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Ein-Cent-Überweisungen

Eine neue Betrugsmasche macht derzeit die Runde. Dabei versuchen die Täter mittels Ein-Cent-Überweisungen an gültige Kontodaten zu gelangen - um dann richtig abzusahnen.

Von Verena Herb |
    Es fällt kaum auf – ein Cent, der vom Konto abgebucht wird. Was soll´s, sagen viele und lassen die Sache meist auf sich beruhen. Jetzt warnt das Verbraucherschutzministerium im Spiegel: Vorsicht – Trickbetrüger am Werk. Die überweisen massenweise Minibeträge auf Kontonummern, deren Zahlenkombination sie nach dem Zufallsprinzip erstellen – erklärt Julia Rehberg, Juristin bei der Verbraucherzentrale Hamburg:

    "Im Prinzip ist das die Möglichkeit. Ich nehme eine Bankleitzahl und eine Zahlenkombination von Kontonummern und sehe dann, wenn keine Fehlermeldung kommt und kann dann feststellen, aha – das Konto existiert."

    Und dann würden, so warnt das Verbraucherschutzministerium, unauffällige Beträge – meist unter 100 Euro, von dem Konto abgebucht. Kein Problem, so Julia Rehberg. Die Bank ist nicht zum Abgleich der Daten verpflichtet.

    "Wenn man ihre Kontodaten hat, also Bankleitzahl und Kontonummer, dann kann man erst einmal abbuchen. Und das passiert auch ziemlich häufig, vor allem bei dubiosen Gewinnspielfirmen."

    Das sei ein bekanntes Thema bei den Verbraucherzentralen. Doch bis jetzt habe sich noch niemand bei den Hamburgern gemeldet, bei dem tatsächlich zunächst eine Minibetrag, später dann illegaler Weise ein größerer Betrag abgebucht wurde. Der Deutschlandfunk fragte stichprobenartig bei einigen Hamburger Banken nach: Weder bei der Hamburger Sparkasse noch bei der Hamburger Volksbank haben sich Kunden gemeldet, bei denen die Abbuchungsmasche angewandt wurde. Vielleicht fällt es vielen Kontobesitzern auch gar nicht auf. Julia Rehberg rät deshalb:

    "Sie sollten natürlich immer ihre Kontoauszüge angucken regelmäßig. Und dann können Sie es zurückbuchen lassen, das ist auch total unproblematisch. Auf jeden Fall bis sechs Wochen nach Quartalsende. Also immer regelmäßig gucken und sofort zur Bank gehen und sagen: Sofort rückgängig machen."

    Berichte über solche Betrügereien tauchen immer wieder auf: Im November letzten Jahres warnte der Fachverband Energie- und Gebäudetechnik Bayern-Thüringen per E-Mail vor der Ein-Cent-Abbuchung. Dann stellte sich heraus: Es handelte sich nur um einen Einzelfall, kein Massenphänomen. Die parlamentarische Staatssekretärin im Verbraucherschutzministerium, Julia Klöckner, erklärte indes im Spiegel, ihr seien "einige Fälle aus ihrer Bürgersprechstunde bekannt". Eine genaue Zahl könne sie zwar nicht nennen, vermutet aber, es könnte sich bei den mutmaßlichen Tätern um Trittbrettfahrer handeln, die die Meldungen vom November als Vorbild für ihre Masche nutzen.
    Doch nicht jede Ein-Cent Überweisung hat einen kriminellen Hintergrund, so die Expertin der Verbraucherzentrale:

    "Es gibt schon Bereiche, zum Beispiel bei Internetbezahlsystemen, da ist es üblich, dass Kleinstbeträge überwiesen werden, um die Identität des Nutzers, des Benutzers zu prüfen. Und das ist dann natürlich nicht kriminell, sondern vorab vereinbart."