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Ein Jahr Erneuerbare-Energien-Gesetz

Vor einem Jahr, genau am 1. April 2000, trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz, kurz EEG in Kraft. Damit sollte in Deutschland Strom aus umweltfreundlichen Energiequellen, also aus Sonne, Wind oder Biomasse beispielsweise, künftig stärker gefördert werden als bisher. Gleichzeitig, so die Hoffnung des Gesetzgebers, werde den Bemühungen um einen besseren Klimaschutz Rechnung getragen. Was ist nach einem Jahr aus den Erwartungen geworden? Manfred Sauer hat sich erkundigt:

von Manfred Sauer |
    "Wir haben natürlich eine bessere Auftragslage als vor einem oder anderthalb Jahren. Natürlich auch gerade wiederum gefördert durchs EEG. Wenn ich heute hinschaue, gehe ich davon aus, dass wir in einem Jahr mehr als 70 Millionen Umsatz machen. Es könnten auch 80 werden, und wir werden in diesem Jahr auch die ersten Maschinen ins Ausland liefern. Das Wachstum in den nächsten Jahren sehen wir so bei 30 Prozent hier bei der "Frisia"."

    Thomas Banning vom Windkraftanlagenhersteller Frisia im westfälischen Minden ist mit seiner Wachstumsprognose kein Einzelfall. Denn in der Branche herrscht Goldgräberstimmung. Seit April letzten Jahres sind die Energieversorgungsunternehmen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz verpflichtet, den Produzenten von Strom aus Windkraft, aber auch aus Wasserkraft, Biomasse, Biogas und Solaranlagen eine deutlich höhere Vergütung zu zahlen als früher. Für Solarstrom zum Beispiel 99 Pfennig pro Kilowattstunde, für Windkraft zwischen 13, 4 Pfennig und 17, 8 Pfennig pro Kilowattstunde. In windärmeren Regionen bekommen die Windmüller mehr Geld für den eingespeisten Strom als an der Küste. Man will damit einen Anreiz schaffen, auch im Binnenland Windparks zu errichten. Doch das alleine reichte noch längst nicht aus, um den Boom im regenerativen Energiemarkt auszulösen. Die sogenannten Energieagenturen der Bundesländer haben dafür unter anderem den Boden bereitet. Sie beraten Haushalte und Unternehmen, damit sie in den Genuß von Fördermitteln kommen. Auf der anderen Seite will man auch ein Bewusstsein für den Einsatz der grünen Energien schaffen, so Norbert Hüttenhölscher, Geschäftsführer der Energieagentur Nordrhein-Westfalen.

    "Nur wenn man mit den unerschöpflichen Energiequellen die Umwelt entlasten und Geld verdienen kann, dann werden sie sich langfristig auf dem Markt auch wirklich durchsetzen. Wir haben gehofft, dass es eines Tages solch ein Gesetz geben würde. Und nicht ohne stolz dürfen wir sagen, dass wir zur Schaffung dieses Gesetzes auch erheblich beigetragen haben. Indem wir immer wieder gezeigt haben, dass man mit den Unerschöpflichen technisch und wirtschaftlich vernünftig Energie einsparen kann. Und neue Geschäftsfelder erschließen kann, mit denen viele Unternehmen in Nordrhein-Westfalen und in der Bundesrepublik heute Geld verdienen können."

    So sind die Unternehmen der regenerativen Energiebranche händeringend auf der Suche nach Personal. Denn das starke Wachstum schafft auch neue Arbeitsplätze. Doch weil der Markt noch jung ist, sind Bewerber mit langjähriger Erfahrung Mangelware. Angesichts der Pläne im Windkraftbereich dürfte das auch so bleiben. Carlo Reeker vom Bundesverband Windenergie geht davon aus, dass künftig eine Reihe von Windparks in der Nord- und Ostsee entstehen werden.

    "Ich denke, dass man auch bei Off-shore-Projekten die Idee des Bürgerwindrads oder Bürgerwindparks durchaus weiter voranbringen kann. Es gibt beispielsweise eine Initiative von Betreibern von Bürgerwindparks in Schleswig-Holstein, die ein Projekt umsetzen wollen mit dem Namen Buttendiek - also vor dem Deich - bauen wollen, wo sich 10 000 Bürger aus Schleswig-Holstein mit dran beteiligen sollen. Und ich finde es eine gute Idee. Und ich glaube es ist auch durchaus zu finanzieren ein Projekt über diesen Weg, weil es hat sich gezeigt, dass sich auch größere Windparks mit einem Investitionsvolumen in zweistelliger Millionenhöhe von Bürgern vor Ort finanziert werden können."

    Und dass im Markt der regenerativen Energien reichlich Geld zu verdienen ist, haben inzwischen auch die großen Konzerne bemerkt. Der Ölmulti Shell ist in die Produktion von Solarzellen eingestiegen. Und eine Tochter der Deutschen Bank wirbt in der Hauszeitschrift des Windenergieverbandes mit Finanzierungsangeboten.