Wenn der Muezzin ruft, lassen die frommen Muslime alles stehen und liegen und eilen zum Gebet. Fünfmal am Tag, so ist es Vorschrift. Die genauen Zeiten differieren von Ort zu Ort und von Tag zu Tag wie Sonnenauf- und untergang. Deshalb haben es die Medien als Aufgabe erkannt, dem Publikum die "Prayer Times", die Gebetszeiten, anzukündigen.
"Das ist ein Standard im arabischen Fernsehen. Sie finden auch in jeder Zeitung auf Seite zwei, wie bei uns den Wetterbericht, finden Sie die 'Prayer Times', also es ist ein Standard-Informationsangebot, was eigentlich jeder Sender bringt. Aber wir haben es eben aufbereitet in einer internationalen, sehr weltlichen, sehr ansprechenden Form trotzdem mit dem islamischen Grün als Hintergrund."
"Wir" - das ist eine Firma, die der deutsche Medienunternehmer Tewe Pannier in Dubai gegründet hat. Das arabische Emirat Dubai ist in den letzten Jahren zum größten Medienstandort im Nahen und Mittleren Osten geworden. In der eigens geschaffenen Media City haben sich Hunderte von Fernsehsendern niedergelassen.
"Dubai profitiert von den Unruhen eigentlich in der gesamten Region. Ja, es kracht im Irak, dann kommen natürlich die Flexiblen, die sich es leisten können, die Talente, die was können, kommen dann wohin am ehesten? Wahrscheinlich nach Dubai. Sie haben nach dem letzten Sommerkrieg in Beirut hier noch mal, obwohl die Libanesen ohnehin die stärkste Fraktion in den Medien sind, noch mal einen Schub von jungen Libanesen bekommen, die wahrscheinlich vorher die Hoffnung hatten, doch in ihrer Heimatstadt zieht es wieder an, jetzt sitzen sie wieder hier in den Werbeagenturen und in den Fernsehsendern"
und produzieren, was weniger bekannt ist, auch etliche Programme für den Irak.
"Im Irak selber ist der Betrieb eines Fernsehsenders mit gewissen Risiken behaftet, und von hier kann man das machen und natürlich auch die Werbung verkaufen und trotzdem mit wahrscheinlich kleinen journalistischen Büros in Bagdad, in Basra und so weiter die Nachrichten bestücken und ansonsten Programm für das irakische Volk machen, was ja doch relativ groß ist und auch eine zunehmende Kaufkraft hat, obwohl die Bomben da ja noch immer täglich hochgehen."
Von Dubai aus vermarktet Tewe Pannier auch ein Programm, das mittlerweile von mehr als 40 Sendern weltweit ausgestrahlt wird und aus nichts als Städteansichten besteht. Der Clou liegt darin, dass diese Städteansichten live übertragen werden. 70 Kameras hat die Firma installiert - von Hamburg bis Mallorca und von New York bis Kapstadt; die liefern zu jeder vollen Stunde Bilder in Sendequalität über preisgünstige Telefonleitungen.
"Meistens sehen die Menschen von der Welt in den Nachrichten Elend, Tod, Bomben, Unwetter und so weiter. Und wir zeigen zu jeder Stunde 90 Sekunden lang: Die Welt ist ja in Wirklichkeit überwiegend äußerst friedlich, beschaulich, romantisch, still, ruhig. Das wissen wir aus den Märkten, wo wir Einschaltquoten lesen können: Das ist ein sehr erfolgreiches Programm, die Menschen gucken das sehr gerne, vielleicht gerade weil sie sonst so viel Elend sehen."
Über das Aufstellen der ferngesteuerten Kameras kann Tewe Pannier eine Menge Anekdoten erzählen. Manchmal scheitert es am Geld, denn während die meisten Städte stolz darauf sind, im Fernsehen gezeigt zu werden, sollte er für Kameraplätze am New Yorker Times Square und im Vatikan bezahlen. In der chinesischen 5,5-Millionen-Stadt Dalian spielten hingegen militärische Bedenken eine Rolle.
"Ich hatte gerade zwei Nächte mit dem Bürgermeister durchgesoffen. und er hatte gesagt, wir machen das, und dann haben wir die Stadt besichtigt. eine traumhafte Stadt mit Meerkulisse und Denkmälern und Kunst, und hatten den Kamerastandort bestimmt, und dann schrie plötzlich einer von der Bürgermeisterbegleitung auf und zeigte hektisch nach hinten, und da war dann das Depot der Marine. Und damit war eigentlich ganz Dalian hinfällig."
Natürlich könnte man den Kamerablickwinkel technisch begrenzen und gewisse Einschränkungen vereinbaren wie im Fall des Luxushotels Burj Al Arab, wo die Kamera zwar installiert wurde, aber nicht so nah heranzoomen darf, dass man die Gesichter der Gäste erkennen könnte. Aber so etwas ist letztlich Vertrauenssache.
"Ja, das ist einer der Gründe, warum wir noch keine Kamera in Saudi-Arabien haben. Da ist also das Bedürfnis, von Christen gesteuerte Kameras live in Mekka zum Beispiel, was eine Traumlocation für uns wäre - da arbeite ich jetzt seit zweieinhalb Jahren dran, das ist im Moment noch nicht so möglich. Aber ich hoffe, dass ich in den nächsten Monaten da einen Durchbruch habe und wir hoffentlich Mekka auch der Welt zeigen können."
Wobei das Gebetszeitenprogramm sicherlich hilfreich sein dürfte. Es verbindet die Kameraschwenks durch islamische Städte mit einer durchlaufenden Schrift, auf der die örtlichen "Prayer Times" zu lesen sind - ein beliebter Service auf islamischen Kanälen vor oder nach den Nachrichten.
"Wahrscheinlich richtet sich der gläubige Muslim ohnehin, der wartet nicht im Fernsehen auf die Zeit, aber es ist ein bisschen vergleichbar bei uns mit dem Wetterbericht vielleicht oder mit den Sonnenauf- und -untergangszeiten: Das ist eine Information, die man eigentlich nicht so direkt nutzt, die aber - und hier viel mehr, die 'Prayer Times', die Gebetszeiten, das ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens und gibt dem Sender, und das ist für viele Sender, wir verkaufen es sehr viel an religiös geprägte Sender, das gibt ihnen einen weltlichen Touch, und trotzdem bedienen sie die religiösen Gefühle der Zuschauer."
Nur, dass der televisionäre Muezzin ein deutscher Christ ist, was die islamischen Sender im Zweifelsfall gar nicht erfahren.
"Das ist ein Standard im arabischen Fernsehen. Sie finden auch in jeder Zeitung auf Seite zwei, wie bei uns den Wetterbericht, finden Sie die 'Prayer Times', also es ist ein Standard-Informationsangebot, was eigentlich jeder Sender bringt. Aber wir haben es eben aufbereitet in einer internationalen, sehr weltlichen, sehr ansprechenden Form trotzdem mit dem islamischen Grün als Hintergrund."
"Wir" - das ist eine Firma, die der deutsche Medienunternehmer Tewe Pannier in Dubai gegründet hat. Das arabische Emirat Dubai ist in den letzten Jahren zum größten Medienstandort im Nahen und Mittleren Osten geworden. In der eigens geschaffenen Media City haben sich Hunderte von Fernsehsendern niedergelassen.
"Dubai profitiert von den Unruhen eigentlich in der gesamten Region. Ja, es kracht im Irak, dann kommen natürlich die Flexiblen, die sich es leisten können, die Talente, die was können, kommen dann wohin am ehesten? Wahrscheinlich nach Dubai. Sie haben nach dem letzten Sommerkrieg in Beirut hier noch mal, obwohl die Libanesen ohnehin die stärkste Fraktion in den Medien sind, noch mal einen Schub von jungen Libanesen bekommen, die wahrscheinlich vorher die Hoffnung hatten, doch in ihrer Heimatstadt zieht es wieder an, jetzt sitzen sie wieder hier in den Werbeagenturen und in den Fernsehsendern"
und produzieren, was weniger bekannt ist, auch etliche Programme für den Irak.
"Im Irak selber ist der Betrieb eines Fernsehsenders mit gewissen Risiken behaftet, und von hier kann man das machen und natürlich auch die Werbung verkaufen und trotzdem mit wahrscheinlich kleinen journalistischen Büros in Bagdad, in Basra und so weiter die Nachrichten bestücken und ansonsten Programm für das irakische Volk machen, was ja doch relativ groß ist und auch eine zunehmende Kaufkraft hat, obwohl die Bomben da ja noch immer täglich hochgehen."
Von Dubai aus vermarktet Tewe Pannier auch ein Programm, das mittlerweile von mehr als 40 Sendern weltweit ausgestrahlt wird und aus nichts als Städteansichten besteht. Der Clou liegt darin, dass diese Städteansichten live übertragen werden. 70 Kameras hat die Firma installiert - von Hamburg bis Mallorca und von New York bis Kapstadt; die liefern zu jeder vollen Stunde Bilder in Sendequalität über preisgünstige Telefonleitungen.
"Meistens sehen die Menschen von der Welt in den Nachrichten Elend, Tod, Bomben, Unwetter und so weiter. Und wir zeigen zu jeder Stunde 90 Sekunden lang: Die Welt ist ja in Wirklichkeit überwiegend äußerst friedlich, beschaulich, romantisch, still, ruhig. Das wissen wir aus den Märkten, wo wir Einschaltquoten lesen können: Das ist ein sehr erfolgreiches Programm, die Menschen gucken das sehr gerne, vielleicht gerade weil sie sonst so viel Elend sehen."
Über das Aufstellen der ferngesteuerten Kameras kann Tewe Pannier eine Menge Anekdoten erzählen. Manchmal scheitert es am Geld, denn während die meisten Städte stolz darauf sind, im Fernsehen gezeigt zu werden, sollte er für Kameraplätze am New Yorker Times Square und im Vatikan bezahlen. In der chinesischen 5,5-Millionen-Stadt Dalian spielten hingegen militärische Bedenken eine Rolle.
"Ich hatte gerade zwei Nächte mit dem Bürgermeister durchgesoffen. und er hatte gesagt, wir machen das, und dann haben wir die Stadt besichtigt. eine traumhafte Stadt mit Meerkulisse und Denkmälern und Kunst, und hatten den Kamerastandort bestimmt, und dann schrie plötzlich einer von der Bürgermeisterbegleitung auf und zeigte hektisch nach hinten, und da war dann das Depot der Marine. Und damit war eigentlich ganz Dalian hinfällig."
Natürlich könnte man den Kamerablickwinkel technisch begrenzen und gewisse Einschränkungen vereinbaren wie im Fall des Luxushotels Burj Al Arab, wo die Kamera zwar installiert wurde, aber nicht so nah heranzoomen darf, dass man die Gesichter der Gäste erkennen könnte. Aber so etwas ist letztlich Vertrauenssache.
"Ja, das ist einer der Gründe, warum wir noch keine Kamera in Saudi-Arabien haben. Da ist also das Bedürfnis, von Christen gesteuerte Kameras live in Mekka zum Beispiel, was eine Traumlocation für uns wäre - da arbeite ich jetzt seit zweieinhalb Jahren dran, das ist im Moment noch nicht so möglich. Aber ich hoffe, dass ich in den nächsten Monaten da einen Durchbruch habe und wir hoffentlich Mekka auch der Welt zeigen können."
Wobei das Gebetszeitenprogramm sicherlich hilfreich sein dürfte. Es verbindet die Kameraschwenks durch islamische Städte mit einer durchlaufenden Schrift, auf der die örtlichen "Prayer Times" zu lesen sind - ein beliebter Service auf islamischen Kanälen vor oder nach den Nachrichten.
"Wahrscheinlich richtet sich der gläubige Muslim ohnehin, der wartet nicht im Fernsehen auf die Zeit, aber es ist ein bisschen vergleichbar bei uns mit dem Wetterbericht vielleicht oder mit den Sonnenauf- und -untergangszeiten: Das ist eine Information, die man eigentlich nicht so direkt nutzt, die aber - und hier viel mehr, die 'Prayer Times', die Gebetszeiten, das ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des täglichen Lebens und gibt dem Sender, und das ist für viele Sender, wir verkaufen es sehr viel an religiös geprägte Sender, das gibt ihnen einen weltlichen Touch, und trotzdem bedienen sie die religiösen Gefühle der Zuschauer."
Nur, dass der televisionäre Muezzin ein deutscher Christ ist, was die islamischen Sender im Zweifelsfall gar nicht erfahren.