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Ein Ball zeigt die Zeit an

Zu den klassischen Aufgaben von Sternwarten gehörte der Zeitdienst. Die Astronomen verfolgten präzise den Lauf der Sterne und bestimmten so die genaue Uhrzeit.

Von Dirk Lorenzen |
    Vor allem in Hafenstädten war der astronomische Zeitdienst von geradezu existenzieller Bedeutung. Denn die Navigation auf hoher See erforderte eine auf die Sekunde genau gehende Uhr an Bord. Nur so ließ sich die geografische Länge exakt bestimmen.

    Wie aber konnten die Astronomen in den Sternwarten den Kapitänen in den Häfen die exakte Zeit mitteilen? Funksignale waren im 19. Jahrhundert noch unbekannt.

    In Hamburg wurde daher 1876 ein Zeitball errichtet. Der schwarze Ball hatte eineinhalb Meter Durchmesser und hing an einem Gerüst gut fünfzig Meter über der Elbe. Die Astronomen lösten täglich zur selben Zeit den Ball über ein eigens verlegtes elektrisches Kabel aus.

    Täglich um 12 Uhr mittags in Greenwich, das den Nullpunkt der Längenmessung darstellte, fiel der Ball drei Meter nach unten. Mit diesem Signal konnten die Schiffsführer ihre Borduhren kontrollieren. Als Vorwarnung wurde der Ball zehn Minuten vor dem entscheidenden Zeitpunkt halb hoch gezogen, drei Minuten vorher dann ganz. Die Hamburger Zeitballanlage stand auf dem alten Kaispeicher A genau an der Stelle, an der jetzt die Elbphilharmonie entsteht.

    Zeitweise gab es weltweit mehr als 130 Zeitbälle. Mittlerweile ist diese Technik überholt. Funkuhren und Satellitensignale sind zuverlässiger – und in den Sternwarten weiß heute kaum noch jemand, dass früher der Zeitdienst zu den wichtigsten Aufgaben eines Instituts gehörte.

    Der Hamburger Zeitball

    Weitere Informationen zum Hamburger Zeitball