Als der gestrige Tag im Gericht am frühen Nachmittag zu Ende geht, wirken alle Beteiligten erschöpft. Auch an Björn Ihler, einem der Überlebenden von Utöya, sind die 41 Verhandlungstage nicht spurlos vorübergegangen:
"Es ist ein langer, vielleicht zu langer Prozess. Es ging um sehr viel Juristisches und um viel Psychologie. Wegen dieser Konzentration auf technische Details ging der Blick auf die menschliche Tragödie vielleicht ab und an verloren. Es geht doch um die Hinterbliebenen, die Überlebenden, die Opfer. Sich dessen zu erinnern, fiel hin und wieder sehr schwer."
Gerade in den letzten Tagen drehte sich noch einmal fast alles um Anders Behring Breivik. Die beiden Gutachterteams hatten den Attentäter des 22. Juli völlig gegensätzlich eingeschätzt. Ein Team hält ihn für geistesgestört, das andere erklärte, er sei zurechnungsfähig. Beide begründeten ihr Urteil – und hielten an ihren völlig unterschiedlichen Positionen fest. Breiviks Anwalt, Geir Lippestad:
"Die Richter müssen nun entscheiden, welcher Auffassung sie folgen. Ist es Politik, Ideologie, sind es radikale Überzeugungen, die Breivik zu seinen Taten getrieben haben? Oder ist er schlichtweg verrückt? Um diese Frage geht es."
Noch nie in der norwegischen Rechtsgeschichte wurde ein Angeklagter wohl derart eingehend analysiert. Und doch steht am Ende des mehrwöchigen Prozesses kein eindeutiges Bild. Entsprechend kritisch sieht Harald Stanghelle von der norwegischen Tageszeitung "Aftenposten" zumindest diesen Teil des Gerichtsverfahrens.
"Das Widersprüchliche bei dieser Sache ist: Wenn Breivik ein fanatischer Islamist gewesen wäre, dann hätten wir wohl kaum so sehr in seiner Psyche nach Erklärungen gesucht, sondern in seinem Glauben, seiner Ideologie, in den Einflüssen aus seinem muslimischen Umfeld. Weil er aber ein Norweger ist, sogar aus dem bürgerlichen Teil der norwegischen Gesellschaft, suchen wir in seiner Psyche nach Erklärungen."
Das letzte Wort hatte Breivik gestern selbst. Er behauptete einmal mehr, seine Bluttaten habe er aus Liebe zu seinem Land verübt, um Norwegen vor einer muslimischen Invasion zu retten. Heute nun müssen die Staatsanwälte erklären, ob sie darin die Worte eines Verrückten sehen oder die eines politisch motivierten Ideologen. Man habe sich bereits entschieden, erklärte Staatsanwalt Svein Holden gestern, bevor er sich mit einem vieldeutigen Lächeln in sein Büro zurückzog, um letzte Hand an das Plädoyer zu legen:
"Wir alle merken, dass wir lange Tage im Gerichtssaal verbracht haben. Doch unser Plädoyer ist für das Urteil maßgeblich. Darum werden wir uns jetzt noch einmal so gut wie möglich vorbereiten."
Und die Norweger selbst? Draußen vor dem Gericht ist der Alltag zurückgekehrt. An den Absperrungen hängen verwelkte Blumen und vergilbte Zettel, in einem Eimer stehen vier norwegische Flaggen. Die improvisierten Fernsehstudios vor dem Eingang des Gerichtsgebäudes sind weitgehend verlassen, ausländische Journalisten sind im und um das Gericht kaum mehr zu sehen. Und auch die Passanten auf der Straße scheinen das Ende des Verfahrens herbeizusehnen:
"Es war ein würdiger Prozess, aber auch ein Zirkus. Diese Livesendungen den ganzen Tag über."
"Ich glaube, Breivik wurde von politischem Hass getrieben. Er ist ein Terrorist und deswegen tun wir uns schwer, ihn zu verstehen."
"Mich interessiert nicht, ob sie ihn als Verrückten oder als Ideologen verurteilen. Das Wichtigste ist, dass wir Norweger vor ihm sicher sind - und auch der Rest der Welt."
"Es ist ein langer, vielleicht zu langer Prozess. Es ging um sehr viel Juristisches und um viel Psychologie. Wegen dieser Konzentration auf technische Details ging der Blick auf die menschliche Tragödie vielleicht ab und an verloren. Es geht doch um die Hinterbliebenen, die Überlebenden, die Opfer. Sich dessen zu erinnern, fiel hin und wieder sehr schwer."
Gerade in den letzten Tagen drehte sich noch einmal fast alles um Anders Behring Breivik. Die beiden Gutachterteams hatten den Attentäter des 22. Juli völlig gegensätzlich eingeschätzt. Ein Team hält ihn für geistesgestört, das andere erklärte, er sei zurechnungsfähig. Beide begründeten ihr Urteil – und hielten an ihren völlig unterschiedlichen Positionen fest. Breiviks Anwalt, Geir Lippestad:
"Die Richter müssen nun entscheiden, welcher Auffassung sie folgen. Ist es Politik, Ideologie, sind es radikale Überzeugungen, die Breivik zu seinen Taten getrieben haben? Oder ist er schlichtweg verrückt? Um diese Frage geht es."
Noch nie in der norwegischen Rechtsgeschichte wurde ein Angeklagter wohl derart eingehend analysiert. Und doch steht am Ende des mehrwöchigen Prozesses kein eindeutiges Bild. Entsprechend kritisch sieht Harald Stanghelle von der norwegischen Tageszeitung "Aftenposten" zumindest diesen Teil des Gerichtsverfahrens.
"Das Widersprüchliche bei dieser Sache ist: Wenn Breivik ein fanatischer Islamist gewesen wäre, dann hätten wir wohl kaum so sehr in seiner Psyche nach Erklärungen gesucht, sondern in seinem Glauben, seiner Ideologie, in den Einflüssen aus seinem muslimischen Umfeld. Weil er aber ein Norweger ist, sogar aus dem bürgerlichen Teil der norwegischen Gesellschaft, suchen wir in seiner Psyche nach Erklärungen."
Das letzte Wort hatte Breivik gestern selbst. Er behauptete einmal mehr, seine Bluttaten habe er aus Liebe zu seinem Land verübt, um Norwegen vor einer muslimischen Invasion zu retten. Heute nun müssen die Staatsanwälte erklären, ob sie darin die Worte eines Verrückten sehen oder die eines politisch motivierten Ideologen. Man habe sich bereits entschieden, erklärte Staatsanwalt Svein Holden gestern, bevor er sich mit einem vieldeutigen Lächeln in sein Büro zurückzog, um letzte Hand an das Plädoyer zu legen:
"Wir alle merken, dass wir lange Tage im Gerichtssaal verbracht haben. Doch unser Plädoyer ist für das Urteil maßgeblich. Darum werden wir uns jetzt noch einmal so gut wie möglich vorbereiten."
Und die Norweger selbst? Draußen vor dem Gericht ist der Alltag zurückgekehrt. An den Absperrungen hängen verwelkte Blumen und vergilbte Zettel, in einem Eimer stehen vier norwegische Flaggen. Die improvisierten Fernsehstudios vor dem Eingang des Gerichtsgebäudes sind weitgehend verlassen, ausländische Journalisten sind im und um das Gericht kaum mehr zu sehen. Und auch die Passanten auf der Straße scheinen das Ende des Verfahrens herbeizusehnen:
"Es war ein würdiger Prozess, aber auch ein Zirkus. Diese Livesendungen den ganzen Tag über."
"Ich glaube, Breivik wurde von politischem Hass getrieben. Er ist ein Terrorist und deswegen tun wir uns schwer, ihn zu verstehen."
"Mich interessiert nicht, ob sie ihn als Verrückten oder als Ideologen verurteilen. Das Wichtigste ist, dass wir Norweger vor ihm sicher sind - und auch der Rest der Welt."