So manch eine Forschungseinrichtung hierzulande wird sich heute Morgen nicht nur gefreut haben über den Medizinnobelpreis, der neben Randy Schekman und James Rothman zu einem Drittel auch an einen deutschen Forscher geht. Denn der – Thomas Südhof – forscht seit den 80er Jahren ebenfalls in den Vereinigten Staaten. Das Wissenschaftsparadies von einst sind die USA zwar heute nicht mehr, Mitte der 90er-Jahre sah Südhof in einem Interview noch immer gute Gründe, auf der anderen Seite des großen Teichs seiner wissenschaftlichen Arbeit nachzugehen – wo er auch heute noch lebt und an der Universität Standford forscht.
"Ich glaube, dass das Interesse an Wissenschaft in den Staaten höher ist als hier. Und dass die Leute allgemein eine viel positivere Einstellung gegenüber der Zukunft haben. Das unterscheidet sie von den Deutschen. In Deutschland kann man ja kaum genug klagen, das ist ja schon fast ein Sprichwort. Und das führt dazu, dass in den Staaten auch technische Entwicklungen eher positiv gesehen werden. In Deutschland ist immer ein wahnsinniges Misstrauen gegen alle neuen Sachen da."
Gift für jeden Forscher. Und genau das ist Thomas Südhof: Kein deutscher Biochemiker, kein amerikanischer Neurowissenschaftler, sondern: Forscher.
"Er ist also wirklich der Wissenschaft und der Forschung zu 1000 Prozent gewidmet",
sagt Walter Stühmer vom Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin in Göttingen, der mit Südhof zusammengearbeitet hat. Auch in den 80er-Jahren sei diese Hingabe an sein Fach schon deutlich geworden, erinnert sich Martin Ebbecke, der mit Mitte 20 an einer Veröffentlichung unter dem jungen Abteilungsleiter Südhof beteiligt war:
"Es war ja nur eine kurze Zeit, dass ich da in dem Labor gearbeitet und an der Veröffentlichung mitgearbeitet habe. Was ich aber gut erinnere, und das ist ja schon fast 30 Jahre her, dass er ein sehr fleißiger und ehrgeiziger Mensch gewesen ist, wo man schon sehen konnte, dass da wirklich Potenzial dahintersteckt."
Welches Potenzial das ist, wurde spätestens vor drei Jahren einem etwas größeren Publikum bekannt: Da erhielt Südhof den mit einer Million Dollar dotierten Kavli-Preis. Was er mit seinem Anteil des Preisgelds machen wolle, wurde er damals gefragt. Den werde seine kleine Tochter schon wegfuttern, war sich der Biochemiker sicher.
Der Kavlipreis ist unter Neurowissenschaftlern das, was die Golden Globes für die Oscars sind: Ein mehr oder weniger gutes Stimmungsbarometer. Mit Blick auf die heute bekanntgegebenen Nobelpreisträger dürfte man sagen: Ein ziemlich gutes. Denn außer Südhof bekam auch James Rothman im Jahr 2010 die Auszeichnung verliehen. 1989 war der Forscher in Deutschland zu Besuch – und hinterließ einen bleibenden Eindruck.
"Ein ungeheuer dynamischer und neugieriger Mann",
erinnert sich sein damaliger Gastgeber und enger Freund Felix Wieland,
"... der mindestens fünf intellektuell hoch anstrengende Dinge parallel machen kann. Der sich für alles interessiert, nicht nur für seine Forschung. Und der sehr, sehr viel drive hat und auch viel verlangt von seinen Leuten. Sehr lustig sein kann er. Auch gefürchtet sein kann er. Er ist intellektuell ziemlich robust und wenn jemand ihm saudumme Fragen stellt, dann lässt er es ihn schon spüren."
Ein Forscher-Unikum – und offenbar so beeindruckend in seinem Auftreten, dass der Wissenschaftler vom Zentrum für Biochemie in Heidelberg einen Vergleich aus der Politik vergangener Zeiten bemühen muss.
"Ich bezeichne ihn manchmal als Winston Churchill der Molekular- und Zellbiologie. Churchill ist sehr bekannt und fast alle Leute kennen die bedeutendsten Charakteristika von dem Mann. Und von dem hat der Jim tatsächlich viel Ungeduld, Übersicht, Mut."
Eigenschaften, die manch einen Kollegen dazu veranlassten, den Auslandsaufenthalt im Rothman'schen Labor noch ein wenig zu strecken. Thomas Söllner von der Universität Heidelberg blieb eine Dekade länger als geplant. Der Grund: James Rothman
"Der ist äußerst brillant, großzügig ... Es war wirklich ein Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich habe ursprünglich geplant, nur für zwei Jahre als PostDoc in sein Labor zu gehen, war aber letztendlich dann zwölf Jahre mit ihm zusammengearbeitet.. und ja: beeindruckende Persönlichkeit."
Randy Schekman, der dritte Preisträger, sorgt sich angesichts des Nobelpreistrubels derweil schon um seine Forschung – denn der heutige Tag werde wissenschaftlich gesehen sicherlich nicht ganz so effizient verlaufen. Aber morgen sei ja auch noch ein Tag. Er habe jedenfalls einen Labormitarbeiter gebeten, ein paar Flaschen Champagner zu kaufen.
Zur Nobelpreis-Übersichtsseite
"Ich glaube, dass das Interesse an Wissenschaft in den Staaten höher ist als hier. Und dass die Leute allgemein eine viel positivere Einstellung gegenüber der Zukunft haben. Das unterscheidet sie von den Deutschen. In Deutschland kann man ja kaum genug klagen, das ist ja schon fast ein Sprichwort. Und das führt dazu, dass in den Staaten auch technische Entwicklungen eher positiv gesehen werden. In Deutschland ist immer ein wahnsinniges Misstrauen gegen alle neuen Sachen da."
Gift für jeden Forscher. Und genau das ist Thomas Südhof: Kein deutscher Biochemiker, kein amerikanischer Neurowissenschaftler, sondern: Forscher.
"Er ist also wirklich der Wissenschaft und der Forschung zu 1000 Prozent gewidmet",
sagt Walter Stühmer vom Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin in Göttingen, der mit Südhof zusammengearbeitet hat. Auch in den 80er-Jahren sei diese Hingabe an sein Fach schon deutlich geworden, erinnert sich Martin Ebbecke, der mit Mitte 20 an einer Veröffentlichung unter dem jungen Abteilungsleiter Südhof beteiligt war:
"Es war ja nur eine kurze Zeit, dass ich da in dem Labor gearbeitet und an der Veröffentlichung mitgearbeitet habe. Was ich aber gut erinnere, und das ist ja schon fast 30 Jahre her, dass er ein sehr fleißiger und ehrgeiziger Mensch gewesen ist, wo man schon sehen konnte, dass da wirklich Potenzial dahintersteckt."
Welches Potenzial das ist, wurde spätestens vor drei Jahren einem etwas größeren Publikum bekannt: Da erhielt Südhof den mit einer Million Dollar dotierten Kavli-Preis. Was er mit seinem Anteil des Preisgelds machen wolle, wurde er damals gefragt. Den werde seine kleine Tochter schon wegfuttern, war sich der Biochemiker sicher.
Der Kavlipreis ist unter Neurowissenschaftlern das, was die Golden Globes für die Oscars sind: Ein mehr oder weniger gutes Stimmungsbarometer. Mit Blick auf die heute bekanntgegebenen Nobelpreisträger dürfte man sagen: Ein ziemlich gutes. Denn außer Südhof bekam auch James Rothman im Jahr 2010 die Auszeichnung verliehen. 1989 war der Forscher in Deutschland zu Besuch – und hinterließ einen bleibenden Eindruck.
"Ein ungeheuer dynamischer und neugieriger Mann",
erinnert sich sein damaliger Gastgeber und enger Freund Felix Wieland,
"... der mindestens fünf intellektuell hoch anstrengende Dinge parallel machen kann. Der sich für alles interessiert, nicht nur für seine Forschung. Und der sehr, sehr viel drive hat und auch viel verlangt von seinen Leuten. Sehr lustig sein kann er. Auch gefürchtet sein kann er. Er ist intellektuell ziemlich robust und wenn jemand ihm saudumme Fragen stellt, dann lässt er es ihn schon spüren."
Ein Forscher-Unikum – und offenbar so beeindruckend in seinem Auftreten, dass der Wissenschaftler vom Zentrum für Biochemie in Heidelberg einen Vergleich aus der Politik vergangener Zeiten bemühen muss.
"Ich bezeichne ihn manchmal als Winston Churchill der Molekular- und Zellbiologie. Churchill ist sehr bekannt und fast alle Leute kennen die bedeutendsten Charakteristika von dem Mann. Und von dem hat der Jim tatsächlich viel Ungeduld, Übersicht, Mut."
Eigenschaften, die manch einen Kollegen dazu veranlassten, den Auslandsaufenthalt im Rothman'schen Labor noch ein wenig zu strecken. Thomas Söllner von der Universität Heidelberg blieb eine Dekade länger als geplant. Der Grund: James Rothman
"Der ist äußerst brillant, großzügig ... Es war wirklich ein Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten. Ich habe ursprünglich geplant, nur für zwei Jahre als PostDoc in sein Labor zu gehen, war aber letztendlich dann zwölf Jahre mit ihm zusammengearbeitet.. und ja: beeindruckende Persönlichkeit."
Randy Schekman, der dritte Preisträger, sorgt sich angesichts des Nobelpreistrubels derweil schon um seine Forschung – denn der heutige Tag werde wissenschaftlich gesehen sicherlich nicht ganz so effizient verlaufen. Aber morgen sei ja auch noch ein Tag. Er habe jedenfalls einen Labormitarbeiter gebeten, ein paar Flaschen Champagner zu kaufen.
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