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Bücher, Lebensmittel, Kleidung: Immer mehr Menschen bestellen online und wollen möglichst schnell beliefert werden. Der Internet-Handel boomt. Deutlich sichtbar wird dies an den vielen Kleinlastern, Transportern und Lieferwagen, die auf den deutschen Straßen unterwegs sind.

Von Helmut Frei | 19.07.2013
    "Es ist eine unheimliche Entlastung für mich, weil wir haben ja zwei kleine Kinder, und beide sind wir berufstätig. Und wenn ich mir vorstelle, in der Stadt im Schlepptau die Kinder zu haben und dann noch durch die Geschäfte zu gehen, finde ich es viel leichter, die Sachen online zu bestellen."

    Sagt Eveline Jürgens aus Stuttgart. Ihr geht es wie vielen junge Frauen: Sie müssen mit ihrer Zeit haushalten, um den Erwartungen in Familie und Beruf zu entsprechen. Da ist ihr die Möglichkeit, im Internet-Shop einzukaufen, eine große Hilfe.

    "Wir persönlich kaufen jetzt ganz viele Kinderklamotten, oder ich kaufe – ja – Anziehsachen für mich oder Schuhe, wobei da gibt´s auch noch mal Unterschiede, was ich da kaufe. Und für Kinder, von Autositzen, die man vielleicht online die Bewertung durchliest, die kaufen wir dann online ein oder Kinderhochstühle, dann auch Kinderschuhe, also die lassen wir oft im Geschäft ausmessen und kaufen die auch im Geschäft, aber die verschleißen ja ziemlich schnell – und wenn wir merken, die Schuhgröße ist noch die gleiche, dann bestellen wir die auch gerne mal online."

    Und weil immer mehr Leute online bestellen, boomt der Internet-Handel. Das kann Eveline Jürgens auch vor der eigenen Haustür feststellen. Vor einigen Jahren fuhr höchstens zwei-, dreimal pro Woche ein Kleinlaster eines Paketdienstes auf der Straße vor. Heute sind es an einem ganz normalen Werktag gleich mehrere dieser Transporter.
    Die Zahlen sprechen für sich. Derzeit gibt es in Deutschland an die 5000 Kurier-, Express und Post- bzw. Paketdienste - kurz KEP. Sie sind mit rund 50.000 Fahrzeugen unterwegs. Wenige große dieser KEP-Betriebe beherrschen das Geschäft. Dazu gehört das Postunternehmen DHL, genauso Hermes, eine Tochter des Otto-Versands, der amerikanische Transportriese UPS und andere Unternehmen wie DPD, GLS, Fedex oder TNT.

    Die Interessen vor allem der vielen mittelständischen und kleinen Unternehmen vertritt ein eigener Bundesverband der KEP-Betriebe. Er geht davon aus, dass sich allein die Zahl aller in Deutschland transportierten Pakete von heute jährlich 2,5 Milliarden innerhalb der kommenden zehn Jahre auf 3,5 Milliarden steigern wird.

    Diese Entwicklung schlägt sich auch im Bestand der Fahrzeuge nieder. Wie das Kraftfahrt-Bundesamt meldete, sind inzwischen knapp 80 Prozent der Lastkraftwagen, die in Deutschland gemeldet sind, Transportfahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen Gesamtgewicht. Der Einzelhandel per Internet, oder – wie man auch sagt - der E-Commerce setzt aber nicht nur dem Straßenverkehr zu, ebenso macht er dem stationären Einzelhandel mit seinen Läden und Kaufhäusern das Überleben teilweise ziemlich schwer. In der Branche geben Internethändler wie Amazon und Zalando den Ton an. Auch der Otto-Versand gehört zu den führenden Unternehmen in diesem Geschäft. Er erzielt mittlerweile drei Viertel seines Umsatzes über die Schiene Online-Handel, sagt Axel Birken, Vorstandmitglied der Otto-Group.

    "Wir erleben ja ein massives Wachstum weiterhin im gesamten Bereich der Mode, der Bekleidung, Schuhe, ein ganz großes Thema. Ich glaube, eine große Bewegung ist im Bereich Wohnen, Möbel. Die Kundin sitzt beispielsweise auf dem Sofa zu Hause, schaut eine Fernsehsendung an. Da kommt eine Werbeunterbrechung, dann kommt der Spot von Otto – und dann können wir das wirklich messen: In dem Augenblick nimmt die Kundin das iPad und schaut nach diesen Produkten auf Otto.de nach."

    Also werden immer mehr Pakete durchs Land gekarrt. Sie möglichst taggleich oder spätestens am nächsten Tag zuzustellen, ist das erklärte Ziel vieler Unternehmen des Online-Handels. Und dieser Service hat unerwünschte Folgen, weiß Georg Wittmann zu berichten. Der Betriebswirtschaftler ist Mitarbeiter bei Ibi, einem Institut für Handelsforschung an der Universität Regensburg.

    "Natürlich führen solche Service-Dienstleistungen dazu, dass einfach auch mehr Fahrten entstehen. Weil, je mehr Online-Händler ich adressieren muss, desto mehr Fahrzeuge brauch' ich, um auch die Zeiten einzuhalten. Und in letzter Zeit sind auch sehr viele Lager entstanden. Also der Bereich, der wächst sehr stark und ist hauptsächlich getrieben dadurch, dass die Online-Händler möglichst schnell am Kunden sein wollen, dass die Produkte einfach wirklich innerhalb dieser ein, zwei Tage auf dem Tisch des Kunden liegen sollen, und da muss man einfach in der Fläche auch präsent sein; und das führt dazu, dass die Flotten, denk' ich, langfristig deutlich ausgebaut werden."

    Aber nicht nur die Endverbraucher, sondern auch die Internet-Händler wollen möglichst schnell beliefert werden - und das nicht mehr nur einmal, sondern mehrmals in der Woche. Gleichzeitig bauen die Paketdienste ihre Serviceleistungen aus, zumal sie untereinander in Konkurrenz stehen. Dabei setzen die Marktführer Maßstäbe, indem sie auch Expressdienste und Nachtzustellungen anbieten.

    "In der Regel ist es so, dass Sie mittlerweile von den Angeboten, die die Versanddienstleister machen, auch schon als kleiner Händler relativ schnell in den Genuss kommen, dass die Produkte bei Ihnen abgeholt werden. Beispiel: Hermes hat so einen Profi-Paket-Service – glaub' ich heißt der. Da können Sie ab 300 Sendungen im Jahr diese Abholung schon in Anspruch nehmen."

    Mittlerweile belebt DHL, der Paketdienst der Deutschen Post, auch den Lebensmittelhandel per Internet. Das hat eine weitere Zunahme des Verkehrs zur Folge, vor allem mit kleineren Lieferwagen. Denn sie sind besonders geeignet für die schnelle Zustellung von Lebensmitteln, bei denen die Kühlkette nie unterbrochen sein darf.

    Köln-Eifeltor. Ein Gewerbegebiet im Süden der Stadt. Es ist auch Standort eines von 33 Paketzentren, die das Postunternehmen DHL in Deutschland betreibt. Feierabendzeit. An einem der wenigen Tore, die noch geöffnet sind, stehen Kühlboxen bereit, die ein Fahrer in seinen Lieferwagen schiebt.

    "DHL arbeitet mit zehn Firmen zusammen, die auf den Internet-Handel mit Lebensmitteln spezialisiert sind. Eine davon ist Gourmondo in München. Die Firma führt Spezialitäten aus aller Welt und hat eine Emnid-Umfrage in Auftrag gegeben. Danach kaufen heute bereits 15 Prozent der 30- bis 39-Jährigen Lebensmittel im Internet-Shop. Auch die Einzelhandelskette Rewe, die in ihren Supermärkten einen hohen Anteil an verpackten Lebensmitteln führt, lässt durch DHL online-bestellte Lebensmittel ausliefern. Vorerst ist die Initiative des Logistikkonzerns der Deutschen Post auf den Großraum Köln bis in die nahe Eifel beschränkt."

    In der Zustellbasis Köln-Eifeltor von DHL läuft an diesem Tag alles nach Plan. Jan Kammerhoff und Thomas König von der DHL-Zentrale haben das ganze Projekt im Blick:

    Kammerhoff: "Abendzustellung heißt, wir stellen zu in einem Zeitfenster von 18 bis 20 und 20 bis 22 Uhr. Die Zusteller haben Dienstbeginn davor, laden ihr Fahrzeug und los geht's."

    König: "Ein ganz entscheidender Punkt sicher bei dem ganzen Bereich Online-Lebensmittelversand ist die Logistik auf der letzten Meile. Das heißt: Empfänger möchte natürlich nicht, dass ein Lebensmittel vor die Türe gestellt wird oder dass es irgendwie beim Nachbarn abgegeben wird, sondern er möchte das ja direkt empfangen. Und die Chance, dass Sie jemand antreffen, ist halt abends am größten."

    Lebensmittel sind aber nur ein kleiner Ausschnitt aus dem immer breiteren Angebot des Internethandels, und sie werden derzeit bei DHL gesondert zugestellt. Andere Touren bringen die übrigen Einkäufe. So klingeln bei manchen Kunden sogar mehrfach am Tag die Lieferanten. Georg Wittmann vom Regensburger Ibi-Institut:

    "Am liebsten lassen sich die Kunden das Produkt immer noch nach Hause schicken. Der zweitliebste Ort ist dann schon der Arbeitsplatz, ja, wenn's der Arbeitgeber zulässt. Bei gewissen Produkten, wenn man halt sagt, es geht nicht nach Hause, es geht nicht an die Arbeit, ist natürlich so was wie 'ne Packstation oder ein Paketshop, wo man auf dem Heimweg vorbeikommt, ideal. Ja, dann hält man geschwind an, lässt sich das Paket geben, unterschreibt, dann ist das Thema erledigt."

    Sicher kann man nicht behaupten, der Lieferverkehr, den E-Commerce verursacht, sei am Verkehrsinfarkt schuld. Aber er verstärkt ohnehin auftretende Staus, wie etwa im Ferienverkehr, der an diesem Wochenende zu erwarten ist. Und er trägt zur flächenhaften Verkehrsbelastung in Ballungsräumen bei. Diese erfasst zunehmend auch bislang noch verhältnismäßig ruhige Stadtviertel.

    Im Interesse eines sauberen Images überschlagen sich die Versanddienstleister der Online-Branche mit Projekten, die sie als nachhaltig, intelligent, grün charakterisieren. Der Otto-Konzern weist darauf hin, dass durch neue Packstrategien weniger Luft in den nun kleineren Kartons sei. Dadurch reduziere sich nicht nur das Transportvolumen, sagt Otto-Vorstandsmitglied Alexander Birken:

    "Die CO2-Belastung in Summe wird reduziert um 170 Tonnen per Jahr. Anders ausgedrückt: Das sind circa 500 Lkw, die weniger durch Deutschland fahren."

    Genau gesagt 500 Lkw-Ladungen, nicht viel, gemessen an den Millionen Touren mit großen und kleinen Lastern, die jährlich für Otto auf deutschen Straßen unterwegs sind.

    Immer, wenn gesamtwirtschaftlicher Nutzen und ökologische Belastungen durch den Güterverkehr gegeneinander abgewogen werden, bringen Verlader und Transporteure derzeit die Elektromobilität ins Spiel. Sie mag mehr Verkehr auf den ersten Blick erträglicher machen; ein Beitrag, um Verkehr zu vermeiden, ist Elektromobilität jedoch nicht.

    Das Postunternehmen DHL hat zusammen mit Ingenieuren der Technischen Universität Aachen einen sogenannten Streetscooter entwickelt. Das Fahrzeug gleicht einem Lieferkombi, wie ihn der Klempner von nebenan benutzt. Es fährt mit Strom, hat einen robusten Motor und einen geräumigen Kastenaufbau für den Transport von Briefen und Paketen.

    Einen Schritt weiter geht ein Pilotprojekt, an dem die Berliner Firma "Messenger, Transport und Logistik" beteiligt ist. Zu ihrem Kerngeschäft gehören seit jeher Fahrradkuriere. 50 bis 60 sind heute für Messenger auf Achse, obwohl der eigene Fuhrpark längst Kleinlaster und Lieferwagen umfasst:

    "Wir sind eben gerade in so ein Projekt involviert, das heißt 'Ich ersetze ein Auto', wo wir dann auch zeigen, wo das Potenzial besteht, um Autos aus dem Fokus zu bringen und aus der Innenstadt zu ziehen. Wir ersetzen natürlich noch lange keinen DHL-Sprinter oder UPS-Lkw. Da müssen noch dann andere Ideen ran. Und man muss immer den Kurierunternehmer mitnehmen, also dass der Kurierunternehmer auch das Fahrzeug anerkennt, und dass er sich das auch kauft, und da gibt es natürlich auch Ideen, mit größeren Fahrrädern auch die ganz großen Sprinter zu ersetzen."

    So Dirk Brauer von Messenger in Berlin. Er war selbst einmal Fahrradkurier. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt betreut das Projekt "Ich ersetze ein Auto" wissenschaftlich. Gefördert wird es vom Bundesumweltministerium.

    Im Testbetrieb setzt Messenger 17 elektrisch betriebene Lasträder ein. Der in Akkus gespeicherte Strom wird im Idealfall mit Solarzellen erzeugt. Jedes dieser Elektro-Lastenräder kann in speziellen Behältern bis zu 100 Kilo zuladen.

    Schon heute seien 70 Prozent der Aufträge, die Messenger in Berlin abwickelt, Fahrradaufträge, sagt Dirk Brauer. Und er kann sich vorstellen, dass auch für Transporte, die der Online-Handel verursacht, das Fahrrad eine große Rolle spielen kann.

    "Das Problem wird sein, dass man eben mit anderen Logistikern zusammenarbeiten muss, aber das wäre eine Vorstellung, wo wir sagen: Lass uns alle zusammen ein System entwickeln. Nicht jeder macht sein Ding, jeder macht seine DHL-Box oder seine UPS-Box, sondern wir machen eins zusammen. Wir sind da dran, da gibt's Fördergelder vom Schaufenster für E-Mobilität. Da setzen wir uns zusammen und schauen mal mit ein paar großen Logistikfirmen, ob wir da was auf den Weg bringen können."

    Fragezeichen sind angebracht. Denn Konkurrenz und nicht Kommunikation belebt auch das Transportgeschäft. Die Großen der Branche haben längst ihre netzförmigen Reviere abgesteckt. Trotzdem wäre in Ballungsgebieten eine enge Verzahnung zwischen verschiedenen Kurier- und Lieferdiensten sinnvoll, um so zur Verkehrsentlastung beizutragen.

    Ganz anders sind die Verhältnisse draußen auf dem dünn besiedelten flachen Land, wo mit einem weiteren und zum Teil drastischen Bevölkerungsrückgang zu rechnen ist. Dort haben die Menschen schon jetzt ein geringeres Warenangebot am Ort, auch der Service, frei Haus beliefert zu werden, funktioniert nicht so selbstverständlich wie in der Stadt. Selbst der weltweit aktive Konzern DHL plant den Online-Handel mit Lebensmitteln vorerst nur für dicht besiedelte Regionen und lässt die dünn besiedelten Gegenden außen vor. Dabei könnte gerade dort der Online-Handel eine Chance sein.

    Bandelow, ein Dorf in der Uckermark, auf halbem Weg zwischen Berlin und der Ostsee. Es ist kurz nach acht Uhr morgens. Nancy Dräger schiebt eine Karre zur Bushaltestelle. Auf der Ladefläche eine verschlossene Kühlbox. Sie ist mit Käse aus der Molkerei beladen, in der die junge Frau angestellt ist, und auch noch mit anderen regionalen Lebensmitteln. Sie lagern in einigen Räumen der Molkerei. Die Ware ist für einen Laden in Templin bestimmt. Pünktlich kommt der Linienbus, der Fahrer Roland Kehn nimmt die Sendung entgegen und verstaut sie im Laderaum. In Prenzlau wird die Kiste in einen anderen Linienbus umgeladen.

    Busfahrer: "Dann hätt' ich gerne einmal eine Unterschrift – Das funktioniert. Hier steht ja schon alles bereit. Auf dem Bahnhof in Prenzlau haben wir so ein Zwischenlager, oder wir laden direkt von Bus zu Bus. So wie die Busse dann ankommen, ist das kein Problem."

    Seit 2012 rollt der Kombibus durch den Landkreis Uckermark. Marita Förster von der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft hat dafür gekämpft, dass der ausgesprochen bevölkerungsarme Landkreis im Osten Deutschlands in ein Modellvorhaben des Bundes aufgenommen wurde.

    Indem Linienbusse in der Uckermark auch Waren transportieren, sind sie besser ausgelastet. So lasse sich der Abwärtstrend beim öffentlichen Nahverkehr stoppen, hofft Marita Förster.

    Außer der Regio-Ladenkette konnten auch Druckereien, Sanitätshäuser oder etwa ein Fleischer, der Kitas versorgt, als Kunden gewonnen werden. Inzwischen nutzt auch ein Einkaufszentrum in der Kreisstadt Schwedt den Kombibus. Konsumenten in entlegenen Gemeinden können so an Vorteilen des Internet-Shoppings teilhaben, sagt Marita Förster.

    "Also seit dem 1. Juli dieses Jahres haben wir ein Angebot fürs Oder-Center. Das heißt: Ich kann einkaufen gehen; und wenn mein Kleid nicht in meiner Größe da ist, dann bezahl' ich es und sag': 'O.k., dann liefern Sie mir das. Und dann tun wir das mit den Bussen.'"

    Doch anders als der Kleinlaster von DHL oder andere Zustelldienste bringt der Bus die Ware meistens nicht bis vor die Haustür des Empfängers. Die Sendungen gehen vor allem an kleine Einzelhandelsgeschäfte, die sich als Paketshops in der Uckermark das weitere Überleben sichern können. So die Vorstellung von Constantin Pitzen. Er ist einer der Spezialisten, die zusammen mit einem Berliner Institut das Kombibusprojekt entwickelt haben.

    "Das eine ist, dass wir diese Geschäfte sehr gut einbinden können sozusagen als Ablage- oder Abholstation, dass dort die Kunden ihre Ware hinterlegt bekommen, wenn sie ein Paket bekommen, das vom Omnibus ausgeliefert wird. Die andere Seite ist, dass die kleiner werdenden Mengen ein Problem für die Lebensmittellogistiker im ländlichen Raum darstellen, die nämlich dann Schwierigkeiten haben, die Auslastung ihrer Lastwagen sicherzustellen. Und da haben die Lebensmittellogistiker ihre Probleme, da haben Paketdienste, Briefdienste ihre Probleme, die Speditionen haben ihre Probleme, und deswegen sind wir mit allen im Gespräch, und einiges konnten wir jetzt schon realisieren."

    Und Marita Förster von der Uckermärkischen Verkehrsgesellschaft denkt daran, mit den Kurier- und Paketdiensten zu kooperieren. Der Kombibus soll jedoch das Rückgrat des Projekts bleiben.

    "Wir sind in der Lage, innerhalb von zwei Stunden in der Uckermark Dinge zu transportieren – und das kann der Güterverkehr ja nicht. Anderseits ist auch im Späteren gefragt, wenn wir mehr zu transportieren haben, dass wir die sogenannten KEP-Dienste mit in Anspruch nehmen. Das heißt: Wir transportieren nur zur Haltestelle, die Leute müssen's abholen. Wenn Sie´s nicht können, an der Stelle ist ein KEP-Dienst, der einspringt."

    Eine solche Lösung würden Kunden wohl nur bei Lieferung frei Haus oder günstigen Versandkosten akzeptieren. Dass Internet-Shops kostenlos oder preiswert liefern und bestellte Ware kostenlos zurücknehmen - daran sind Konsumenten wie Eveline Jürgens aus Stuttgart inzwischen gewöhnt.

    "Wenn ich jetzt was bestellen würde und dürfte es nicht zurückschicken, da würde ich davor eher zurückschrecken. Und oft ist die Rücksendung kostenlos, und da ist die Hemmschwelle sehr niedrig, das zurückzuschicken."

    Beim Internet-Händler Amazon gehen längst mehr als die Hälfte der Sendungen retour - für den Kunden kostenlos. Getreu dem Werbeslogan des Anbieters Zalando – "Schrei vor Glück, oder schick's zurück". Aus Wettbewerbsgründen scheuen die meisten Unternehmen davor zurück, die Preise für den Transport zu erhöhen.
    Ob das allerdings den Lieferverkehr reduzieren würde, ist fraglich. Das bezweifelt auch der Wissenschaftler Georg Wittmann:

    "Man muss aber sagen, dass das in den Gesprächen mit den Kunden so ein bisschen die Erkenntnis war, dass der Komfort doch mehr wert war als - ja - jetzt der Umweltgedanke oder der Umweltschutz.

    Solange der Boom von E-Commerce anhält, werden immer mehr Kleinlaster, Transporter und Lieferwagen auf deutschen Straßen unterwegs sein. Modellprojekte wie der Kombibus in der Uckermark können aber dazu beitragen, unnötige und doppelte Wege zu vermeiden und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Mobilität und Logistik neue, effiziente und nachhaltige Konzepte brauchen.