Wahl wäre?
Lorenzen: Manche in der Nasa werden trotzdem zusammengezuckt sein, denn bei Astronauten haben viele Angst, dass es dann nur noch um die bemannte Raumfahrt geht und dass das Ganze zu Lasten des sehr starken Wissenschaftsprogrammes geht. Denn die Nasa macht ja viel mehr als Flüge zu der Raumstation oder vielleicht einmal wieder zum Mond. Aber Bolden hat sicherlich auch durch diesen Bezug zu dem Weltraumteleskop einen guten Stand bei den Wissenschaftlern. Vor allem ist es aber sehr wichtig, dass er politisch gut vernetzt ist, und da kann er wieder auf einen Kollegen zurückgreifen: einer seiner Kollegen bei seinem ersten Shuttleflug ist heute Senator für die Demokraten im Parlament. Und bei den großen Aufgaben, vor denen die Nasa steht, braucht er vor allem Durchsetzungskraft im politischen Universum, und die scheint er zu haben.
Seynsche: Was sind das denn für große Aufgaben?
Lorenzen: Der riesige Schritt ist jetzt das Ende der Shuttleflüge im Herbst des kommenden Jahres. Achtmal noch werden die Raumfähren zur internationalen Raumstation fliegen, dann ist Schluss, so hat es Präsident Bush verfügt. Das Programm läuft auch technisch aus, da kann auch Präsident Obama jetzt kaum noch die Reißleine ziehen und sagen, man wolle das noch fortführen. Der Nachfolger, die Orion-Kapsel, steht aber frühestens 2015 bereits, das heißt, die Nasa ist fünf Jahre lang auf die Hilfe der Russen angewiesen, um ihre Astronauten nach oben zu bekommen. Für die Nasa ist das ein Schock, damit muss man erst einmal fertigwerden. Und zugleich muss man dann eben klären, wie es mit den Mondplänen von Ex-Präsident Bush aussieht, der gesagt hat, 2020 mit Menschen zurück zum Mond, vielleicht 2024 eine Mondstation. Also, da ist sehr viel offen.
Seynsche: Präsident Obama macht ja in vielen politischen Bereichen genau das Gegenteil von dem, was Bush eigentlich angefangen hatte. Wie sieht das denn bei der Nasa aus, können die sich denn auf Kontinuität verlassen?
Lorenzen: Erstmal waren die etwas irritiert, dass es vier Monate diese Pause gab, dieses Vakuum zwischen dem Vorgänger Griffin, der als politischer Beamter automatisch mit Bush in den Ruhestand gegangen ist. Jetzt wird es interessant, Anfang dieses Monats hat der US-Präsident eine Kommission eingesetzt, die das gesamte Raumfahrtprogramm auf den Prüfstand stellen soll. Da geht es eben darum, wie sieht es mit dem Shuttle-Nachfolger aus, wie sieht es mit dem Mondprogramm aus. Aber, was dann etwas merkwürdig ist, Leiter dieser Mission ist der frühere Chef des Raumfahrtkonzerns Lockheed Martin, der genau diesen Shuttle-Nachfolger baut. Also die große Revolution werden die sicherlich auch nicht ausrufen. Man sieht auch im neuen Budget der Nasa für 2010, dass man offensichtlich ein bisschen reserviert ist, was diese Entwicklung der Mondrakete angeht. Man hat der Nasa nämlich von 2011 bis 2013 jeweils eine Milliarde US-Dollar weggenommen. Viele meinen, dann reicht das Geld nicht für die Mondrakete.
Seynsche: Liegt es an der Wirtschaftskrise, dass jetzt auf einmal weniger Geld zur Verfügung steht?
Lorenzen: Die Nasa merkt die Krise schon ein wenig, sie hat aus diesem Stimulusprogramm, aus dem US-Konjunkturpaket von den 700 Milliarden gerade einmal eine Milliarde abbekommen. Man muss jetzt die Flüge zur Internationalen Raumstation einfach noch abwickeln, das sind internationale Verpflichtungen, aber unter dem Strich bekommt die Nasa in der Tat weniger, trotz eben dieses kleinen Zuschusses aus dem Konjunkturpaket, weil man ihr in den Folgejahren dann wieder mehr wegnimmt. Bei der industriellen Entwicklung des Nachfolgemodells für das Shuttle schaltet man jetzt etwas auf Sparflamme, was wird dann sehr interessant. Also die Raumstation muss man fortführen, aber wie es dann wirklich weitergeht, das wird man erst im Spätsommer wissen, wenn dieser Untersuchungsbericht vorliegt, dann weiß man wohin die Reise im Weltall für die Nasa geht.