Friedbert Meurer: Die Große Koalition, sie war sich gestern Abend ziemlich schnell einig. Die Abwrackprämie gibt es noch bis Ende des Jahres. Vielleicht - das ist möglich - läuft sie ein klein wenig früher aus, dann nämlich, wenn die fünf Milliarden Euro ausgeschöpft sind. Aber auf jeden Fall wird die Prämie nicht vor der Bundestagswahl im September abgeschafft. Den Ärger wollte sich wohl keine der drei Parteien einhandeln. Die Abwrackprämie hat damit jetzt gute Aussichten, zum Wort des Jahres gekürt zu werden.
Wer die Abwrackprämie in Anspruch nehmen und also ein neues Auto kaufen will, der muss bekanntlich einige Voraussetzungen erfüllen. Erstens: sein bisheriges Auto muss älter als neun Jahre alt sein. Zweitens: der Wagen muss zu Schrott gepresst werden. Und drittens: er oder sie sollte auch ganz gut im Kopfrechnen sein. Lohnt es sich wirklich, ein neues Auto jetzt zu kaufen, oder lassen sich manche jetzt dazu durch die Prämie verleiten? Man sollte nämlich auch einkalkulieren, welchen Rabatt räumt einem der Händler noch ein.
Am Telefon begrüße ich jetzt Matthias Mainz. Er ist Kfz-Experte bei der Industrie- und Handelskammer in Köln. Guten Tag, Herr Mainz.
Matthias Mainz: Guten Tag.
Meurer: Mal ganz grundsätzlich: finden Sie die Entscheidung gut, die heute im Kabinett getroffen wurde, Abwrackprämie gibt es bis Ende des Jahres?
Mainz: Eine ziemlich pauschale Frage, die so natürlich nur aus Branchensicht zu betrachten ist. Allgemein würde ich das nicht unterstützen wollen, die Abwrackprämie verlängert oder subventioniert sehr stark. Da müssten wir doch im Einzelnen hinschauen und in die Regelung reingehen.
Meurer: Wo haben Sie Bauchschmerzen?
Mainz: Ich habe Bauchschmerzen, dass sich hier jetzt nicht eine Blase entwickelt, aber doch ein Problem verschoben wird, wo wir dann vielleicht mit Ablaufen der Abwrackprämie oder auch in den nächsten Jahren vor großen Nachfragelöchern stehen werden, dass wir hier eine Quersubventionierung haben werden, dass auch durchaus andere Unternehmen, die nicht profitieren, hier jetzt benachteiligt werden könnten.
Meurer: Aber von den Autohändlern hört man ja große Begeisterung, dass bei ihnen die Verkaufssalons gestürmt werden. Sehen die nicht, dass das Problem am Ende der Party kommen könnte?
Mainz: Momentan - und da möchte ich auch gar nicht gegen die Abwrackprämie generell reden - war die Einführung der Abwrackprämie Anfang des Jahres sicherlich richtig und hat auch im richtigen Moment angesetzt. Wir haben hier bei sowohl Neuwagenverkäufen als auch bei der Neuwagenherstellung ganz starke Einbrüche von den Unternehmen vermeldet bekommen. Da sind ganze Wertschöpfungsketten in Gefahr gewesen und da hat die Abwrackprämie sicherlich jetzt für einen Puffer und auch für Spielraum bei den Unternehmen gesorgt. Dementsprechend glaube ich schon, dass die Händler - und in der aktuellen Stimmung ist das auch durchaus berechtigt - sehr zufrieden sein können.
Meurer: Aber bis Ende des Jahres ist Ihnen jetzt zu lang?
Mainz: Ja. Bis Ende des Jahres wird die Stimmung bei den Händlern auch weiterhin gut sein. Nur was ist denn dann im nächsten Jahr oder im übernächsten Jahr? Mit Verlängerung der Abwrackprämie wird dieser Einbruch halt auch deutlicher ausfallen. Das ist unsere Furcht oder meine Befürchtung.
Meurer: Einige Händler sagen, da kaufen jetzt Leute einen Neuwagen, die ohne die Abwrackprämie gar nicht das Geld gehabt hätten. Die hätten sich einen Gebrauchten gekauft und deswegen gibt es kein Nachfrageloch nächstes Jahr.
Mainz: Das höre ich auch, sowohl von Händlern als auch von Herstellern, die hoffen, hier neue Nachfrageschichten zu ergründen oder an den Neuwagenverkauf ranzuführen. Das kann ich mir auch bei Teilen durchaus vorstellen. Nur verschiebt das natürlich auch das ganze. Dann freuen sich die Neuwagenhändler, aber die Gebrauchtwagenhändler werden natürlich entsprechend leiden, wenn diese Leute jetzt einen neuen, aber keinen drei, vier oder fünf Jahre alten Gebrauchten mehr kaufen.
Meurer: Was hören Sie denn im Moment in der Industrie- und Handelskammer von den Gebrauchtwagenhändlern über deren wirtschaftliche Situation?
Mainz: Die sind für mich erstaunlich noch sehr zurückhaltend, haben sich noch nicht sehr deutlich geäußert. Ich kenne aus dem Reparaturbereich allerdings jetzt auch schon erste Stimmen, die fürchten, dass der Ersatzteilhandel, der Ersatzteileinbau deutlich zurückgehen wird, weil weniger ältere Autos auf dem Markt sind. Das, denke ich, sind Nachrichten, die wir in den nächsten Monaten noch häufiger hören werden.
Meurer: Werden da einige Reparaturwerkstätten sogar in der Existenz bedroht sein?
Mainz: Das ist jetzt Spekulation. Da habe ich noch keine Rückmeldung zu. Das wäre denkbar, muss man aber erst mal abwarten, wie sich das entwickelt.
Meurer: In der Industrie- und Handelskammer sind ja, Herr Mainz, alle Gewerbetreibenden organisiert, nicht nur Autohändler, sondern Handwerker, Unternehmer. Was sagen denn die anderen Branchen dazu, dass hier so eine doch deutliche Subvention einer bestimmten Branche, nämlich der Autohändler, gefördert wird?
Mainz: Zunächst eine kleine Klarstellung. Wir sind tatsächlich die Allgemeinvertretung der Unternehmen, aber nicht für die Handwerker. Die sind über die Handwerksorganisationen getrennt. Dementsprechend muss ich dort ein bisschen ausklammern.
Meurer: Okay, lassen wir die außen vor.
Mainz: Wir hören jetzt noch keine explizite Klagen von Unternehmen über die Abwrackprämie. Was wir allerdings natürlich schon hören ist, dass die eine oder andere Branche auch gerne in den Genuss von Einzelförderungen kommen würde. Hier hat man ein Tor einer ganz speziellen Einzelförderung geöffnet; die würden natürlich andere Branchen auch ganz gerne in Anspruch nehmen.
Meurer: Wer hat da den Finger denn schon gehoben?
Mainz: Ich möchte die Frage mal anders herum beantworten. Was ich aus unserem Verkehrsbereich von den Verkehrsunternehmen höre ist, die haben nicht den Finger gehoben, aber die sind neben der Wirtschafts- und Finanzkrise auch noch ganz massiv von anderen Regelungen, von gesetzlichen Regelungen, der Mauterhöhung beispielsweise, betroffen. Von den Unternehmen hören wir schon ganz klar, diese zusätzliche Belastung von Anfang des Jahres, die geht zusammen mit der Wirtschafts- und Finanzkrise an die Existenz und hier würden wir uns doch mal auch die Rücknahme einer Regelung wünschen.
Meurer: Wie sehen Sie im Moment insgesamt die wirtschaftliche Situation in dem Bereich, in dem Sie hier in Köln zuständig sind?
Mainz: Wir beobachten sehr genau unsere konjunkturelle Entwicklung in der Region. Wir befragen unsere Unternehmen recht regelmäßig, drei-, aktuell sogar noch ein viertes Mal im Jahr. Wir sind eine sehr exportstarke Region. Das wird häufig nicht mit Köln verbunden. Wir hatten im letzten Jahr eine Exportquote von 54 Prozent gehabt. Die Unternehmen sind dementsprechend sehr stark betroffen von dem weltweiten Nachfragerückgang. Wir sehen die Lage momentan sehr kritisch. Auch die Unternehmen befürchten, dass es noch schlechter werden könnte. Für uns ist natürlich auch hier die Suche - und da stimmen wir mit allen, die an dieser Suche auch teilhaben, überein - nach der Hoffnung, nach dem Wendepunkt vorrangig, können uns da aber auch noch nicht festlegen, wann der denn sein könnte.
Meurer: Jetzt haben wir gerade in Köln hier den Autohersteller-Konzern Ford. Wie sehr hilft die Abwrackprämie dem Unternehmen, Arbeitsplätze zu sichern?
Mainz: Da müssten Sie letztlich Ford noch mal selber fragen. Da habe ich keinen detaillierten Einblick. Das, was ich über die Presse erfahren habe - hier in Köln wird in erster Linie der Kleinwagen Fiesta und der Fusion hergestellt -, dass die davon profitieren und auch im Moment sehr gut ausgelastet sind.
Meurer: Matthias Mainz war das, Kfz-Experte von der Industrie- und Handelskammer Köln. Herr Mainz, schönen Dank und auf Wiederhören.
Mainz: Ja, gerne. Auf Wiederhören!
Wer die Abwrackprämie in Anspruch nehmen und also ein neues Auto kaufen will, der muss bekanntlich einige Voraussetzungen erfüllen. Erstens: sein bisheriges Auto muss älter als neun Jahre alt sein. Zweitens: der Wagen muss zu Schrott gepresst werden. Und drittens: er oder sie sollte auch ganz gut im Kopfrechnen sein. Lohnt es sich wirklich, ein neues Auto jetzt zu kaufen, oder lassen sich manche jetzt dazu durch die Prämie verleiten? Man sollte nämlich auch einkalkulieren, welchen Rabatt räumt einem der Händler noch ein.
Am Telefon begrüße ich jetzt Matthias Mainz. Er ist Kfz-Experte bei der Industrie- und Handelskammer in Köln. Guten Tag, Herr Mainz.
Matthias Mainz: Guten Tag.
Meurer: Mal ganz grundsätzlich: finden Sie die Entscheidung gut, die heute im Kabinett getroffen wurde, Abwrackprämie gibt es bis Ende des Jahres?
Mainz: Eine ziemlich pauschale Frage, die so natürlich nur aus Branchensicht zu betrachten ist. Allgemein würde ich das nicht unterstützen wollen, die Abwrackprämie verlängert oder subventioniert sehr stark. Da müssten wir doch im Einzelnen hinschauen und in die Regelung reingehen.
Meurer: Wo haben Sie Bauchschmerzen?
Mainz: Ich habe Bauchschmerzen, dass sich hier jetzt nicht eine Blase entwickelt, aber doch ein Problem verschoben wird, wo wir dann vielleicht mit Ablaufen der Abwrackprämie oder auch in den nächsten Jahren vor großen Nachfragelöchern stehen werden, dass wir hier eine Quersubventionierung haben werden, dass auch durchaus andere Unternehmen, die nicht profitieren, hier jetzt benachteiligt werden könnten.
Meurer: Aber von den Autohändlern hört man ja große Begeisterung, dass bei ihnen die Verkaufssalons gestürmt werden. Sehen die nicht, dass das Problem am Ende der Party kommen könnte?
Mainz: Momentan - und da möchte ich auch gar nicht gegen die Abwrackprämie generell reden - war die Einführung der Abwrackprämie Anfang des Jahres sicherlich richtig und hat auch im richtigen Moment angesetzt. Wir haben hier bei sowohl Neuwagenverkäufen als auch bei der Neuwagenherstellung ganz starke Einbrüche von den Unternehmen vermeldet bekommen. Da sind ganze Wertschöpfungsketten in Gefahr gewesen und da hat die Abwrackprämie sicherlich jetzt für einen Puffer und auch für Spielraum bei den Unternehmen gesorgt. Dementsprechend glaube ich schon, dass die Händler - und in der aktuellen Stimmung ist das auch durchaus berechtigt - sehr zufrieden sein können.
Meurer: Aber bis Ende des Jahres ist Ihnen jetzt zu lang?
Mainz: Ja. Bis Ende des Jahres wird die Stimmung bei den Händlern auch weiterhin gut sein. Nur was ist denn dann im nächsten Jahr oder im übernächsten Jahr? Mit Verlängerung der Abwrackprämie wird dieser Einbruch halt auch deutlicher ausfallen. Das ist unsere Furcht oder meine Befürchtung.
Meurer: Einige Händler sagen, da kaufen jetzt Leute einen Neuwagen, die ohne die Abwrackprämie gar nicht das Geld gehabt hätten. Die hätten sich einen Gebrauchten gekauft und deswegen gibt es kein Nachfrageloch nächstes Jahr.
Mainz: Das höre ich auch, sowohl von Händlern als auch von Herstellern, die hoffen, hier neue Nachfrageschichten zu ergründen oder an den Neuwagenverkauf ranzuführen. Das kann ich mir auch bei Teilen durchaus vorstellen. Nur verschiebt das natürlich auch das ganze. Dann freuen sich die Neuwagenhändler, aber die Gebrauchtwagenhändler werden natürlich entsprechend leiden, wenn diese Leute jetzt einen neuen, aber keinen drei, vier oder fünf Jahre alten Gebrauchten mehr kaufen.
Meurer: Was hören Sie denn im Moment in der Industrie- und Handelskammer von den Gebrauchtwagenhändlern über deren wirtschaftliche Situation?
Mainz: Die sind für mich erstaunlich noch sehr zurückhaltend, haben sich noch nicht sehr deutlich geäußert. Ich kenne aus dem Reparaturbereich allerdings jetzt auch schon erste Stimmen, die fürchten, dass der Ersatzteilhandel, der Ersatzteileinbau deutlich zurückgehen wird, weil weniger ältere Autos auf dem Markt sind. Das, denke ich, sind Nachrichten, die wir in den nächsten Monaten noch häufiger hören werden.
Meurer: Werden da einige Reparaturwerkstätten sogar in der Existenz bedroht sein?
Mainz: Das ist jetzt Spekulation. Da habe ich noch keine Rückmeldung zu. Das wäre denkbar, muss man aber erst mal abwarten, wie sich das entwickelt.
Meurer: In der Industrie- und Handelskammer sind ja, Herr Mainz, alle Gewerbetreibenden organisiert, nicht nur Autohändler, sondern Handwerker, Unternehmer. Was sagen denn die anderen Branchen dazu, dass hier so eine doch deutliche Subvention einer bestimmten Branche, nämlich der Autohändler, gefördert wird?
Mainz: Zunächst eine kleine Klarstellung. Wir sind tatsächlich die Allgemeinvertretung der Unternehmen, aber nicht für die Handwerker. Die sind über die Handwerksorganisationen getrennt. Dementsprechend muss ich dort ein bisschen ausklammern.
Meurer: Okay, lassen wir die außen vor.
Mainz: Wir hören jetzt noch keine explizite Klagen von Unternehmen über die Abwrackprämie. Was wir allerdings natürlich schon hören ist, dass die eine oder andere Branche auch gerne in den Genuss von Einzelförderungen kommen würde. Hier hat man ein Tor einer ganz speziellen Einzelförderung geöffnet; die würden natürlich andere Branchen auch ganz gerne in Anspruch nehmen.
Meurer: Wer hat da den Finger denn schon gehoben?
Mainz: Ich möchte die Frage mal anders herum beantworten. Was ich aus unserem Verkehrsbereich von den Verkehrsunternehmen höre ist, die haben nicht den Finger gehoben, aber die sind neben der Wirtschafts- und Finanzkrise auch noch ganz massiv von anderen Regelungen, von gesetzlichen Regelungen, der Mauterhöhung beispielsweise, betroffen. Von den Unternehmen hören wir schon ganz klar, diese zusätzliche Belastung von Anfang des Jahres, die geht zusammen mit der Wirtschafts- und Finanzkrise an die Existenz und hier würden wir uns doch mal auch die Rücknahme einer Regelung wünschen.
Meurer: Wie sehen Sie im Moment insgesamt die wirtschaftliche Situation in dem Bereich, in dem Sie hier in Köln zuständig sind?
Mainz: Wir beobachten sehr genau unsere konjunkturelle Entwicklung in der Region. Wir befragen unsere Unternehmen recht regelmäßig, drei-, aktuell sogar noch ein viertes Mal im Jahr. Wir sind eine sehr exportstarke Region. Das wird häufig nicht mit Köln verbunden. Wir hatten im letzten Jahr eine Exportquote von 54 Prozent gehabt. Die Unternehmen sind dementsprechend sehr stark betroffen von dem weltweiten Nachfragerückgang. Wir sehen die Lage momentan sehr kritisch. Auch die Unternehmen befürchten, dass es noch schlechter werden könnte. Für uns ist natürlich auch hier die Suche - und da stimmen wir mit allen, die an dieser Suche auch teilhaben, überein - nach der Hoffnung, nach dem Wendepunkt vorrangig, können uns da aber auch noch nicht festlegen, wann der denn sein könnte.
Meurer: Jetzt haben wir gerade in Köln hier den Autohersteller-Konzern Ford. Wie sehr hilft die Abwrackprämie dem Unternehmen, Arbeitsplätze zu sichern?
Mainz: Da müssten Sie letztlich Ford noch mal selber fragen. Da habe ich keinen detaillierten Einblick. Das, was ich über die Presse erfahren habe - hier in Köln wird in erster Linie der Kleinwagen Fiesta und der Fusion hergestellt -, dass die davon profitieren und auch im Moment sehr gut ausgelastet sind.
Meurer: Matthias Mainz war das, Kfz-Experte von der Industrie- und Handelskammer Köln. Herr Mainz, schönen Dank und auf Wiederhören.
Mainz: Ja, gerne. Auf Wiederhören!