Es war einmal Kolumbien. Ein schönes Land in Lateinamerika benannt nach dem Amerika-Entdecker Christoph Kolumbus. Heute ist es fest im Griff der Drogenkartelle und die Provinzmetropole Cali gilt als gefährlichste Stadt der Welt, in der ein Leben fast gar nichts Wert ist. Der deutsche Medizinstudent Marc, gespielt von August Diehl, hat sich ausgerechnet dieses gefährliche Pflaster für sein Praktikum ausgesucht. Zwar will er ein guter Arzt sein und Leben retten. Vor allem aber sucht er das Abenteuer, das er in der gemütlichen Arztpraxis seiner Mutter daheim in Frankfurt gründlich vermisst. Entsprechend frech und selbstbewusst ist sein Auftritt bei einer Taxifahrt:
"Taxifahrer: Wissen Sie noch vor zwanzig Jahren war das hier die schönste Stadt von Kolumbien und die Zivilisierteste.
Marc: Ich hab mich nicht beschwert - mir gefällt's.
Taxifahrer: Für euch Gringos ist es ja auch leicht. Ihr könnt ja auch einfach abhauen wenn es hässlich wird.
Marc: Ich hab mich ja schon daran gewöhnt, dass man mich hier "Nazi" nennt, aber Gringo?
Taxifahrer: Ah, sieh mal an - also ein Gringo aus Deutschland.""
Die Geschichte beruht auf den Erfahrungsberichten eines jungen deutschen Arztes, der sich tatsächlich nach Cali gewagt hatte und mit dem Regisseur Tom Schreiber vor ein paar Jahren in Briefkontakt trat. Außerdem waren die vorbereitenden Workshops mit jugendlichen Laiendarstellern vor Ort und die Dreharbeiten in der Drogenhauptstadt wohl ein ähnliches Abenteuer, wie das Leben Dr. Alemans, der die Kugeln der nächtlichen Schießereien herausoperieren muss. Bald wiegt er sich auf dem gefährlichen Terrain der Straßenbanden in trügerischer Sicherheit. Zunächst folgen wir Hauptdarsteller August Diehl in gebührender Distanz. Die Kamera ist sozusagen ebenso misstrauisch wie die Hauptfigur. Zu Recht, wie sich herausstellt. Einmal - noch auf der eben zitierten Taxifahrt - wird Marc so auseinander genommen, wie das Touristen in Cali jederzeit passieren kann. Er ist hilflos ausgeliefert und kommt buchstäblich mit dem nackten Leben davon. Regisseur Tom Schreiber versteht es vorzüglich, eine Atmosphäre der Bedrohung aufzubauen. Auch hinter der trotz allem bald einsetzenden euphorischen Abenteuerlust lässt er die tiefe Verunsicherung der Hauptfigur aufscheinen, die ihre Persönlichkeitsprobleme aus Deutschland natürlich im Gepäck hat. Sehr fein - wie ein Moskitonetz - spinnt der Selbstbetrug den Helden ein. Aus dem Bedrohungsszenario wird ein Aberteuerspielplatz. Doch je sicherer sich Marc mit seinen Kontakten zu ein paar Jungs von der Straßengang und zur Kioskbesitzerin Wanda fühlt, desto weniger wird er sich heraushalten können.
""Hören Sie Dr. dieser Jungs von Juez knallen hier alle Leute ab. Die machen ihr Krankenhaus voll.
Marc: Der ist doch noch'n Kind.
Das ist egal. Sie müssen sich für eine Seite entscheiden.
Marc: Heißt das, wenn ich eines Tages jemandem 'ne Kugel von dir rausholen muss, steck' ich sie dann wieder rein und nähe zu?"
In den meisten Filmen wird der Existenzkampf der Jugendlichen in den Elendsvierteln Lateinamerikas als Geschichte vom Aufstieg und Fall der Verbrecherkönige romantisiert. Tom Schreiber versucht sich diesem Klischee zu entziehen. Bei ihm gibt es keine Gutmenschen, die sich unerschrocken dem Bösen entgegenstellen. Marc betrachtet sich - das Koksen ist ihm auch zur leicht adaptierten Gewohnheit geworden - als gleichwertigen Teilnehmer am großen Spiel um Geld und Macht. Die Naivität der Hauptfigur spiegelt dabei auch die Naivität gängiger Entwicklungspolitik, die vorgibt, den Teufelskreis zu knacken, der von der verständlichen Sehnsucht nach einem besseren Leben geradewegs ins Verbrechen führt und dann gleich weiter ins auswegslose Gewaltkarussell. Am Ende dieses beeindruckenden deutschen Films, der leider vor allem in der zweiten Hälfte doch etwas zu sehr in die Kolportage abrutscht, löst der naive Deutsche eine Kettenreaktion tragischer Ereignisse aus.
"Taxifahrer: Wissen Sie noch vor zwanzig Jahren war das hier die schönste Stadt von Kolumbien und die Zivilisierteste.
Marc: Ich hab mich nicht beschwert - mir gefällt's.
Taxifahrer: Für euch Gringos ist es ja auch leicht. Ihr könnt ja auch einfach abhauen wenn es hässlich wird.
Marc: Ich hab mich ja schon daran gewöhnt, dass man mich hier "Nazi" nennt, aber Gringo?
Taxifahrer: Ah, sieh mal an - also ein Gringo aus Deutschland.""
Die Geschichte beruht auf den Erfahrungsberichten eines jungen deutschen Arztes, der sich tatsächlich nach Cali gewagt hatte und mit dem Regisseur Tom Schreiber vor ein paar Jahren in Briefkontakt trat. Außerdem waren die vorbereitenden Workshops mit jugendlichen Laiendarstellern vor Ort und die Dreharbeiten in der Drogenhauptstadt wohl ein ähnliches Abenteuer, wie das Leben Dr. Alemans, der die Kugeln der nächtlichen Schießereien herausoperieren muss. Bald wiegt er sich auf dem gefährlichen Terrain der Straßenbanden in trügerischer Sicherheit. Zunächst folgen wir Hauptdarsteller August Diehl in gebührender Distanz. Die Kamera ist sozusagen ebenso misstrauisch wie die Hauptfigur. Zu Recht, wie sich herausstellt. Einmal - noch auf der eben zitierten Taxifahrt - wird Marc so auseinander genommen, wie das Touristen in Cali jederzeit passieren kann. Er ist hilflos ausgeliefert und kommt buchstäblich mit dem nackten Leben davon. Regisseur Tom Schreiber versteht es vorzüglich, eine Atmosphäre der Bedrohung aufzubauen. Auch hinter der trotz allem bald einsetzenden euphorischen Abenteuerlust lässt er die tiefe Verunsicherung der Hauptfigur aufscheinen, die ihre Persönlichkeitsprobleme aus Deutschland natürlich im Gepäck hat. Sehr fein - wie ein Moskitonetz - spinnt der Selbstbetrug den Helden ein. Aus dem Bedrohungsszenario wird ein Aberteuerspielplatz. Doch je sicherer sich Marc mit seinen Kontakten zu ein paar Jungs von der Straßengang und zur Kioskbesitzerin Wanda fühlt, desto weniger wird er sich heraushalten können.
""Hören Sie Dr. dieser Jungs von Juez knallen hier alle Leute ab. Die machen ihr Krankenhaus voll.
Marc: Der ist doch noch'n Kind.
Das ist egal. Sie müssen sich für eine Seite entscheiden.
Marc: Heißt das, wenn ich eines Tages jemandem 'ne Kugel von dir rausholen muss, steck' ich sie dann wieder rein und nähe zu?"
In den meisten Filmen wird der Existenzkampf der Jugendlichen in den Elendsvierteln Lateinamerikas als Geschichte vom Aufstieg und Fall der Verbrecherkönige romantisiert. Tom Schreiber versucht sich diesem Klischee zu entziehen. Bei ihm gibt es keine Gutmenschen, die sich unerschrocken dem Bösen entgegenstellen. Marc betrachtet sich - das Koksen ist ihm auch zur leicht adaptierten Gewohnheit geworden - als gleichwertigen Teilnehmer am großen Spiel um Geld und Macht. Die Naivität der Hauptfigur spiegelt dabei auch die Naivität gängiger Entwicklungspolitik, die vorgibt, den Teufelskreis zu knacken, der von der verständlichen Sehnsucht nach einem besseren Leben geradewegs ins Verbrechen führt und dann gleich weiter ins auswegslose Gewaltkarussell. Am Ende dieses beeindruckenden deutschen Films, der leider vor allem in der zweiten Hälfte doch etwas zu sehr in die Kolportage abrutscht, löst der naive Deutsche eine Kettenreaktion tragischer Ereignisse aus.