Mit kaum gebremstem Schaum vorm Mund beschimpfte Karmakar Presse, Publikum und gleich noch sämtliche deutschen Regiekollegen dazu. Was war geschehen? Schon bei der morgendlichen Pressevorführung hatten die Zuschauer da gelacht, wo kein Witz war, und wer genug gelacht hatte verließ den Saal - die gefürchtete Abstimmung der hochklappenden Kinosessel also. Eine dieser Kritikerhinrichtungen, die man niemandem wünscht. Im Kino hatte es so geklungen.
Ich halt das nicht mehr aus!
Leider findet Romuald Karmakar keine visuelle Entsprechung für den Stil des norwegischen Dramatikers Jon Fosse, den er verfilmen wollte. Karmakars psychologisierender Realismus ist nun wahrlich nicht das geeignete Konzept, um in sich selbst kreisende Sprachfiguren und lähmende Sprachlosigkeit ins Kino zu übertragen.
Die Welt ist komplex. Man muss sie trotzdem begreifen: sagte sich Fatih Akin - deutscher Filmemacher aus Hamburg mit türkischen Eltern und drehte "Gegen die Wand". Sein Auftritt bei der Berlinale-Pressekonferenz war so umjubelt, dass zu befürchten war, es käme kein Gespräch zu Stande.
Den Rüpelauftritt konnte er sich sparen, weil sich Presse und Publikum sofort in seinen Film verliebt hatten: In die Geschichte der 20-jährigen Sibil, die den heruntergekommenen Flaschenabräumer Cahit trifft und ihn bittet, sie zu heiraten. Zum Schein, weil sie ihrer engstirnigen Hamburger türkischen Familie entfliehen will. Aber wie das so ist, verlieben sie sich doch und für beide fängt so oder so und bittersüß ein neues Leben an. Das ist voller Kraft und Humor, differenziert, fein, dabei wild und erotisch, authentisch und es ist deutsches Kino.
Fatih Akin lässt in seiner kräftigen Liebesgeschichte keinen Zwischenton aus und benutzt alle Kinofinessen. Man muss einfach lieben, was er auf die Leinwand zaubert.
Auftritte von Meisterregisseuren bieten kaum einmal Überraschungen. Das ist so. Theo Angelopoulos - der neben zahlreichen anderen Preisen schon eine Goldene Palme in Cannes und einen Goldenen Löwen in Venedig bekommen hat - würde, das war klar, in seiner Art ein Glanzlicht setzen. Mit seinem Film "Trilogie: Die Erde weint" startet der Meisterregisseur aus Griechenland siegessicher, als wenn er die neue Berlinale noch gar nicht begriffen hätte, sein Opus Magnum, das in diesem Jahr die drei großen Filmfestivals beherrschen wird.
Nichts weniger als die Geschichte Griechenlands und Europas der letzten 100 Jahre, dazu noch Tragödien wie "Ödipus" und "Sieben gegen Theben" soll das gigantische Projekt wiedergeben. Angelopoulos geht zurück in die verregnete Bildwelt seines Nordgriechenlands und Portraitiert die ewige Geschichte der Vertreibung und Aufspaltung. Gleichzeitig wird ein Liebespaar vorgeführt, das gegen die Regeln lebt. Ein Sohn betrügt seinen Vater um die späte Braut. Ein Musikgruppe versucht die Melodien der Politik zu erraten.
Die kleine Familientragödie begleitet uns durch ein Jahrhundert der Tragödien, doch nimmermehr sitzt man im europäischen Kino vor solch magischen Bildern wie bei Angelopoulos. Natürlich sollte und kann man ihm jeden Preis geben. Bilder, Anspielungen, die diesmal rein griechische Filmcrew ohne Hollywoodstar – ein Kinotraum das alles, dem man sich im Festivaltrubel kaum hingeben mag.
Lebt die Legende oder ist das Kino von Theo Angelopoulos, das 15 Jahre lang die deutschen Feuilletons begeistert hat, nicht mausetot? Auf der Pressekonferenz möchte der Grieche Angelopoulos nur französisch sprechen. Er antwortet leise und mit der Gewissheit, seinen Platz in der Filmgeschichte längst gefunden zu haben. Niemals scheint in seinen Filmen die griechische Sonne. Und: wer lacht schon, wenn einem die Welt erklärt wird.
Ich halt das nicht mehr aus!
Leider findet Romuald Karmakar keine visuelle Entsprechung für den Stil des norwegischen Dramatikers Jon Fosse, den er verfilmen wollte. Karmakars psychologisierender Realismus ist nun wahrlich nicht das geeignete Konzept, um in sich selbst kreisende Sprachfiguren und lähmende Sprachlosigkeit ins Kino zu übertragen.
Die Welt ist komplex. Man muss sie trotzdem begreifen: sagte sich Fatih Akin - deutscher Filmemacher aus Hamburg mit türkischen Eltern und drehte "Gegen die Wand". Sein Auftritt bei der Berlinale-Pressekonferenz war so umjubelt, dass zu befürchten war, es käme kein Gespräch zu Stande.
Den Rüpelauftritt konnte er sich sparen, weil sich Presse und Publikum sofort in seinen Film verliebt hatten: In die Geschichte der 20-jährigen Sibil, die den heruntergekommenen Flaschenabräumer Cahit trifft und ihn bittet, sie zu heiraten. Zum Schein, weil sie ihrer engstirnigen Hamburger türkischen Familie entfliehen will. Aber wie das so ist, verlieben sie sich doch und für beide fängt so oder so und bittersüß ein neues Leben an. Das ist voller Kraft und Humor, differenziert, fein, dabei wild und erotisch, authentisch und es ist deutsches Kino.
Fatih Akin lässt in seiner kräftigen Liebesgeschichte keinen Zwischenton aus und benutzt alle Kinofinessen. Man muss einfach lieben, was er auf die Leinwand zaubert.
Auftritte von Meisterregisseuren bieten kaum einmal Überraschungen. Das ist so. Theo Angelopoulos - der neben zahlreichen anderen Preisen schon eine Goldene Palme in Cannes und einen Goldenen Löwen in Venedig bekommen hat - würde, das war klar, in seiner Art ein Glanzlicht setzen. Mit seinem Film "Trilogie: Die Erde weint" startet der Meisterregisseur aus Griechenland siegessicher, als wenn er die neue Berlinale noch gar nicht begriffen hätte, sein Opus Magnum, das in diesem Jahr die drei großen Filmfestivals beherrschen wird.
Nichts weniger als die Geschichte Griechenlands und Europas der letzten 100 Jahre, dazu noch Tragödien wie "Ödipus" und "Sieben gegen Theben" soll das gigantische Projekt wiedergeben. Angelopoulos geht zurück in die verregnete Bildwelt seines Nordgriechenlands und Portraitiert die ewige Geschichte der Vertreibung und Aufspaltung. Gleichzeitig wird ein Liebespaar vorgeführt, das gegen die Regeln lebt. Ein Sohn betrügt seinen Vater um die späte Braut. Ein Musikgruppe versucht die Melodien der Politik zu erraten.
Die kleine Familientragödie begleitet uns durch ein Jahrhundert der Tragödien, doch nimmermehr sitzt man im europäischen Kino vor solch magischen Bildern wie bei Angelopoulos. Natürlich sollte und kann man ihm jeden Preis geben. Bilder, Anspielungen, die diesmal rein griechische Filmcrew ohne Hollywoodstar – ein Kinotraum das alles, dem man sich im Festivaltrubel kaum hingeben mag.
Lebt die Legende oder ist das Kino von Theo Angelopoulos, das 15 Jahre lang die deutschen Feuilletons begeistert hat, nicht mausetot? Auf der Pressekonferenz möchte der Grieche Angelopoulos nur französisch sprechen. Er antwortet leise und mit der Gewissheit, seinen Platz in der Filmgeschichte längst gefunden zu haben. Niemals scheint in seinen Filmen die griechische Sonne. Und: wer lacht schon, wenn einem die Welt erklärt wird.

