Mit einem Animationsfilm war Robert Liddington, Anthrax-Forscher vom Burnham Institut in Californien, nach Washington gekommen. Hauptakteure in dem Filmchen sind die Giftmoleküle die der Milzbranderreger in den Blutstrom abgibt. Die erste Gift-Komponente, die Liddington vorführt, bindet an einen Rezeptor auf der Oberfläche von Immunzellen. Weil sie auch als Impfstoff gegen Anthrax benutzt wird, hat diese Komponente den Namen Protektives Antigen, kurz PA. Dann wird diese PA-Komponente aktiviert, erklärt Liddington: "Es lagern sich sechs weitere dieser Moleküle aneinander und bilden gemeinsam einen Ring. An diesen PA-Ring kann sich die zweite Gift-Komponente anlagern, der tödliche Lethal-Faktor."
Liddington und seine Mitarbeiter haben nun die genaue Form des Lethal-Faktors bestimmt und können seine Wirkungsweise erklären, möglicherweise auch irgendwann blockieren: "Die Immunzelle schwimmt im Blut und erhält Signale über eine bakterielle Infektion. Daraufhin entlässt sie selbst Botenstoffe an das Immunsystem. Der Lethalfaktor unterbricht diese Kette von Informationen und die Nachrichten gelangen nicht mehr nach außen. Schließlich wird die Immunzelle, ein Makrophage zerstört, die angesammelten Botenstoffe kommen frei, verursachen eine Reihe von Entzündungsreaktionen die zum Schock und damit zum Tod führen."
Bereits vor 10 Jahren begannen Forscher, nach dem Rezeptor auf den Makrophagen zu suchen, über den sich das Gift Zugang zur Zelle verschafft. John Young von der Universität Wisconsin hat diesen Anthrax-Toxin-Rezeptor gefunden und beschreibt ihn heute in der Online Ausgabe des Wissenschaftsmagazins nature. Aber noch wichtiger: "Wir haben eine frei schwimmende Version von dem Teil des Rezeptors hergestellt, an den die PA-Giftkomponente bindet. Und diese frei schwimmende Version schützt Zellen davor, das Gift aufzunehmen. Denn die PA-Komponente lagert sich nicht mehr an den Rezeptor der Zellen an sondern wird von der freischwimmenden Version abgefangen und aufgesogen wie von einem Schwamm." Bislang hat Young das erst in Zellkulturen ausprobiert. Studien an Tieren müssen als nächstes zeigen, ob die freischwimmende PA-Komponente als Medikament in Frage kommt. Wenn ja, dann hätten Young und Mitarbeiter eine völlig neue Tür zur Therapie des Milzbrandes aufgestoßen. Wolfgang Beyer, Veterinärmediziner an der Universität Hohenheim, erklärt: "Bisher sind wir ja nur in der Lage, etwas gegen das Bakterium selbst zu. Wir wissen ja alle, dass das Problem genau darin besteht, dass wenn man die Erkrankung zu spät erkennt, dass dann Antibiotika-Gaben nicht mehr helfen, weil man zwar die Bakterien damit abtöten kann, aber nicht mehr verhindern kann, dass das Toxin weiter wirkt. Das ist eine völlig neue Qualität der Bekämpfung und insofern halte ich das schon für Spektaktulär."
[Quelle: Grit Kienzlen, Robert Liddington, John Young, Wolfgang Beyer]
Liddington und seine Mitarbeiter haben nun die genaue Form des Lethal-Faktors bestimmt und können seine Wirkungsweise erklären, möglicherweise auch irgendwann blockieren: "Die Immunzelle schwimmt im Blut und erhält Signale über eine bakterielle Infektion. Daraufhin entlässt sie selbst Botenstoffe an das Immunsystem. Der Lethalfaktor unterbricht diese Kette von Informationen und die Nachrichten gelangen nicht mehr nach außen. Schließlich wird die Immunzelle, ein Makrophage zerstört, die angesammelten Botenstoffe kommen frei, verursachen eine Reihe von Entzündungsreaktionen die zum Schock und damit zum Tod führen."
Bereits vor 10 Jahren begannen Forscher, nach dem Rezeptor auf den Makrophagen zu suchen, über den sich das Gift Zugang zur Zelle verschafft. John Young von der Universität Wisconsin hat diesen Anthrax-Toxin-Rezeptor gefunden und beschreibt ihn heute in der Online Ausgabe des Wissenschaftsmagazins nature. Aber noch wichtiger: "Wir haben eine frei schwimmende Version von dem Teil des Rezeptors hergestellt, an den die PA-Giftkomponente bindet. Und diese frei schwimmende Version schützt Zellen davor, das Gift aufzunehmen. Denn die PA-Komponente lagert sich nicht mehr an den Rezeptor der Zellen an sondern wird von der freischwimmenden Version abgefangen und aufgesogen wie von einem Schwamm." Bislang hat Young das erst in Zellkulturen ausprobiert. Studien an Tieren müssen als nächstes zeigen, ob die freischwimmende PA-Komponente als Medikament in Frage kommt. Wenn ja, dann hätten Young und Mitarbeiter eine völlig neue Tür zur Therapie des Milzbrandes aufgestoßen. Wolfgang Beyer, Veterinärmediziner an der Universität Hohenheim, erklärt: "Bisher sind wir ja nur in der Lage, etwas gegen das Bakterium selbst zu. Wir wissen ja alle, dass das Problem genau darin besteht, dass wenn man die Erkrankung zu spät erkennt, dass dann Antibiotika-Gaben nicht mehr helfen, weil man zwar die Bakterien damit abtöten kann, aber nicht mehr verhindern kann, dass das Toxin weiter wirkt. Das ist eine völlig neue Qualität der Bekämpfung und insofern halte ich das schon für Spektaktulär."
[Quelle: Grit Kienzlen, Robert Liddington, John Young, Wolfgang Beyer]