Die Zugabe war ein Hit - das Titellied aus dem Film "Sacco und Vanzetti", zu dem Maestro Ennio Morricone wie zu vielen Filmen des europäischen und amerikanischen Kinos die Musik geschrieben hat, aufgeführt vom großen Orchester mit Chor im Konzertsaal der Akademie von Santa Cecilia, in dem zwei Wochen lang die Galavorstellungen der Filme zu sehen gewesen waren. Eine Spezialität des Römischen Filmfests. Es endet mit einem Konzert, nun schon zum zweiten Mal dirigiert von Ennio Morricone, der leise Töne, Varianten und Neubearbeitungen seiner Filmmusiken dirigierte. Ein interessanter Leckerbissen sicher auch für Musikkennner, die vielleicht finden würden, dass Morricone als Gebrauchskomponist für die Siebente Kunst doch unterbewertet ist.
Gänsehautgefühle herrschten jedenfalls nicht nur bei der konzertanten Aufführung der Musik zu "The Mission", zu der Morricone die Streicherstühle in einer kleinen Umbaupause ganz nah an sich heranrücken ließ. Nach dem umjubelten Konzert erst begann die zweieinhalbstündige Preisverleihung, bei der jeder Redner erst einmal ausführlich sich selbst und das Festival loben durfte. And the winner is: Das ist in Rom bekanntlich eine besonders wichtige Nachricht, denn mit dem Goldenen Marc Aurel ist eine Gewinnprämie von 200 000 Euro verbunden. Und er ging an eine Komödie des Amerikaners Jason Reitman, in der sich alles ums Erwachsen werden in Minnesota dreht. "Juno" - so heißt ein junges Mädchen, das sich plötzlich einer Schwangerschaft gegenüber sieht und es ist ein schöner, lockerer und leichthändiger Film, der schon der unangefochtene Publikumsliebling gewesen war. Weswegen es kaum verwundert, dass am Ende auch der Hauptpreis herausgesprungen ist. Die Jury setzt sich schließlich aus 50 Filmfans zusammen, die unter der Anleitung eines bekannten Filmregisseurs entscheidet. Das war diesmal der bosnische Oskarpreisträger Danis Tanovic und 20 Nicht-Italienische Juroren waren über das Media-Programm "Europa Cinémas" gesucht worden, wie Benedikt Salfeld-Nebgen aus Hamburg, der sich zur Preisverleihung erstmals in eine feinen Zwirn gehüllt hatte:
Das Prinzip Publikums- statt Expertenjury unterstreicht wie vieles andere den Volksfestcharakter der Festa del Cinema. Mehr als 120 000 Tickets wurden verkauft, doch erst die rund eine halbe Million der Zaungäste und Flaneure im kaum abgeschotteten Festival, machen den Unterschied zu Venedig, mit dem sich das Festival nach wie vor in einer Idealkonkurrenz um die Staats und Sponsorengelder befindet. Gab es aber im letzten Jahr noch eine heftige Kontroverse zwischen Venedigs Bürgermeister Massimo Cacciari und Roms Walter Veltroni, der als nimmermüder Patron des Hauptstadtfestivals gilt, so ist in diesem Jahr eine für italienische Verhältnisse ungewöhnliche Ruhe eingekehrt. Der Wettbewerb um den goldenen Marc Aurel und das Hauptprogramm ist merklich aufgebessert worden vom Nachwuchsprogramm, das man auch in Locarno oder in einer Nebenreihe in Venedig hätte erwarten können, zu einem ernsthaften Filmprogramm mit großen Namen wie Hector Babenco, Julio Meden und Alain Corneau. Außerdem präsentierten Meisterregisseure wie Sidney Lumet und Raul Ruiz ihre neuen Filme. Der russische Regisseur Sergei Bodrov zeigte endlich seinen Dschingis-Khan-Film "Mongol", der als Mischung aus Action-Film, ethnografischer Studie und Melodram, sicher noch Furore machen wird. Aufregend waren auch die Blicke zurück in die Zeit der Blumenkinder wie Julie Taymors Film "Across the Universe" und Sean Penns Film zum Thema: Zurück zur Natur "Into the wild", von dem noch zu reden sein wird.
Die Archillesferse des Festivals ist jedoch das, was es für seine Stärke hält: die großen Namen. Krauseste Begründungen müssen herhalten, um die Stars vor und hinter der Kamera nach Rom zu holen, damit man sagen kann: Ja - alle sind da gewesen. Bernardo Bertoluccis war noch einigermaßen glaubhaft anwesend als Kommentator der restaurierten Langfassung seines Films "1900". Sophia Loren ließ sich zurecht feiern mit einer Ausstellung und Filmschau im Casa del Cinema. Aber Sharon Stone war auch da - als Präsidentin einer AIDS-Gala, Jane Fonda sollte dem Festival Glanz verleihen - als "Girl of the '70s", was zwar lustig war aber auch ein bisschen seltsam deplaziert. Und dann der Höhepunkt der Gespräche mit diversen Kinolegenden: Regisseur Terrence Malick, der große Unbekannte des Hollywoodkinos. Diese Stimme haben Sie garantiert noch nie gehört:
"Ja man habe damals miteinander geredet und war aufgeregt bei jedem neuen Film aus Europa. Das war noch die konkreteste Auskunft die der legendäre Regisseur gab. "
Malick war nicht einmal aufgetreten, als bei der Berlinale sein Pokohantas-Film "The New World" Premiere hatte, weswegen die Bühnendiskussion mit dem Regisseur von Meisterwerken wie "Badlands" und "Days of Heaven" als cineastische Sensation galt. Doch Malick ließ sich lediglich von aufgeblasenen italienischen Moderatoren über seine Liebe zum italienischen Kino befragen und gab kaum Antworten - außerdem: keine Fragen aus dem Publikum und kein Wort zu seinen Filmen. Außer Spesen nichts gewesen, dachte sich sicher auch Ang Lee, Gewinner des goldenen Löwen von Venedig, als er in Vertretung von Martin Scorsese als Ehrengast für die Präsentation der restaurierten Fassung von "Es war einmal in Amerika" von Sergio Leone aufgetreten war. Nach einem Gala-Diner im Palazzo-Venezia - Mussolinis Duce-Palais - Drei gedeckte Tische und tausend stehende Gäste für den Augenschmaus. Später dann am Hinterausgang des Luxushotel "De Russie" an der Via Babuino steht Ang Lee mit seiner Entourage verloren herum, wehrt späte Rosenverkäufer ab, die nicht wissen , wer er ist.
Am Besten ist : die Künstler sind da gewesen, aber schon wieder weg. So lange Rom nach dieser Kurfürsten-Manier betrieben wird, wird es den großen drei: Venedig, Cannes, Berlin - niemals das Wasser reichen können.
Gänsehautgefühle herrschten jedenfalls nicht nur bei der konzertanten Aufführung der Musik zu "The Mission", zu der Morricone die Streicherstühle in einer kleinen Umbaupause ganz nah an sich heranrücken ließ. Nach dem umjubelten Konzert erst begann die zweieinhalbstündige Preisverleihung, bei der jeder Redner erst einmal ausführlich sich selbst und das Festival loben durfte. And the winner is: Das ist in Rom bekanntlich eine besonders wichtige Nachricht, denn mit dem Goldenen Marc Aurel ist eine Gewinnprämie von 200 000 Euro verbunden. Und er ging an eine Komödie des Amerikaners Jason Reitman, in der sich alles ums Erwachsen werden in Minnesota dreht. "Juno" - so heißt ein junges Mädchen, das sich plötzlich einer Schwangerschaft gegenüber sieht und es ist ein schöner, lockerer und leichthändiger Film, der schon der unangefochtene Publikumsliebling gewesen war. Weswegen es kaum verwundert, dass am Ende auch der Hauptpreis herausgesprungen ist. Die Jury setzt sich schließlich aus 50 Filmfans zusammen, die unter der Anleitung eines bekannten Filmregisseurs entscheidet. Das war diesmal der bosnische Oskarpreisträger Danis Tanovic und 20 Nicht-Italienische Juroren waren über das Media-Programm "Europa Cinémas" gesucht worden, wie Benedikt Salfeld-Nebgen aus Hamburg, der sich zur Preisverleihung erstmals in eine feinen Zwirn gehüllt hatte:
Das Prinzip Publikums- statt Expertenjury unterstreicht wie vieles andere den Volksfestcharakter der Festa del Cinema. Mehr als 120 000 Tickets wurden verkauft, doch erst die rund eine halbe Million der Zaungäste und Flaneure im kaum abgeschotteten Festival, machen den Unterschied zu Venedig, mit dem sich das Festival nach wie vor in einer Idealkonkurrenz um die Staats und Sponsorengelder befindet. Gab es aber im letzten Jahr noch eine heftige Kontroverse zwischen Venedigs Bürgermeister Massimo Cacciari und Roms Walter Veltroni, der als nimmermüder Patron des Hauptstadtfestivals gilt, so ist in diesem Jahr eine für italienische Verhältnisse ungewöhnliche Ruhe eingekehrt. Der Wettbewerb um den goldenen Marc Aurel und das Hauptprogramm ist merklich aufgebessert worden vom Nachwuchsprogramm, das man auch in Locarno oder in einer Nebenreihe in Venedig hätte erwarten können, zu einem ernsthaften Filmprogramm mit großen Namen wie Hector Babenco, Julio Meden und Alain Corneau. Außerdem präsentierten Meisterregisseure wie Sidney Lumet und Raul Ruiz ihre neuen Filme. Der russische Regisseur Sergei Bodrov zeigte endlich seinen Dschingis-Khan-Film "Mongol", der als Mischung aus Action-Film, ethnografischer Studie und Melodram, sicher noch Furore machen wird. Aufregend waren auch die Blicke zurück in die Zeit der Blumenkinder wie Julie Taymors Film "Across the Universe" und Sean Penns Film zum Thema: Zurück zur Natur "Into the wild", von dem noch zu reden sein wird.
Die Archillesferse des Festivals ist jedoch das, was es für seine Stärke hält: die großen Namen. Krauseste Begründungen müssen herhalten, um die Stars vor und hinter der Kamera nach Rom zu holen, damit man sagen kann: Ja - alle sind da gewesen. Bernardo Bertoluccis war noch einigermaßen glaubhaft anwesend als Kommentator der restaurierten Langfassung seines Films "1900". Sophia Loren ließ sich zurecht feiern mit einer Ausstellung und Filmschau im Casa del Cinema. Aber Sharon Stone war auch da - als Präsidentin einer AIDS-Gala, Jane Fonda sollte dem Festival Glanz verleihen - als "Girl of the '70s", was zwar lustig war aber auch ein bisschen seltsam deplaziert. Und dann der Höhepunkt der Gespräche mit diversen Kinolegenden: Regisseur Terrence Malick, der große Unbekannte des Hollywoodkinos. Diese Stimme haben Sie garantiert noch nie gehört:
"Ja man habe damals miteinander geredet und war aufgeregt bei jedem neuen Film aus Europa. Das war noch die konkreteste Auskunft die der legendäre Regisseur gab. "
Malick war nicht einmal aufgetreten, als bei der Berlinale sein Pokohantas-Film "The New World" Premiere hatte, weswegen die Bühnendiskussion mit dem Regisseur von Meisterwerken wie "Badlands" und "Days of Heaven" als cineastische Sensation galt. Doch Malick ließ sich lediglich von aufgeblasenen italienischen Moderatoren über seine Liebe zum italienischen Kino befragen und gab kaum Antworten - außerdem: keine Fragen aus dem Publikum und kein Wort zu seinen Filmen. Außer Spesen nichts gewesen, dachte sich sicher auch Ang Lee, Gewinner des goldenen Löwen von Venedig, als er in Vertretung von Martin Scorsese als Ehrengast für die Präsentation der restaurierten Fassung von "Es war einmal in Amerika" von Sergio Leone aufgetreten war. Nach einem Gala-Diner im Palazzo-Venezia - Mussolinis Duce-Palais - Drei gedeckte Tische und tausend stehende Gäste für den Augenschmaus. Später dann am Hinterausgang des Luxushotel "De Russie" an der Via Babuino steht Ang Lee mit seiner Entourage verloren herum, wehrt späte Rosenverkäufer ab, die nicht wissen , wer er ist.
Am Besten ist : die Künstler sind da gewesen, aber schon wieder weg. So lange Rom nach dieser Kurfürsten-Manier betrieben wird, wird es den großen drei: Venedig, Cannes, Berlin - niemals das Wasser reichen können.