Alles beginnt mit einer jener Szenen, für die Heinz Spoerli berühmt ist: Leichtfüßige Ballettmädchen in duftigen weißen Kleidern umschweben mit ihrem Opernbühnenlächeln - so breit, das es in den dritten Rang hinaufreicht - also diese jungfräulichen, unirdischen Gestalten umschmeicheln den beneidenswerten blonden Jüngling, der das Glück hat, an diesem Abend die Hauptrolle zu tanzen.
Doch was hier gespielt wird, ist aber kein Mozartsches Singspiel, sondern ein Drama des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts: Es heißt Peer Gynt und sein Held ist vieles - ein faustischer, rastlos umherstreifender Sinnsucher, aber auch ein Goldgräber und Geschäftemacher, ein Frauenverführer und - wegwerfer.
Solveig - mit umwerfender Zurückhaltung getanzt von Yen Han - liebt ihn, aber muss ihr Leben damit verbringen, auf ihn zu warten. In einem einzigen kurzen Tanz zu Beginn zeigt Semyon Chudin als Tänzer-Darsteller des Peer Gynt, wie selbstverständlich ihm solche Hingabe an seine Person ist - das eben macht seinen Zauber aus, diese liebenswürdige Achtlosigkeit.
Den Choreographen Spoerli hat die Figur des Peer Gynt indes so gepackt, dass es ihm gelungen ist, sich selbst, seinen Erfolg und sein ganzes Können zu vergessen und neu zu beginnen. Florian Ettis Ausstattung arbeitet mit derselben Reduktion: gerade Schnitte, wenige Farben, ein riesiger Farn als Schattenriss oder ein vertikal herein geschobener Keil als Gebirge genügen ihm.
Alles an diesem strengen Konzept Spoerlis fügt sich, selbst das musikalische Wagnis, das der Dirigent Eivind Gullberg Jensen mit Chor, Orchester und Sängern der Oper Zürich phantastisch meistert - immerhin ein Epochensprung: Edvard Griegs Schauspielmusik ist ergänzt um Orchestermusik der zeitgenössischen Komponisten Mark Anthony Turnage und Brett Dean.
In den Bergen gerät er in die Fänge von Trollen, Kobolden und anderen üblen Geistern vielerlei Geschlechts - Spoerlis stärkste Szene: Weiße Masken, affenartige Fellreste am Körper klebend, umringt man den blonden Helden, der nur knapp entkommt. Aber er lernt nichts daraus. Im Orient umnebelt eine Bauchtänzerin seine Sinne, und ihre Auftraggeber berauben ihn gründlich. Zunächst aber wittert er Morgenluft.
Bei Solveig, dem Mädchen, das ihn über alles liebt, findet Peer keine Ruhe, bevor nicht der Tod ihn schon fast von der Bühne gestoßen hat. Im zweiten Teil zeigt Spoerlis Ballett den "Gescheiterten, der um sein Leben ficht", wie es bei Henrik Ibsen heißt. Auf seiner ziellosen Reise ist er in einem Irrenhaus in Ägypten gestrandet.
"Die Natur ist witzig", so lautet der lapidare letzte Satz der berühmten Zwiebel-Passage Ibsens: Wer Peer Gynt häutet, entdeckt Schale um Schale, aber keinen Wesenskern. Nur Solveig sieht das anders - Mantel um Mantel, Hülle um Hülle streift sie sich in diesem Moment über, wie um den Vorwurf der kalten Seelenlosigkeit Peer Gynts zu entkräften.
So tief lässt sich Spoerli auf diesen schwierigen Stoff ein, dass er auf alle äußerlichen Kunststücke verzichtet. Griegs gefühlvolle, aber grundständig in der nordischen Volksmusik verankerte Schauspielmusik nutzt er für schlichte Szenenbilder, in denen Blicke, Konstellationen der Figuren im Raum und wenige einfache gedrehte Schritte mehr sagen als ein Dutzend Pirouetten.
Seine Tänzer scheinen ihre Bravourstückchen nicht zu vermissen, sie spielen - neben Sebastian Hülk als Schauspieler in der Rolle des Peer Gynt - mit bewundernswerter Konzentration auf das Notwendige. Wenn einem das schreckliche Wort von der spartenübergreifenden Inszenierung nicht mehr in den Sinn kommt, ist das schließlich das größte Lob für diesen Abend.
Doch was hier gespielt wird, ist aber kein Mozartsches Singspiel, sondern ein Drama des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts: Es heißt Peer Gynt und sein Held ist vieles - ein faustischer, rastlos umherstreifender Sinnsucher, aber auch ein Goldgräber und Geschäftemacher, ein Frauenverführer und - wegwerfer.
Solveig - mit umwerfender Zurückhaltung getanzt von Yen Han - liebt ihn, aber muss ihr Leben damit verbringen, auf ihn zu warten. In einem einzigen kurzen Tanz zu Beginn zeigt Semyon Chudin als Tänzer-Darsteller des Peer Gynt, wie selbstverständlich ihm solche Hingabe an seine Person ist - das eben macht seinen Zauber aus, diese liebenswürdige Achtlosigkeit.
Den Choreographen Spoerli hat die Figur des Peer Gynt indes so gepackt, dass es ihm gelungen ist, sich selbst, seinen Erfolg und sein ganzes Können zu vergessen und neu zu beginnen. Florian Ettis Ausstattung arbeitet mit derselben Reduktion: gerade Schnitte, wenige Farben, ein riesiger Farn als Schattenriss oder ein vertikal herein geschobener Keil als Gebirge genügen ihm.
Alles an diesem strengen Konzept Spoerlis fügt sich, selbst das musikalische Wagnis, das der Dirigent Eivind Gullberg Jensen mit Chor, Orchester und Sängern der Oper Zürich phantastisch meistert - immerhin ein Epochensprung: Edvard Griegs Schauspielmusik ist ergänzt um Orchestermusik der zeitgenössischen Komponisten Mark Anthony Turnage und Brett Dean.
In den Bergen gerät er in die Fänge von Trollen, Kobolden und anderen üblen Geistern vielerlei Geschlechts - Spoerlis stärkste Szene: Weiße Masken, affenartige Fellreste am Körper klebend, umringt man den blonden Helden, der nur knapp entkommt. Aber er lernt nichts daraus. Im Orient umnebelt eine Bauchtänzerin seine Sinne, und ihre Auftraggeber berauben ihn gründlich. Zunächst aber wittert er Morgenluft.
Bei Solveig, dem Mädchen, das ihn über alles liebt, findet Peer keine Ruhe, bevor nicht der Tod ihn schon fast von der Bühne gestoßen hat. Im zweiten Teil zeigt Spoerlis Ballett den "Gescheiterten, der um sein Leben ficht", wie es bei Henrik Ibsen heißt. Auf seiner ziellosen Reise ist er in einem Irrenhaus in Ägypten gestrandet.
"Die Natur ist witzig", so lautet der lapidare letzte Satz der berühmten Zwiebel-Passage Ibsens: Wer Peer Gynt häutet, entdeckt Schale um Schale, aber keinen Wesenskern. Nur Solveig sieht das anders - Mantel um Mantel, Hülle um Hülle streift sie sich in diesem Moment über, wie um den Vorwurf der kalten Seelenlosigkeit Peer Gynts zu entkräften.
So tief lässt sich Spoerli auf diesen schwierigen Stoff ein, dass er auf alle äußerlichen Kunststücke verzichtet. Griegs gefühlvolle, aber grundständig in der nordischen Volksmusik verankerte Schauspielmusik nutzt er für schlichte Szenenbilder, in denen Blicke, Konstellationen der Figuren im Raum und wenige einfache gedrehte Schritte mehr sagen als ein Dutzend Pirouetten.
Seine Tänzer scheinen ihre Bravourstückchen nicht zu vermissen, sie spielen - neben Sebastian Hülk als Schauspieler in der Rolle des Peer Gynt - mit bewundernswerter Konzentration auf das Notwendige. Wenn einem das schreckliche Wort von der spartenübergreifenden Inszenierung nicht mehr in den Sinn kommt, ist das schließlich das größte Lob für diesen Abend.