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Ein Loch im Himmel

Gegen ein Uhr nachts steht jetzt der Schlangenträger genau im Süden. Im untersten Bereich dieses Sternbilds, nah der Grenze zum Skorpion, gibt es ein ganz besonderes Objekt. Allerdings fällt es mit bloßem Auge oder in einem Fernglas nicht auf.

Von Dirk Lorenzen |
    In diesem Bereich blickt man fast genau ins Zentrum der Milchstraße. Dort zeigen sich im Teleskop Abertausende von Sternen. Doch inmitten eines extrem dicht besetzten Sternfeldes ist plötzlich – nichts. Statt unzähliger leuchtender Punkte gibt es dort nur einen schwarzen Fleck. Es sieht aus, als sei es ein Loch im Himmel.

    Eine dunkle Gas- und Staubwolke versperrt dort den Blick auf die vielen Sterne im Hintergrund. Dieser Dunkelnebel mit Namen Barnard 68 ist gut 400 Lichtjahre von uns entfernt. Die Wolke hat etwa ein Viertel Lichtjahr Durchmesser und enthält etwa die zweifache Masse unserer Sonne an Gas und Staub.

    Nach heutiger Vorstellung hat unser Sonnensystem vor etwa fünf Milliarden Jahren genauso ausgesehen. Damals waren auch wir eine große Gas- und Staubwolke.

    Barnard 68 wird offenbar eine bewegte Zukunft haben. Astronomen haben herausgefunden, dass die Staubwolke gerade damit beginnt, in sich zusammenzustürzen. Irgendwann ist das Material im Innern dicht genug und ein Stern zündet. Aus dem Rest könnten Planeten entstehen, die, ähnlich wie Erde und Co. die Sonne, ihren Stern umkreisen.

    Vermutlich wird Barnard 68 in gut zweihunderttausend Jahren einen Stern zünden. Dann ist die dunkle Wolke verschwunden – und am unteren Rand des Schlangenträgers leuchtet ein Stern mehr.

    Beobachtungen der Dunkelwolke mit Eso-Teleskopen

    Fachartikel über Beobachtungen der Dunkelwolke Barnard 68

    Galerie der historischen Himmelsaufnahmen von Edward Emerson Barnard