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Ein Magazin für "kluge" Männer

Für Männermagazine hieß die Erfolgsformel lange Jahre: "Muckis, Miezen und Motoren". Ziemlich eindimensional fanden dieses Rezept einige kreative Köpfe aus Hamburg und München. Sie wollten beweisen, dass Männer Hirn haben dürfen und sich trotzdem gern schöne Frauenkörper anschauen oder sich für Autos interessieren. Herausgekommen dabei ist das Männermagazin: "Feld hommes".

Von Christiane Glas |
    Jaaaa, sexy ist sie schon, die Dame auf dem Titelbild. Ein bisschen dünn vielleicht, aber das grüne Bikini-Höschen ist wirklich aufreizend. Und es passt perfekt zum knallroten Namenszug. Hier waren Werber am Werk, das merkt man. Ein bisschen was zum Hingucken musste schon aufs Cover, findet Kreativ-Direktorin Mieke Haase:
    "Um klar zu sagen: Wir sind für Männer und die Frau soll auch nicht so viel anhaben. Das war auch ganz wichtig, aber es erinnert eher an ein 70er Jahre Lui oder Penthouse-Titelcover, als alles was im Moment draußen auf dem Markt ist. Es soll immer ein bisschen niveauvoller sein als die anderen. Eher ein bisschen versteckter als zu viel zeigen."
    Ungefähr auf Rippenhöhe des Mädchens steht: "Für Männer und andere Menschen"– ich bin also ein anderer Mensch und gespannt auf den Dreck im Heft. Um den soll es nämlich monothematisch in dieser ersten Ausgabe gehen. Aufgeteilt in zwei Rubriken: "für den Kopf" und "für das Auge". "Feld hommes" – Mitbegründer Patrick Oldendorf erklärt das Konzept:
    "Was wir vermeiden ist, Männer auf diese klassischen Serviceangebote zu reduzieren, wie komme ich in zehn Tagen zum Waschbrettbauch, was sind die zehn besten Anmachsprüche und so weiter. Ich glaube, dass ist ne Sache, die zumindest unserer Zielgruppe weniger Spaß macht. "
    Zwischen 25 und Ende 40 sollen sie sein, die Männer für "Feld Hommes". Konsumfreudig, gut ausgebildet und kulturell interessiert. Und für uns andere Menschen gibt es zum Glück ganz viele hübsche Männer-Mode-Models zum Schmachten. Aber - zurück zum Hauptthema Dreck: schon 1968 hat Christian Enzensberger seinen hervorragenden Essay mit den Worten betitelt: "Schmutz ist Materie am falschen Ort". Hier nachzulesen, genau wie die interessante Reportage über das deutsche Saubermacher-Imperium Raab Kärcher. Na ja, und dann kommt die Geschichte mit der Fäkalienmaschine und der Scheiße in 90 Dosen. Die hat der Künstler Piero Manzoni vor 45 Jahren selbst eingefüllt:
    " Die Strecke ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir mit Kunst und Kultur umgehen wollen. Wir sind kein Heft für Fachleute, sondern ein Heft, das interessierten Leuten etwas zeigen will."
    Und Kunst ist ja immer auch ein bisschen Geschmackssache. Grafisch gut umgesetzt und inhaltlich überraschend ist das Interview mit dem Porno-Darsteller Conny Dachs.
    Ich lerne in diesem Männermagazin, dass die Emscher der dreckigste Fluss in Deutschland ist. Und: dass Prostituierte beim Warten auf ihre Freier keineswegs nur Schund lesen, wie Autorin Bettina Buschow nach aufwändiger Recherche herausgefunden hat:
    Also der Beruf hat schon was mit Dreck zu tun und man assoziiert das damit, aber das ist halt auch nur eine Seite und es gibt noch eine andere Seite. Was auch das Interessante daran war, halt mal Prostituierte mit einer ganz anderen Frage zu konfrontieren als mit einer, die mit ihrem Beruf zu tun hat.
    Ganz ohne schicke Uhren und Autos – des Mannes mutmaßlich liebste Spielzeuge, kommt auch "Feld hommes" nicht aus.
    Auf zehn Seiten dürfen sportliche Geländewagen endlich mal runter vom sicheren Asphalt und rein in die Matschkuhle.
    In "Feld hommes" ist angenehm spürbar, dass das Heft ein Independent-Magazin ist und die Macher wenig Wert auf Mainstream legen. Die Startauflage im neu gegründeten "Feld-Verlag" liegt bei 20.000 Heften, im nächsten Jahr sollen es doppelt so viele werden. Mit einem winzigen Budget und nur mit tatkräftiger Unterstützung des Partners appel grafik ist es den Verlagsneulingen gelungen, ein diesmal zwar schmutziges, aber auch ein schlaues Magazin für Männer zu machen. Und ich werde in drei Monaten wohl auch fünf Euro investieren – um zu erfahren, was ich immer schon über Leder wissen wollte....:
    "Eigentlich ist die Brücke Fußball, Fußball wird drin sein, es wird auch Rock`n Roll... und ein bisschen SM wird auch drin sein."