Filme machen will gelernt sein. Das ist die erste Eindruck, der sich dem interessierten Leser des Online-Fachmagazins New Journal of Physics aufdrängt. Auf der Internetseite www.njp.org können Physiker bereits seit 1998 wissenschaftliche Arbeiten publizieren, sofern Gutachter sie zuvor für gut befunden haben.
Bei den Zusammenfassungen per Videobotschaft, die ab sofort ebenfalls eingereicht werden dürfen, scheint man auf Qualitätskontrolle aber weitgehend zu verzichten. Anders lässt sich die stark schwankende Attraktivität der Beiträge kaum erklären.
Beginnen wir mit einem der besseren Beispiele. Es geht um hauchdünne Kohlenstofffilme als Basis für künftige Mikrochips, auf denen Schaltkreise viel dichter gepackt sind. "Resistance Switching at the nanometer scale in amorphous carbon" heißt der Fachartikel, den IBM-Forscher aus Zürich im Januar publizierten. Und sein Video-Abstract beginnt vielversprechend.
Eine professionelle Sprecherin kommentiert aufwendige Animationen und beeindruckende Kamerafahrten im Stil einer BBC-Dokumentation. Doch nach der ersten Minute muss selbst bei IBM das Geld knapp geworden sein. Denn es folgt ein minutenlanges Interview mit Dr. Abu Sebastian, der in einem lauten Labor sitzt, schwer zu verstehen ist und deutlich hörbar zusammengeschnitten wurde.
Autsch. Das kann man selbst beim Uniradio längst besser. Die eingeblendeten Powerpoint-Folien mit Messkurven und Bildern tragen ebenfalls wenig zur Erheiterung bei. Sie rauschen selbst für Kenner der Materie viel zu schnell vorbei. Für Laien ist der Mehrwert gleich Null. Einziges Plus: Der junge Forscher hat ein Gesicht bekommen und macht einen durchaus sympathischen Eindruck. Ist ja auch schon mal was. Andere Forscher kommentieren ihre Vortragsfolien nämlich aus dem Off – was videotechnisch gar nicht geht und sofortiges Abschalten provoziert.
Der Quantengravitationsexperte Achim Kempf von der Universität im kanadischen Waterloo macht es besser, blickt den Zuschauer direkt an und erklärt kontroverse Ideen zur Quantisierung der Raumzeit.
Die sechsminütige Privatvorlesung hat fast Telekolleg-Qualität. Mitreißend wirkt sie aber sowenig wie alle anderen Abstract-Videos. Zu brav und dröge kommen die Forscher daher, verlesen vorgeschriebene Texte zu ihren Vortragsfolien. Videos machen geht eigentlich anders. Nur dazu müsste man mehr wagen und für professionelle Ergebnisse mehr Zeit und Geld investieren.
Was die Frage aufwirft, wozu das Ganze gut sein soll? Laien langweilen sich und Fachleute kommen sowieso nicht umhin, die wissenschaftliche Arbeit zu lesen. Wer also braucht die neue Plattform, wenn so wenig Originelles präsentiert wird? Bleibt zu hoffen, dass das alles nur Startschwierigkeiten sind, die vergessen sind, sobald endlich mal jemand wirklich kreativ wird. Zögerliche Ansätze, wohin die Reise gehen könnte, sind schon erkennbar. Etwa im Video zweier Quantenhacker, die eine vermeintlich absolut abhörsichere Datenübertragung belauscht haben.
Der Film zum Fachartikel bietet Einblicke in käufliche Quanten-Verschlüsselungsgeräte, von deren Existenz Fachleute zwar wussten, deren Innereien aber kaum einer gesehen hat. Ein Video mit Mehrwert also. Und fast noch wichtiger: Mit einem Hauch von Humor am Schluss.
Also liebe Physiker: Bitte lockerer werden, und kreativer vor der Kamera. Sonst wird das Projekt Audio-Abstract definitiv kein Hingucker.
Bei den Zusammenfassungen per Videobotschaft, die ab sofort ebenfalls eingereicht werden dürfen, scheint man auf Qualitätskontrolle aber weitgehend zu verzichten. Anders lässt sich die stark schwankende Attraktivität der Beiträge kaum erklären.
Beginnen wir mit einem der besseren Beispiele. Es geht um hauchdünne Kohlenstofffilme als Basis für künftige Mikrochips, auf denen Schaltkreise viel dichter gepackt sind. "Resistance Switching at the nanometer scale in amorphous carbon" heißt der Fachartikel, den IBM-Forscher aus Zürich im Januar publizierten. Und sein Video-Abstract beginnt vielversprechend.
Eine professionelle Sprecherin kommentiert aufwendige Animationen und beeindruckende Kamerafahrten im Stil einer BBC-Dokumentation. Doch nach der ersten Minute muss selbst bei IBM das Geld knapp geworden sein. Denn es folgt ein minutenlanges Interview mit Dr. Abu Sebastian, der in einem lauten Labor sitzt, schwer zu verstehen ist und deutlich hörbar zusammengeschnitten wurde.
Autsch. Das kann man selbst beim Uniradio längst besser. Die eingeblendeten Powerpoint-Folien mit Messkurven und Bildern tragen ebenfalls wenig zur Erheiterung bei. Sie rauschen selbst für Kenner der Materie viel zu schnell vorbei. Für Laien ist der Mehrwert gleich Null. Einziges Plus: Der junge Forscher hat ein Gesicht bekommen und macht einen durchaus sympathischen Eindruck. Ist ja auch schon mal was. Andere Forscher kommentieren ihre Vortragsfolien nämlich aus dem Off – was videotechnisch gar nicht geht und sofortiges Abschalten provoziert.
Der Quantengravitationsexperte Achim Kempf von der Universität im kanadischen Waterloo macht es besser, blickt den Zuschauer direkt an und erklärt kontroverse Ideen zur Quantisierung der Raumzeit.
Die sechsminütige Privatvorlesung hat fast Telekolleg-Qualität. Mitreißend wirkt sie aber sowenig wie alle anderen Abstract-Videos. Zu brav und dröge kommen die Forscher daher, verlesen vorgeschriebene Texte zu ihren Vortragsfolien. Videos machen geht eigentlich anders. Nur dazu müsste man mehr wagen und für professionelle Ergebnisse mehr Zeit und Geld investieren.
Was die Frage aufwirft, wozu das Ganze gut sein soll? Laien langweilen sich und Fachleute kommen sowieso nicht umhin, die wissenschaftliche Arbeit zu lesen. Wer also braucht die neue Plattform, wenn so wenig Originelles präsentiert wird? Bleibt zu hoffen, dass das alles nur Startschwierigkeiten sind, die vergessen sind, sobald endlich mal jemand wirklich kreativ wird. Zögerliche Ansätze, wohin die Reise gehen könnte, sind schon erkennbar. Etwa im Video zweier Quantenhacker, die eine vermeintlich absolut abhörsichere Datenübertragung belauscht haben.
Der Film zum Fachartikel bietet Einblicke in käufliche Quanten-Verschlüsselungsgeräte, von deren Existenz Fachleute zwar wussten, deren Innereien aber kaum einer gesehen hat. Ein Video mit Mehrwert also. Und fast noch wichtiger: Mit einem Hauch von Humor am Schluss.
Also liebe Physiker: Bitte lockerer werden, und kreativer vor der Kamera. Sonst wird das Projekt Audio-Abstract definitiv kein Hingucker.