"So, ich mache den Hebel jetzt auf, Vorsicht, jetzt kann es plätschern. Das geht auch schwer, da ist Muskelkraft gefragt. "
Der Betriebsleiter des Bioenergiedorfes Jörg Weitemeyer fährt mit seinem silbernen Güllefass an die große Grube vor die Biogasanlage in Jühnde. Die Gülle ist das A und O, um für die Jühnder Haushalte Strom und Wärme zu produzieren.
"Wir fahren hauptsächlich Rindergülle. Wir haben zwar auch einen Betrieb mit Schweinegülle, aber, prozentual sage ich mal, bei 50 Fass Rindergülle kommen noch zwei Fass Schweinegülle drauf zu. Weil Schweinegülle ja nicht so ergiebig ist wie die Rindergülle. Die hat nicht die Energie und den Methangehalt, die die Rindergülle hat. Von daher ist Rindergülle besser für unsere Biogasanlage als Schweinegülle. "
So schluckt die Biogasanlage den Dung der 400 Kühe und 1000 Schweine des Dorfes, aber auch klein gehäckselte Pflanzenreste. Diese Reste liefern die neun Jühnder Landwirte, wobei sie viel Mais, aber auch Weizen, Roggen oder Sonnenblumen für die Biogasanlage anbauen, sagt Landwirt Reinhard von Werder. Um die Biogasanlage in Gang zu bekommen, war erst einmal viel Tüftelei nötig. Schließlich entsteht im Gärbehälter nur ausreichend Biogas, wenn das richtige Mengenverhältnis von Gülle und Energiepflanzen darin arbeitet, sprechen Reinhard von Werder und Jörg Weitemeyer voller Stolz.
"Vor allem bin ich auch stolz darauf, dass die Anlage wirklich Volllast läuft, sprich 700 KW in der Stunde erzeugt. Wir sind auch stolz darauf, wie wir es innerhalb eines Jahres geschafft haben. Es gibt Anlagen, die heute noch nicht funktionieren, innerhalb von drei, vier Jahren nicht. Wir sind stolz darauf, dass wir jetzt Höchstleistung fahren können."
Damit die Wärme, die bei der Stromerzeugung im Blockheizkraftwerk entsteht, auch wirklich von der Anlage am Ortsrand in die Häuser im Ort gelangt, musste ein sechs Kilometer langes Nahwärmenetz verlegt werden. So glich Jühnde bis vor einem Jahr einer Riesenbaustelle. Alle Straßen waren aufgerissen, überall lag gelblichweißer Lehmboden vor den Häusern. Inzwischen ist alles fertig und vergessen. Wärmekunde Norbert Schröder freut sich - denn seitdem muss er für Strom und Wärme nicht mehr so tief in die Tasche greifen.
"Bei dem Verbrauch, den ich sonst hatte mit 3000 Liter Heizöl, habe ich wenn ich das auf die Wärmemenge Bioenergiedorf zurückrechne und sehe was ich hier bezahlen muss und was ich jetzt für den Öleinkauf bezahlen müsste, hätte ich alleine schon 300 Euro gespart."
Die Jühnder Bürger sparen Energiekosten und die Landwirte verdienen Geld. Sie sind zwar nicht die Ölscheichs von morgen, so Reinhard von Werder, aber er und seine Berufskollegen sind in der Lage, ihr Dorf komplett mit Wärme zu versorgen.
"Ich glaube, das der Landwirt als Energiewirt und als Lebensmittelerzeuger in der Zukunft wieder größere Chancen hat als sicherlich die letzten 10 bis 20 Jahre, weil einfach durch die Verknappung und Verteuerung der Energien, wirklich die Landwirte beides erzeugen können. Ich glaube die Zeiten der Überschüsse in der Landwirtschaft sind vorbei. "
Fünf Jahre haben die Jühnder an Deutschlands erstem "Bioenergiedorf" geplant und gebaut, sagt August Brandenburg. Der 75-jährige Bürgermeister hat - wie kein anderer - für das Gelingen des Projektes gesorgt.
"Es waren manches Mal harte Verhandlungen, harte Tage, Stunden um Stunden bis in die Nächte rein. Wenn ich heute das Ergebnis sehe, muss ich sagen, dass sich der Einsatz gelohnt hat. Und die Gewissheit, dass die Bürger mitgemacht haben, das ist für mich ein Stück Glückseligkeit."
Alle im Dorf ziehen an einem Strang, darum ging es auch den Initiatoren des Bioenergiedorfes, den Wissenschaftlern des Zentrums für Nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen. Wirtschaftsexperte Volker Ruwisch war einer der Ideenträger:
"Es gab damals schon so viele Biogasanlagen, es gibt Blockheizkraftwerke, Holz zu verbrennen ist nichts Neues. Die Frage, die für uns auch am Anfang im Zentrum stand: Warum setzen die Leute so wenig um? Das war für uns die Frage, die soziale Machbarkeit, nicht die technische Machbarkeit. Auch nicht das Biomasseangebot, das ist vorhanden, die Landwirte wissen ja teilweise nicht wohin damit. Es wird subventioniert auf den Weltmarkt geschmissen, macht in so genannten Dritte-Welt- Ländern die Märkte kaputt. Das Potential ist eigentlich da; bloß es mangelt im Prinzip an der Umsetzung."
Die Jühnder bekommen Besuch aus aller Welt, von Vertretern der Vereinigten Arabischen Emirate, der USA oder China. 6000 Besucher waren allein in diesem Jahr schon in Südniedersachsen. Aber auch aus dem Nachbarbundesland Hessen reisen immer wieder Interessierte an, heute aus dem Dorf Schlüchtern, in Mittelhessen.
"Wir sind sehr beeindruckt und ich finde, dass die Nutzung der Naturprodukte so gut zum Heizen angewendet wird. Ich hoffe, dass das bei uns im Raum auch bald entsteht, denn das ist noch ein großes Manko. Wir sind immer noch auf Heizöl und Brennstoffe angewiesen.
Die Idee, das bei uns auch zu machen ist da, aber ob es zu verwirklichen ist, ist die andere Frage. Nur die Leute alle unter einen Hut zu bekommen, dass man auch im Dorf die Akzeptanz hat, genügend Leute findet, die sich anschließen lassen, Landwirte findet, die liefern, das ist sicherlich das größte Problem, so was auf die Beine zu stellen."
Auch in der Region Göttingen wollen andere Dörfer den Jühndern nacheifern. So werden zur Zeit fünf weitere Dörfer von der Landkreisverwaltung gesucht, die auf Bioenergie umstellen. Damit will sich Südniedersachsen als erste Bioenergieregion in Deutschland profilieren.
Der Betriebsleiter des Bioenergiedorfes Jörg Weitemeyer fährt mit seinem silbernen Güllefass an die große Grube vor die Biogasanlage in Jühnde. Die Gülle ist das A und O, um für die Jühnder Haushalte Strom und Wärme zu produzieren.
"Wir fahren hauptsächlich Rindergülle. Wir haben zwar auch einen Betrieb mit Schweinegülle, aber, prozentual sage ich mal, bei 50 Fass Rindergülle kommen noch zwei Fass Schweinegülle drauf zu. Weil Schweinegülle ja nicht so ergiebig ist wie die Rindergülle. Die hat nicht die Energie und den Methangehalt, die die Rindergülle hat. Von daher ist Rindergülle besser für unsere Biogasanlage als Schweinegülle. "
So schluckt die Biogasanlage den Dung der 400 Kühe und 1000 Schweine des Dorfes, aber auch klein gehäckselte Pflanzenreste. Diese Reste liefern die neun Jühnder Landwirte, wobei sie viel Mais, aber auch Weizen, Roggen oder Sonnenblumen für die Biogasanlage anbauen, sagt Landwirt Reinhard von Werder. Um die Biogasanlage in Gang zu bekommen, war erst einmal viel Tüftelei nötig. Schließlich entsteht im Gärbehälter nur ausreichend Biogas, wenn das richtige Mengenverhältnis von Gülle und Energiepflanzen darin arbeitet, sprechen Reinhard von Werder und Jörg Weitemeyer voller Stolz.
"Vor allem bin ich auch stolz darauf, dass die Anlage wirklich Volllast läuft, sprich 700 KW in der Stunde erzeugt. Wir sind auch stolz darauf, wie wir es innerhalb eines Jahres geschafft haben. Es gibt Anlagen, die heute noch nicht funktionieren, innerhalb von drei, vier Jahren nicht. Wir sind stolz darauf, dass wir jetzt Höchstleistung fahren können."
Damit die Wärme, die bei der Stromerzeugung im Blockheizkraftwerk entsteht, auch wirklich von der Anlage am Ortsrand in die Häuser im Ort gelangt, musste ein sechs Kilometer langes Nahwärmenetz verlegt werden. So glich Jühnde bis vor einem Jahr einer Riesenbaustelle. Alle Straßen waren aufgerissen, überall lag gelblichweißer Lehmboden vor den Häusern. Inzwischen ist alles fertig und vergessen. Wärmekunde Norbert Schröder freut sich - denn seitdem muss er für Strom und Wärme nicht mehr so tief in die Tasche greifen.
"Bei dem Verbrauch, den ich sonst hatte mit 3000 Liter Heizöl, habe ich wenn ich das auf die Wärmemenge Bioenergiedorf zurückrechne und sehe was ich hier bezahlen muss und was ich jetzt für den Öleinkauf bezahlen müsste, hätte ich alleine schon 300 Euro gespart."
Die Jühnder Bürger sparen Energiekosten und die Landwirte verdienen Geld. Sie sind zwar nicht die Ölscheichs von morgen, so Reinhard von Werder, aber er und seine Berufskollegen sind in der Lage, ihr Dorf komplett mit Wärme zu versorgen.
"Ich glaube, das der Landwirt als Energiewirt und als Lebensmittelerzeuger in der Zukunft wieder größere Chancen hat als sicherlich die letzten 10 bis 20 Jahre, weil einfach durch die Verknappung und Verteuerung der Energien, wirklich die Landwirte beides erzeugen können. Ich glaube die Zeiten der Überschüsse in der Landwirtschaft sind vorbei. "
Fünf Jahre haben die Jühnder an Deutschlands erstem "Bioenergiedorf" geplant und gebaut, sagt August Brandenburg. Der 75-jährige Bürgermeister hat - wie kein anderer - für das Gelingen des Projektes gesorgt.
"Es waren manches Mal harte Verhandlungen, harte Tage, Stunden um Stunden bis in die Nächte rein. Wenn ich heute das Ergebnis sehe, muss ich sagen, dass sich der Einsatz gelohnt hat. Und die Gewissheit, dass die Bürger mitgemacht haben, das ist für mich ein Stück Glückseligkeit."
Alle im Dorf ziehen an einem Strang, darum ging es auch den Initiatoren des Bioenergiedorfes, den Wissenschaftlern des Zentrums für Nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen. Wirtschaftsexperte Volker Ruwisch war einer der Ideenträger:
"Es gab damals schon so viele Biogasanlagen, es gibt Blockheizkraftwerke, Holz zu verbrennen ist nichts Neues. Die Frage, die für uns auch am Anfang im Zentrum stand: Warum setzen die Leute so wenig um? Das war für uns die Frage, die soziale Machbarkeit, nicht die technische Machbarkeit. Auch nicht das Biomasseangebot, das ist vorhanden, die Landwirte wissen ja teilweise nicht wohin damit. Es wird subventioniert auf den Weltmarkt geschmissen, macht in so genannten Dritte-Welt- Ländern die Märkte kaputt. Das Potential ist eigentlich da; bloß es mangelt im Prinzip an der Umsetzung."
Die Jühnder bekommen Besuch aus aller Welt, von Vertretern der Vereinigten Arabischen Emirate, der USA oder China. 6000 Besucher waren allein in diesem Jahr schon in Südniedersachsen. Aber auch aus dem Nachbarbundesland Hessen reisen immer wieder Interessierte an, heute aus dem Dorf Schlüchtern, in Mittelhessen.
"Wir sind sehr beeindruckt und ich finde, dass die Nutzung der Naturprodukte so gut zum Heizen angewendet wird. Ich hoffe, dass das bei uns im Raum auch bald entsteht, denn das ist noch ein großes Manko. Wir sind immer noch auf Heizöl und Brennstoffe angewiesen.
Die Idee, das bei uns auch zu machen ist da, aber ob es zu verwirklichen ist, ist die andere Frage. Nur die Leute alle unter einen Hut zu bekommen, dass man auch im Dorf die Akzeptanz hat, genügend Leute findet, die sich anschließen lassen, Landwirte findet, die liefern, das ist sicherlich das größte Problem, so was auf die Beine zu stellen."
Auch in der Region Göttingen wollen andere Dörfer den Jühndern nacheifern. So werden zur Zeit fünf weitere Dörfer von der Landkreisverwaltung gesucht, die auf Bioenergie umstellen. Damit will sich Südniedersachsen als erste Bioenergieregion in Deutschland profilieren.