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Ein Leben in freier Wildbahn

Im hohen Norden, im Bundesland Schleswig-Holstein, sollen heute Pferde für ein Leben in freier Wildbahn ausgesetzt werden. Vor vier Jahren hatte die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein den ehemaligen Truppenübungsplatz Harrislee für Naturschutzprojekte aufgekauft. Auf einer trockenen sandigen Fläche von 280 Hektar Größe weiden dort seit Januar 1999 Galloway-Rinder. Und heute nun bekommen diese Rinder Gesellschaft. Denn auf der halboffenen Weidelandschaft gallopieren ab jetzt auch so genannte Konik-Pferde.

Von Frauke Schäfer |
    Besonders auffällig sind sie ja nicht, sollen sie aber auch gar nicht sein. Mit ihrem grau hellbraunen Fell passen sich die Koniks perfekt an ihre Umgebung an, sind inmitten der Steppenähnlichen Landschaft kaum auszumachen. Typisch für die Koniks ist auch die Mehlschnauze, um das Maul herum sind sie weiß gefärbt, über den Rücken zieht sich der Aalstrich, ein dunkler Streifen und an den Beinen haben die Koniks den Ansatz einer Zebrastreifung. Auch ihr Verhalten erinnert an die geringelten Vertreter aus Afrikas Savannen.

    Das Sozialverhalten ist eine wichtige Komponente. Wir haben hier 3 Stuten mit 2 Fohlen, die bilden eine soziale Einheit und im Gelände bleiben sie ganz eng beieinander. Sie haben wenige Probleme mit Hufen, Koliken kennen sie nicht, insofern man kann sie ohne Einzugreifen laufen lassen und das ist auch das Ziel.

    Gerd Kämmer arbeitet für den Verein Bundewischen e.V.. Dieser hat die Flächen des ehemalige Standortübungsplatzes Harrislee von der Stiftung Naturschutz gepachtet und ist verantwortlich für die Beweidung. Rund 1300 Koniks, die in Zuchtbüchern registriert sind gibt es noch in Europa. Die Koniks von Harrislee kommen aus dem Tierpark Warder, sind also den Kontakt mit Menschen gewöhnt. Auf lange Sicht aber, sollen sie immer wilder werden, fast ohne Eingriffe des Menschen auf den Flächen laufen.

    Die Pferde sind Halbwilde, also keine richtigen Wildpferde und natürlich greifen wir ein, wenn auch stark geschwächt. Aber so weit sind wir da noch nicht, dass wir sagen das lassen wir laufen. Es fehlen ja als Regulativ natürliche Feinde, wie Bären, Wölfe etc. und so gilt als Fazit, letztendliches regulativ muss der Mensch regulierend eingreifen

    Im April kommen weitere Koniks nach Schleswig Holstein, auf der Geltinger Birk einem Naturschutzgebiet an der Ostsee am Rande der Flensburger Förde sollen 10 Tiere, also 2 Familienverbände ausgewildert werden. Diese Pferde stammen aus den Niederlanden, aus Oosstwardersplassen. Dort leben auf einer eingedeichten Fläche von 5000 Hektar, jeweils rund 500 Konikpferde, Rothirsche und Heckrinder, erzählt Rita Jensen die Geschäftsführerin der Stiftung Naturschutz.

    In Holland konnte man beobachten bei den 500 Tieren, die dort sind, wie das funktioniert. Die Herden bestehen aus den Familienverbänden, also aus kleineren Herden und die scheinen auch keine Problem zu haben. Dort kämpfen die Hengste auch richtig, entsprechend ramponiert sehen die dann auch manchmal aus. Wir werden mal sehen, wie sich das hier entwickelt.

    Die Natur wird in jedem Fall von den Konikpferden profitieren. Seit 3 Jahren schon beweiden auch Galloways die Fläche, auf der einst die Bundeswehr ihre Truppenübungen durchführte, erzählt Gerd Kämmer.

    Alles was vergrast war, verbuscht jetzt und es gibt viele Flächen, da haben sich die Brutzahlen von vielen Tieren verbessert. Es ist zwar noch nicht so weit, aber wenn es dann soweit ist, werden auch die ersten Feldlerchen schon wieder zu hören sein.