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Ein Dasein für den Cocktail

Robotik.- Auf der "Roboexotica" in Wien gibt es zahlreiche Roboter zu bestaunen, die sich alle der gleichen Sache verschrieben haben: Cocktails. Manche Maschine mixt erst dann, wenn der Getränkepreis vorab per SMS transferiert wurde, andere Roboter servieren überhaupt nicht - sondern trinken gleich lieber selbst.

Von Mariann Unterluggauer |
    Über zwei Stockwerke erstreckt sich das Festival der Cocktailroboter namens "Roboexotica". Zu ebener Erde produziert ein 3D-Drucker kleine Figuren, die für den optischen Aufputz der Cocktails sorgen, während im ersten Stock Roboter dafür verantwortlich sind, dass Flüssigkeiten aller Art – in der richtigen Dosierung – ins Glas fließen. Ein Veteran unter den Robotern ist Robomoji. Ganz aus Metall gefertigt, mit Sägeblatt und schwerer Kette ausgerüstet, gilt er als Schwergewicht unter den Mixmaschinen.

    "Ich habe sie nie gewogen, aber sie wiegt so an die 80 bis 100 Kilo."

    Für das diesjährige Festival verbesserte Robert Martin den Mechanismus für die Eismaschine und das Bezahlsystem. Der Gast braucht diesmal einen Code und die Handynummer von Robomoji. Erst wenn per SMS die Maschine die Bestätigung erhält, dass drei Euro ihren Besitzer gewechselt haben, wirft das Monster auch seine Ketten an.

    "Bei manchen Cocktailmixern – oder Maschinen allgemein, geht das per Münzeinwurf. Ich wollte mir etwas anderes überlegen; das war mir zu einfach."

    Nicht aus Metall, sondern aus gebeiztem Fichtenholz besteht die Hülle von Melmacc, dem Gentleman unter den Getränkemixern. Er wird von einem Team aus drei Personen in C# programmiert. Die Getränkebestellung erfolgt per Touchpad und am Ende des Fließbands sorgt eine Roboterhand für den perfekten Trinkgenuss. Das ist die Verbesserung, die zwei Unternehmensberater und ein Techniker für die diesjährige Roboexotica an ihrem Automaten vorgenommen haben.

    "Hier gibt es einen Strohhalmspender. Da sind Hunderte Strohhalme drinnen und da wird – genau auf Knopfdruck – ein Strohhalm herausgefördert, mit einem Lift herausgebracht. Dahin fährt dann die Roboterhand. Sie nimmt genau einen Strohhalm, führt ihn herüber, steckt ihn ins Glas und rührt dreimal um."

    Für Johannes Grenzfurthner von der Künstlergruppe monochrom, einer der Veranstalter der "Roboexotica", gelten als Maß für den gepflegten "Techno Hedonismus" zwei Dinge: perfekte Mixverhältnisse und Serviceleistung.

    "Und manchmal gibt es auch Maschinen – haben wir heuer keine – wo man überhaupt nichts bekommt, weil die Maschine selbst trinkt."

    Zumindest eine Maschine auf der "Roboexotica" widmet sich der Nahrungsaufnahme. Im schicken Küchendesign der 1960er-Jahre präsentiert sich der "Amalettomat". Sein Herr und Meister, der unter dem Künstlernamen Zwax antritt, hat ihn mit Drucker- und Scheibenwischermotor ausgestattet, um die Herstellung von Palatschinken zu perfektionieren.

    "Dieser Scheibenwischermotor, der bewegt diesen Teigschöpfer. Dann gibt es noch zwei Akkuschrauber-Motoren. Einen für die Marmelade, der andere für die Rotation der Heizplatte und einen Schrittmotor – also einen alten Drucker – der den Schaber bewegt. Insgesamt fünf bis sechs Motoren."

    "Und das Wichtigste, die Füllung?"

    "In der Füllung ist Wodka drinnen. Siehst, den habe ich jetzt eh vergessen."

    "Na, disqualifiziert, sofort disqualifiziert!"

    Auf der Roboexotica geht es nicht um Alkohol allein. Die Ausstellung, die pro Tag an die 1500 Menschen begeistert, fasziniert durch ihren Laborcharakter, schließlich wird laufend irgendwo gelötet, geschraubt und nachjustiert. Maschinenbastler aller Altersklassen rufen mit ihren Kreationen vor allem eines in Erinnerung: Maschinen bedeuten nicht nur Arbeit, sondern auch Spiel und Spaß.