Ein beliebtes politisches Gesellschaftsspiel geht so: Mehrere Teilnehmer streiten sich, und wer zuerst "Menschenrechte" sagt, hat gewonnen.
"Menschenrechte" ist das ultimative Universalschlagwort, die Wunderwaffe im Kampf um die moralische Vormachtstellung. Mit der Berufung auf Menschenrechte kann man alles erreichen, zum Beispiel die Zahlung von Schmerzensgeld an einen Kindesmörder, der beim Polizeiverhör psychisch unter Druck gesetzt wurde. Oder das unbehelligte Töten von Homosexuellen und Steinigen von Ehebrecherinnen nach den Vorschriften der Scharia, weil der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen von islamischen Diktaturen wie dem Iran oder Saudi-Arabien dominiert wird.
Gerade Letzteres ist so skandalös, dass man von der UNO in Sachen Menschenrechte lieber nichts mehr hören wollte, aber genau in solchen peinlichen Momenten kommt Guido Westerwelle angetrottet und zündet auf der leeren Weltbühne seinen nächsten außenministeriellen Knallfrosch. Einen Menschenrechts-Designwettbewerb rief er vor knapp fünf Monaten aus, denn wenn zur Förderung der Menschenrechte auf der Erde noch etwas Wesentliches fehlte, dann war es ein Logo, ein Signet, ein Piktogramm, ein grafisches Zeichen, das jedem, dem die vier Silben oder vierzehn Buchstaben von "Menschenrechte" zu viel oder zu lang sind, auf Anhieb signalisiert, worum es geht.
So wie der Begriff "Menschenrechte" selbst nur ein Zeichen für absolutes politisches Rechthaben ist, so kann das Menschenrechtslogo die absolute Superiorität dessen, der es verwendet, dokumentieren. Aber wie sollte dieses Logo aussehen? Alle Völker waren aufgefordert, sich per Internet mit Vorschlägen zu beteiligen, und trotz des eher bescheidenen Preisgeldes von 5000 Euro kniete sich die globale Designerszene tief in die Aufgabe hinein. Denn natürlich ist es für jeden Grafiker reizvoll, etwas zu kreieren, das UNO-weit verbreitet und als Zeichen des schlechthin Guten angesehen wird.
So gab es angeblich mehr als 15000 Einreichungen, unter denen sich auch der siegreiche Entwurf des in Belgrad lebenden Predrag Štakić befand. Es ist eine Hand mit abgewinkeltem Daumen und gespreizten Fingern, die auf den ersten Blick "Stopp" signalisiert. Zugleich ist es ein Vogel, vermutlich die dem Islam fremde Friedenstaube des Alten Testaments, denn die gespreizten Finger können ebenso Flügelfedern sein, und der abgewinkelte Daumen erscheint als Kopf des Tieres, dessen Bauch der Handballen bildet – ein grafisch elegant ausgeführtes Vexierbild, das allerdings einen schwerwiegenden praktischen Nachteil hat: Ohne Schablone kann es niemand nachmachen – im Gegensatz beispielsweise zum dreibeinigen "Peace"-Symbol der Friedensbewegung, das jedes Kind zu malen imstande ist. Und gerade das wäre wichtig, wenn das Logo denn wirklich einen (wie es heißt) "Beitrag zur weltweiten Verbreitung und Durchsetzung von Menschenrechten" leisten soll.
Wie soll das denn gehen? Diese Formulierung ist das eigentlich Anstößige an dem ganzen Projekt. Sie zeigt die ganze Plattheit der dahinterstehenden Gesinnung. Sie besteht aus genau jenem politischen Sprachschaum, den Leute wie Westerwelle problemlos aus Vokabeln wie Beitrag, Verbreitung, Durchsetzung und Menschenrechte erzeugen, sodass auch etwas so völlig anderes wie ein Stück Gebrauchsgrafik da noch obenauf schwimmt.
Dass die Menschenrechte weltweit mit Füßen getreten werden, liegt ja nicht zuletzt an Politikern, die die Inkommensurabilität zwischen einer Sache und einem Symbol, zwischen einem Piktogramm und einer Freiheitsbewegung gar nicht erkennen, sondern Politik mit irgendeiner Form von Schick verwechseln und Ethik locker mit Ästhetik. Diese Vermischung von Menschenrechtsindustrie und Kulturwirtschaft hat jetzt ein neues Logo: es ist blau, es riecht nach Vereinten Nationen und es hat den echten Touch des Nichts.
"Menschenrechte" ist das ultimative Universalschlagwort, die Wunderwaffe im Kampf um die moralische Vormachtstellung. Mit der Berufung auf Menschenrechte kann man alles erreichen, zum Beispiel die Zahlung von Schmerzensgeld an einen Kindesmörder, der beim Polizeiverhör psychisch unter Druck gesetzt wurde. Oder das unbehelligte Töten von Homosexuellen und Steinigen von Ehebrecherinnen nach den Vorschriften der Scharia, weil der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen von islamischen Diktaturen wie dem Iran oder Saudi-Arabien dominiert wird.
Gerade Letzteres ist so skandalös, dass man von der UNO in Sachen Menschenrechte lieber nichts mehr hören wollte, aber genau in solchen peinlichen Momenten kommt Guido Westerwelle angetrottet und zündet auf der leeren Weltbühne seinen nächsten außenministeriellen Knallfrosch. Einen Menschenrechts-Designwettbewerb rief er vor knapp fünf Monaten aus, denn wenn zur Förderung der Menschenrechte auf der Erde noch etwas Wesentliches fehlte, dann war es ein Logo, ein Signet, ein Piktogramm, ein grafisches Zeichen, das jedem, dem die vier Silben oder vierzehn Buchstaben von "Menschenrechte" zu viel oder zu lang sind, auf Anhieb signalisiert, worum es geht.
So wie der Begriff "Menschenrechte" selbst nur ein Zeichen für absolutes politisches Rechthaben ist, so kann das Menschenrechtslogo die absolute Superiorität dessen, der es verwendet, dokumentieren. Aber wie sollte dieses Logo aussehen? Alle Völker waren aufgefordert, sich per Internet mit Vorschlägen zu beteiligen, und trotz des eher bescheidenen Preisgeldes von 5000 Euro kniete sich die globale Designerszene tief in die Aufgabe hinein. Denn natürlich ist es für jeden Grafiker reizvoll, etwas zu kreieren, das UNO-weit verbreitet und als Zeichen des schlechthin Guten angesehen wird.
So gab es angeblich mehr als 15000 Einreichungen, unter denen sich auch der siegreiche Entwurf des in Belgrad lebenden Predrag Štakić befand. Es ist eine Hand mit abgewinkeltem Daumen und gespreizten Fingern, die auf den ersten Blick "Stopp" signalisiert. Zugleich ist es ein Vogel, vermutlich die dem Islam fremde Friedenstaube des Alten Testaments, denn die gespreizten Finger können ebenso Flügelfedern sein, und der abgewinkelte Daumen erscheint als Kopf des Tieres, dessen Bauch der Handballen bildet – ein grafisch elegant ausgeführtes Vexierbild, das allerdings einen schwerwiegenden praktischen Nachteil hat: Ohne Schablone kann es niemand nachmachen – im Gegensatz beispielsweise zum dreibeinigen "Peace"-Symbol der Friedensbewegung, das jedes Kind zu malen imstande ist. Und gerade das wäre wichtig, wenn das Logo denn wirklich einen (wie es heißt) "Beitrag zur weltweiten Verbreitung und Durchsetzung von Menschenrechten" leisten soll.
Wie soll das denn gehen? Diese Formulierung ist das eigentlich Anstößige an dem ganzen Projekt. Sie zeigt die ganze Plattheit der dahinterstehenden Gesinnung. Sie besteht aus genau jenem politischen Sprachschaum, den Leute wie Westerwelle problemlos aus Vokabeln wie Beitrag, Verbreitung, Durchsetzung und Menschenrechte erzeugen, sodass auch etwas so völlig anderes wie ein Stück Gebrauchsgrafik da noch obenauf schwimmt.
Dass die Menschenrechte weltweit mit Füßen getreten werden, liegt ja nicht zuletzt an Politikern, die die Inkommensurabilität zwischen einer Sache und einem Symbol, zwischen einem Piktogramm und einer Freiheitsbewegung gar nicht erkennen, sondern Politik mit irgendeiner Form von Schick verwechseln und Ethik locker mit Ästhetik. Diese Vermischung von Menschenrechtsindustrie und Kulturwirtschaft hat jetzt ein neues Logo: es ist blau, es riecht nach Vereinten Nationen und es hat den echten Touch des Nichts.