Thema "Wem gehören meine Daten?":
Weinrich: Was sollen wir nun dazu sagen, dass ein Gesetzesentwurf der Bundesregierung noch für dieses, spätestens aber das nächste Jahr die Einführung eines Personenkennzeichens in Gestalt einer zwölfstelligen Zahl für alle Bürger der Bundesrepublik vorsieht? Müssen wir da nicht den Anfängen wehren, da wir doch durch Orwell gewarnt sind? Die bloße Nummerierung der Bürger, also die Verwendung einer absolut eindeutigen Ziffernfolge ist eine harmlose und im Wesentlichen unbedenkliche Maßnahme der Rationalisierung. Sofern wir ein Telefon haben, sind wir ja schon alle nummeriert und keiner hat sich bisher darüber beklagt. Gefährlich wird die Sache für den Bürger erst dann, wenn die bisher bei allen möglichen Ämtern verstreuten Angaben zur Person grundsätzlich elektronisch gespeichert und in mehr oder weniger zentralisierten Datenbanken zusammengeführt werden sollen. Noch gefährlicher ist es, wenn nicht nur die Instanzen der staatlichen Verwaltung, sondern auch mehr oder weniger beliebige Wirtschaftsverbände an einen solchen Verbund der Datenbanken angeschlossen werden, sodass der einzelne Bürger überhaupt nicht mehr kontrollieren kann, wohin seine persönlichen Daten in diesem allgemeinen Datenfluss wandern. Wenn es nur nach der Technik ginge, müsste jeder Bürger, der einem Computer persönliche Daten überlässt, damit rechnen, dass diese Daten auf unbegrenzte Zeit für jeden beliebigen Zugriff verfügbar bleiben. Das wird sicher in vielen Fällen harmlos sein, kann jedoch durchaus in einigen Fällen, wenn eine Person in eine kritische Situation gerät, sehr unangenehme Folgen für sie haben, wenn persönliche und vielleicht intime Daten, die sie längst der Gnade des Vergessens anheimgegeben glaubt, von informationsüberlegenen Mächten gegen sie verwandt werden. Ein Datenschatten mag uns dann wohl unser ganzes Leben begleiten, ob wir diesen Schatten auch noch so dringend abzuschütteln wünschen.
Sendezeichen aus 50 Jahren DLF
50 Jahre Deutschlandfunk
Weinrich: Was sollen wir nun dazu sagen, dass ein Gesetzesentwurf der Bundesregierung noch für dieses, spätestens aber das nächste Jahr die Einführung eines Personenkennzeichens in Gestalt einer zwölfstelligen Zahl für alle Bürger der Bundesrepublik vorsieht? Müssen wir da nicht den Anfängen wehren, da wir doch durch Orwell gewarnt sind? Die bloße Nummerierung der Bürger, also die Verwendung einer absolut eindeutigen Ziffernfolge ist eine harmlose und im Wesentlichen unbedenkliche Maßnahme der Rationalisierung. Sofern wir ein Telefon haben, sind wir ja schon alle nummeriert und keiner hat sich bisher darüber beklagt. Gefährlich wird die Sache für den Bürger erst dann, wenn die bisher bei allen möglichen Ämtern verstreuten Angaben zur Person grundsätzlich elektronisch gespeichert und in mehr oder weniger zentralisierten Datenbanken zusammengeführt werden sollen. Noch gefährlicher ist es, wenn nicht nur die Instanzen der staatlichen Verwaltung, sondern auch mehr oder weniger beliebige Wirtschaftsverbände an einen solchen Verbund der Datenbanken angeschlossen werden, sodass der einzelne Bürger überhaupt nicht mehr kontrollieren kann, wohin seine persönlichen Daten in diesem allgemeinen Datenfluss wandern. Wenn es nur nach der Technik ginge, müsste jeder Bürger, der einem Computer persönliche Daten überlässt, damit rechnen, dass diese Daten auf unbegrenzte Zeit für jeden beliebigen Zugriff verfügbar bleiben. Das wird sicher in vielen Fällen harmlos sein, kann jedoch durchaus in einigen Fällen, wenn eine Person in eine kritische Situation gerät, sehr unangenehme Folgen für sie haben, wenn persönliche und vielleicht intime Daten, die sie längst der Gnade des Vergessens anheimgegeben glaubt, von informationsüberlegenen Mächten gegen sie verwandt werden. Ein Datenschatten mag uns dann wohl unser ganzes Leben begleiten, ob wir diesen Schatten auch noch so dringend abzuschütteln wünschen.
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