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Ein kleines Volk, das jeden braucht

Deutsche Lehrer haben Finnland besucht - das Musterbeispiel jeder PISA-Studie. Im Mittelpunkt der Reise stand dabei die Einbettung und Wertschätzung der Bildung in finnischer Politik und Gesellschaft. Das Ziel des Bildungssystems: Finnland braucht als kleines Land jeden Einwohner und muss deshalb jeden Schüler so gut ausbilden wie möglich.

Von Andrea Lueg |
    Den Finnen ist vor allem das Lesen wichtig. Seit über 30 Jahren gibt es dort eine Tradition von Leseförderung, wie sie in Deutschland eigentlich nicht bekannt ist. Beispiel ist die Bibliothek in Helsinki, die ihre Besucher auf vielerlei Arten zum Lesen verführt. So gibt es etwa einen Märchenraum mit Baldachin für Kinder, die dort in einer Märchenatmosphäre lesen können.

    Auf dem Programm stand auch ein Treffen mit dem Deutschen Rainer Domisch von der zentralen Unterrichtsbehörde Finnlands. Dieser vermittelten den Lehrern die Philosophie des finnischen Staates. In Finnland gibt es keine spezielle Begabtenförderung. Die These ist vielmehr, dass Finnland als kleines Volk mit etwa 5,5 Millionen Einwohnern, jeden einzelnen braucht. Deshalb werden vor allem die schwachen Schüler unterstützt - mit besonderen Programmen und Unterstützungslehrern.

    Die deutschen Lehrer zeigten sich begeistert von ihrem Besuch und der freundlichen Aufnahme in Kindergärten und Schulen:

    ""Meine Bilanz von dieser Reise ist die, dass ich denke, es kommt nicht so sehr darauf an, wie man den Unterricht macht, sondern es sind andere Faktoren, die entscheidend sind für den Erfolg der Schüler. Das wichtigste, was wir natürlich auch alle vorher schon gelesen haben, ist tatsächlich die Einstellung der Lehrer, die sie zu ihren Schülern haben, nämlich dass sie wollen, dass diese Erfolg haben, und dass sie alle einen Abschluss bekommen."

    "Es gibt hier auch keine Wunderschüler und es sind auch ganz normale Probleme. In diesem kleinen Land kommen jetzt auch alle europäischen Probleme an, die es woanders gibt. Finnland kocht auch nur mit Wasser, aber das machen sie sehr gut.""

    Eine kleine Beruhigung für die deutschen Lehrer: Es gibt keine besonderen Wunder oder Tricks. Dennoch waren einige frustriert, weil die Bedingungen doch als erheblich besser empfunden wurden als in Deutschland. Zwar werden die meisten deutschen Lehrer besser bezahlt. Aber, so der Tenor vieler, bei diesen Bedingungen wäre man auch mit weniger Geld zufrieden.