Zum Ende des Bonner Beethovenfestes 2011 wurde ein Programm aufgegriffen, mit dem Franz Liszt zur Einweihung des Beethoven-Denkmals 1845 feiern ließ: Das Orchester Concerto Köln spielte die fünfte Symphonie und Ausschnitte aus der Oper "Fidelio" sowie aus dem Oratorium "Christus am Ölberge".
Im August 1845 sollte auf dem Bonner Münsterplatz das Beethovendenkmal enthüllt werden. Noch wenige Tage zuvor gab es keinen Raum für die geplanten Festkonzerte, bei denen der weltberühmte Virtuose und Dirigent Franz Liszt eine Schlüsselstellung einnahm. Erst Ende Juni wurde vom Festkomitee der Kostenvoranschlag einiger ortsansässiger Handwerksmeister zur Errichtung einer hölzernen Halle in der Nähe des Koblenzer Tors akzeptiert. Das Provisorium, nach dem Fest unverzüglich wieder demontiert, beherbergte vor allem ein Beethoven-Konzert, das Liszts Handschrift trug. Dieses Programm wurde nun – anlässlich des 200. Geburtstags des Superstars – nachgespielt.
Auf die "Coriolan"-Ouverture folgte die Symphonie c-moll, die "Schicksalssinfonie", die in unvergesslicher Weise nicht nur der staatstragenden Rhetorik des österreichischen und deutschen Kaiserreichs diente, sondern insbesondere auch den großen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Den mehr als hundertjährigen Missbrauch kann gerade die "Fünfte" nicht einfach abschütteln. Auch nicht, wenn sie durch die Exekution nach Spielregeln des frühen 19. Jahrhunderts gleichsam in einen "Zustand der Unschuld" zurückversetzt werden soll und eine Musikerformation wie Concerto Köln durch sportives Spiel, vibratolose Streicher und überhaupt einen schlanken Orchesterton die Pathos-Überwölbungen und damit die lange Missbrauchsgeschichte vergessen lassen sollten.
In einem symphonischen Konzert des frühen 19. Jahrhunderts durften die Gesangseinlagen nicht fehlen. Vorwiegend niederrheinische Kräfte bestritten in Bonn jetzt den Quartettkanon aus dem "Fidelio", Chen Reiss brillierte mit makelloser Stimme und unverständlicher Aussprache als Seraph des Oratoriums "Christus am Ölberge". Wie selbstverständlich erfolgte die heutige Bonner Denkmalspflege mit einem Instrumentarium, das an den Originalklang" erinnern sollte. Dies gilt insbesondere auch für das auf Darmsaiten spielende Kölner Pleyel Quartett, das die bereits auf Beethovens Spätwerk verweisende Fragilität des 1809 entstandenen op. 74 der viel zu großen Beethovenhalle anvertrauen musste.
Die Betreiber des Bonner Erinnerungskonzerts klärten nicht, ob durch ihre Bemühung das Klangbild in der Entstehungszeit der Werke zu Beginn des 19. Jahrhunderts rekonstruiert werden sollte oder das zum Zeitpunkt der Denkmalseinweihung. Die Frage ist entscheidend, denn in diesen vier Jahrzehnten machten der Instrumentenbau und die Klangkultur der Orchester eine rasante Entwicklung durch. Die Bonner Rekonstruktionsbemühungen, beschränkten sich auf die musikalischen Buchstaben des Festprogramms vom Sommer 1845. Den gesellschaftlichen und politischen Kontext blendeten sie aus. Immerhin fügte sich damals das Spektakel in die Bekundung für Deutschlands wiederkehrende Größe und Sendung in der Welt – Heinrich Heine kritisierte die Hypertrophie von Paris aus mit scharfen Worten. Die Beethoven-Rezeption nimmt in der unheilvollen deutschen Ideengeschichte und politischen Realität des 19. und 20. Jahrhunderts leider eine Schlüsselstellung ein.
Von der fälligen Auseinandersetzung mit all dem war in der Bonner Beethovenhalle jetzt kein Hauch zu spüren. Als gestern Nacht schließlich Alexander Melnikow das fünfte und letzte Klavierkonzert Beethovens auf einem viel zu klangschwachen, silbrig sich mühenden braunen Klavier mit beglückender Bravour absolvierte, war wieder einmal deutlich, wie dreifach vertrackt das ist mit der Geschichte der heroischen deutschen Musik.
Im August 1845 sollte auf dem Bonner Münsterplatz das Beethovendenkmal enthüllt werden. Noch wenige Tage zuvor gab es keinen Raum für die geplanten Festkonzerte, bei denen der weltberühmte Virtuose und Dirigent Franz Liszt eine Schlüsselstellung einnahm. Erst Ende Juni wurde vom Festkomitee der Kostenvoranschlag einiger ortsansässiger Handwerksmeister zur Errichtung einer hölzernen Halle in der Nähe des Koblenzer Tors akzeptiert. Das Provisorium, nach dem Fest unverzüglich wieder demontiert, beherbergte vor allem ein Beethoven-Konzert, das Liszts Handschrift trug. Dieses Programm wurde nun – anlässlich des 200. Geburtstags des Superstars – nachgespielt.
Auf die "Coriolan"-Ouverture folgte die Symphonie c-moll, die "Schicksalssinfonie", die in unvergesslicher Weise nicht nur der staatstragenden Rhetorik des österreichischen und deutschen Kaiserreichs diente, sondern insbesondere auch den großen Diktaturen des 20. Jahrhunderts. Den mehr als hundertjährigen Missbrauch kann gerade die "Fünfte" nicht einfach abschütteln. Auch nicht, wenn sie durch die Exekution nach Spielregeln des frühen 19. Jahrhunderts gleichsam in einen "Zustand der Unschuld" zurückversetzt werden soll und eine Musikerformation wie Concerto Köln durch sportives Spiel, vibratolose Streicher und überhaupt einen schlanken Orchesterton die Pathos-Überwölbungen und damit die lange Missbrauchsgeschichte vergessen lassen sollten.
In einem symphonischen Konzert des frühen 19. Jahrhunderts durften die Gesangseinlagen nicht fehlen. Vorwiegend niederrheinische Kräfte bestritten in Bonn jetzt den Quartettkanon aus dem "Fidelio", Chen Reiss brillierte mit makelloser Stimme und unverständlicher Aussprache als Seraph des Oratoriums "Christus am Ölberge". Wie selbstverständlich erfolgte die heutige Bonner Denkmalspflege mit einem Instrumentarium, das an den Originalklang" erinnern sollte. Dies gilt insbesondere auch für das auf Darmsaiten spielende Kölner Pleyel Quartett, das die bereits auf Beethovens Spätwerk verweisende Fragilität des 1809 entstandenen op. 74 der viel zu großen Beethovenhalle anvertrauen musste.
Die Betreiber des Bonner Erinnerungskonzerts klärten nicht, ob durch ihre Bemühung das Klangbild in der Entstehungszeit der Werke zu Beginn des 19. Jahrhunderts rekonstruiert werden sollte oder das zum Zeitpunkt der Denkmalseinweihung. Die Frage ist entscheidend, denn in diesen vier Jahrzehnten machten der Instrumentenbau und die Klangkultur der Orchester eine rasante Entwicklung durch. Die Bonner Rekonstruktionsbemühungen, beschränkten sich auf die musikalischen Buchstaben des Festprogramms vom Sommer 1845. Den gesellschaftlichen und politischen Kontext blendeten sie aus. Immerhin fügte sich damals das Spektakel in die Bekundung für Deutschlands wiederkehrende Größe und Sendung in der Welt – Heinrich Heine kritisierte die Hypertrophie von Paris aus mit scharfen Worten. Die Beethoven-Rezeption nimmt in der unheilvollen deutschen Ideengeschichte und politischen Realität des 19. und 20. Jahrhunderts leider eine Schlüsselstellung ein.
Von der fälligen Auseinandersetzung mit all dem war in der Bonner Beethovenhalle jetzt kein Hauch zu spüren. Als gestern Nacht schließlich Alexander Melnikow das fünfte und letzte Klavierkonzert Beethovens auf einem viel zu klangschwachen, silbrig sich mühenden braunen Klavier mit beglückender Bravour absolvierte, war wieder einmal deutlich, wie dreifach vertrackt das ist mit der Geschichte der heroischen deutschen Musik.