Der Eingang zu den Magog-Schiefergruben im sauerländischen Bad Fredeburg ist unspektakulär: Ein Loch im Berg mit einer matschigen Straße - das war's. Gerade mal zwei Sohlen hat das Bergwerk, zwei Etagen, die knapp 100 Meter in die Tiefe reichen. Kein Förderturm, keine Stützen für die in den Berg geschlagenen Stollen:
"Der Berg trägt sich hier selbst, man nennt das ein standfestes Gebirge, also werden wir auch keine Stützen sehen, was wir vielleicht sehen, sind Felsanker, Gebirgsanker, die man, wenn Einzelteile erkennbar sind, die runterfallen könnten oder abbröckeln könnten von den Stößen, festgeankert werden."
Erzählt Michael Menn, leitender Bergbauingenieur bei den Magog-Schiefergruben, während uns das schwarze Loch aufnimmt. Drei, vier Meter ist es hoch, etwa fünf Meter breit, Platz genug für große Lader, die den Schiefer und das wertlose Abraummaterial über Tage transportieren.
"Wir merken jetzt hier in der Richtung, wie wir gehen, die Bewetterung, also den künstlich erzeugten Luftzug, damit wir hier die Mannschaft und die Maschinen mit frischer, sauerstoffreicher Luft versorgen könne."
Links geht es in den ältesten Bereich der Grube. Eine Brauerei legte 1851 ein Felsenlager an, tiefe Gänge, in denen Bier kühlen sollte. Bei den Bauarbeiten stießen Arbeiter zufällig auf ein reiches Schiefervorkommen. Die Brauerei suchte sich ein anderes Kühllager, Fredeburgs erste Schiefergrube nannte sich aber in Anlehnung an ihre Entdeckung Grube Bierkeller. Das schwarze, vergleichsweise weiche Gestein war ein begehrtes Baumaterial:
"Es ist zunächst mal eine Tiefseeablagerung gewesen, in der Devonischen Tiefsee, das ist von jetzt an zurückgerechnet von 400 Millionen Jahren gewesen, da haben sich wir heute auch Tonschlämme abgelagert, hin und wieder mal etwas gröberes Material, je nach Meeresspiegelniveau, und diese mehrere hinter Meter mächtigen devonischen Schichten sind dann später im Karbon, das ist vielleicht bekannter durch die Steinkohle, in der Zeit ist der Tiefseeboden zum Rheinischen Schiefergebirge zusammengefaltet worden."
35 Mitarbeiter haben die Magog-Gruben. Die geringe Zahl ist das Ergebnis eines konsequenten Automatisierungs- und Mechanisierungsprozesses, ohne den der Familienbetrieb international kaum konkurrenzfähig wäre. Fünf Privatpersonen sind Gesellschafter der GmbH & Co. KG, keiner hält mehr als 25 Prozent der Anteile. Umsatz- und Tonnagezahlen werden nicht bekannt gegeben. Das alte Baumaterial Schiefer sei aber stark nachgefragt, allerdings drängen weitere in- und ausländische Mitbewerber auf den deutschen Markt.
Vor einigen Jahren haben die Magog-Gruben zudem ein neues Geschäftsfeld entwickelt: Einige aufgegebene Teile des Bergwerks werden als Heilstollen bei Bronchial- und Lungenleiden genutzt - ein kleines Pflänzchen, das erst wenig Gewinn abwirft.
Ein riesiger Lader hält auf uns zu, gleißende Scheinwerfer schaukeln in der Luft, vorne die Schaufel mit frisch gebrochenen Quadern. Acht Kilometer misst die Lagerstätte in der Länge, einen Kilometer in der Breite, in den letzten 160 Jahren ist gerade mal ein Kilometer Schiefer abgebaut worden, für die kommenden 500 Meter veranschlagt Michael Menn 50 Jahre. Er wird es nicht mehr erleben.
"Das ist jetzt eine Abbaukammer, hier haben wir noch die Strecke, die gesprengt wurde, und nebenan die geriffelte Struktur ist mit einem Sägeblatt erzeugt worden, das ist das Ding, was die Geräusche macht, die wir im Hintergrund hören."
Früher schlugen Bergleute Schiefer mit Hämmern aus der Wand heraus, heute sägen sie die Blocke seitlich an und lösen sie anschließend mit einem hydraulischen Meißel. Je größer und dicker die Blöcke sind, desto breiter sind die Einsatzfelder: Von Arbeitsplatten für Küchen, über Fußbodenfließen bis hin zu Dachpfannen aus Schiefer, das weiche, leicht zu spaltende Gestein hat viele Anwendungen - vorausgesetzt die Qualität stimmt: Nicht jeder Quader erfüllt die hohen Standards:
"Hier treffen sich einige kleine Störungen oder mineralisiert Klüfte, auch noch im Zusammenspiel mit einer Schichtgrenze, und das sind dann Einzelteile, die dann schon beim Abspalten der vorherigen gesägten Fläche mit rausgekommen sind."
Ein Meter vierzig misst das Sägeblatt im Durchmesser, acht Millimeter in der Breite. Haben sich die Speziallegierungen an den Zähnen abgerieben, wird das Blatt ausgetauscht. Tagein, tagaus brechen die Fredeburger Bergleute Schieferblöcke aus den Wänden heraus, bringen sie über Tage, wo sie weiterverarbeitet werden.
Und damit den Bergleuten nichts passiert, wacht wie in jedem Bergwerk die Heilige Barbara über die Geschicke der Männer. Draußen vor dem Eingang ist sie postiert, aber auch in der Grube im kleinen Aufenthaltsraum:
"Die Heilige Barbara, unsere Schutzpatronin, Aufsichtsinstanz, und bevor wir hier morgens irgendetwas anfangen, wird hier der Heiligen Barbara erst einmal ein Gebet gesprochen. Die meisten treffen sich dann morgens in unserem Aufenthaltsraum, wo sie sich umziehen zur Schicht, und wenn die Schichtzeit beginnt, dann mit einem Gebet."
Ziegel und Co. vom Niederrhein
"Der Berg trägt sich hier selbst, man nennt das ein standfestes Gebirge, also werden wir auch keine Stützen sehen, was wir vielleicht sehen, sind Felsanker, Gebirgsanker, die man, wenn Einzelteile erkennbar sind, die runterfallen könnten oder abbröckeln könnten von den Stößen, festgeankert werden."
Erzählt Michael Menn, leitender Bergbauingenieur bei den Magog-Schiefergruben, während uns das schwarze Loch aufnimmt. Drei, vier Meter ist es hoch, etwa fünf Meter breit, Platz genug für große Lader, die den Schiefer und das wertlose Abraummaterial über Tage transportieren.
"Wir merken jetzt hier in der Richtung, wie wir gehen, die Bewetterung, also den künstlich erzeugten Luftzug, damit wir hier die Mannschaft und die Maschinen mit frischer, sauerstoffreicher Luft versorgen könne."
Links geht es in den ältesten Bereich der Grube. Eine Brauerei legte 1851 ein Felsenlager an, tiefe Gänge, in denen Bier kühlen sollte. Bei den Bauarbeiten stießen Arbeiter zufällig auf ein reiches Schiefervorkommen. Die Brauerei suchte sich ein anderes Kühllager, Fredeburgs erste Schiefergrube nannte sich aber in Anlehnung an ihre Entdeckung Grube Bierkeller. Das schwarze, vergleichsweise weiche Gestein war ein begehrtes Baumaterial:
"Es ist zunächst mal eine Tiefseeablagerung gewesen, in der Devonischen Tiefsee, das ist von jetzt an zurückgerechnet von 400 Millionen Jahren gewesen, da haben sich wir heute auch Tonschlämme abgelagert, hin und wieder mal etwas gröberes Material, je nach Meeresspiegelniveau, und diese mehrere hinter Meter mächtigen devonischen Schichten sind dann später im Karbon, das ist vielleicht bekannter durch die Steinkohle, in der Zeit ist der Tiefseeboden zum Rheinischen Schiefergebirge zusammengefaltet worden."
35 Mitarbeiter haben die Magog-Gruben. Die geringe Zahl ist das Ergebnis eines konsequenten Automatisierungs- und Mechanisierungsprozesses, ohne den der Familienbetrieb international kaum konkurrenzfähig wäre. Fünf Privatpersonen sind Gesellschafter der GmbH & Co. KG, keiner hält mehr als 25 Prozent der Anteile. Umsatz- und Tonnagezahlen werden nicht bekannt gegeben. Das alte Baumaterial Schiefer sei aber stark nachgefragt, allerdings drängen weitere in- und ausländische Mitbewerber auf den deutschen Markt.
Vor einigen Jahren haben die Magog-Gruben zudem ein neues Geschäftsfeld entwickelt: Einige aufgegebene Teile des Bergwerks werden als Heilstollen bei Bronchial- und Lungenleiden genutzt - ein kleines Pflänzchen, das erst wenig Gewinn abwirft.
Ein riesiger Lader hält auf uns zu, gleißende Scheinwerfer schaukeln in der Luft, vorne die Schaufel mit frisch gebrochenen Quadern. Acht Kilometer misst die Lagerstätte in der Länge, einen Kilometer in der Breite, in den letzten 160 Jahren ist gerade mal ein Kilometer Schiefer abgebaut worden, für die kommenden 500 Meter veranschlagt Michael Menn 50 Jahre. Er wird es nicht mehr erleben.
"Das ist jetzt eine Abbaukammer, hier haben wir noch die Strecke, die gesprengt wurde, und nebenan die geriffelte Struktur ist mit einem Sägeblatt erzeugt worden, das ist das Ding, was die Geräusche macht, die wir im Hintergrund hören."
Früher schlugen Bergleute Schiefer mit Hämmern aus der Wand heraus, heute sägen sie die Blocke seitlich an und lösen sie anschließend mit einem hydraulischen Meißel. Je größer und dicker die Blöcke sind, desto breiter sind die Einsatzfelder: Von Arbeitsplatten für Küchen, über Fußbodenfließen bis hin zu Dachpfannen aus Schiefer, das weiche, leicht zu spaltende Gestein hat viele Anwendungen - vorausgesetzt die Qualität stimmt: Nicht jeder Quader erfüllt die hohen Standards:
"Hier treffen sich einige kleine Störungen oder mineralisiert Klüfte, auch noch im Zusammenspiel mit einer Schichtgrenze, und das sind dann Einzelteile, die dann schon beim Abspalten der vorherigen gesägten Fläche mit rausgekommen sind."
Ein Meter vierzig misst das Sägeblatt im Durchmesser, acht Millimeter in der Breite. Haben sich die Speziallegierungen an den Zähnen abgerieben, wird das Blatt ausgetauscht. Tagein, tagaus brechen die Fredeburger Bergleute Schieferblöcke aus den Wänden heraus, bringen sie über Tage, wo sie weiterverarbeitet werden.
Und damit den Bergleuten nichts passiert, wacht wie in jedem Bergwerk die Heilige Barbara über die Geschicke der Männer. Draußen vor dem Eingang ist sie postiert, aber auch in der Grube im kleinen Aufenthaltsraum:
"Die Heilige Barbara, unsere Schutzpatronin, Aufsichtsinstanz, und bevor wir hier morgens irgendetwas anfangen, wird hier der Heiligen Barbara erst einmal ein Gebet gesprochen. Die meisten treffen sich dann morgens in unserem Aufenthaltsraum, wo sie sich umziehen zur Schicht, und wenn die Schichtzeit beginnt, dann mit einem Gebet."
Ziegel und Co. vom Niederrhein