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Ein Mal, zwei Mal, drei Mal?

Jedes Jahr im Herbst beginnt die Grippesaison. Aber dieses Jahr ist die Situation anders als sonst. Denn seit April breitet sich der Erreger der Schweinegrippe über den Globus aus. Die ersten Impfstoffe gegen die Schweinegrippe werden voraussichtlich ab Mitte Oktober verfügbar sein, die normalen Grippeschutzimpfungen laufen bereits. rotz Schweinegrippe: In Bezug auf die jährliche Influenza hat die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut in Berlin nichts geändert. Sie empfiehlt die Impfung nach wie vor allen Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören. Dazu zählen:

Von Martin Winkelheide |
    "Personen über 60 Jahren und Personen mit Grunderkrankungen."

    Zum Beispiel Menschen mit einer chronischen Bronchitis oder Herz-Kreislauferkrankungen. Sie haben ein hohes Risiko, besonders schwer an der Virus-Grippe zu erkranken und sollten sich daher impfen lassen.

    "Auch für das medizinische Personal ist es besonders wichtig, jährlich durch eine Impfung gegen die saisonale Influenza geschützt zu sein."

    Bei der Impfung gegen die saisonale Grippe reicht eine Spritze in den Oberarm.
    In der Regel führt der Hausarzt die Impfung durch. Sie schützt vor den wichtigsten Virus-Grippe-Stämmen, die in diesem Winter zirkulieren.
    Vor der Schweinegrippe allerdings schützt sie nicht, denn der Erreger der Schweinegrippe H1N1 ist ein neues Virus, sagt Prof. Otto Haller, Direktor der Abteilung für Virologie der Universität Freiburg.

    "Jeder von uns ist sozusagen empfänglich – immunologisch gesehen. Wir haben nicht schon eine erworbene Immunität gegen dieses neue Grippevirus."

    Impfstoffe gegen das neue H1N1-Virus gibt es bereits. Die Impfstoffhersteller waren vorbereitet. Sie hatten so genannte Pandemie-Impfstoffe entwickelt und klinisch getestet. Diese sollten vor dem Vogelgrippe-Virus H5N1 schützen. Es sind so genannte Muster-Impfstoffe, sagt Dr. Michael Pfleiderer, der Leiter des Fachgebiets Virusimpfstoffe am Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt.

    "Und diese H5N1-Impfstoffe sind an Tausenden von Probanden im Vorfeld ausprobiert worden. Exakt die selben Formulierungen, ohne dass in irgend einer Weise unangenehme Nebenwirkungsprofile aufgefallen sind."

    Die Impfstoffhersteller mussten das Muster-Virus H5N1 also nur noch austauschen - gegen das neue H1N1-Virus.

    Zur Zeit werden diese Impfstoffe getestet. In Großbritannien, den USA, Belgien und auch in Deutschland – in Hamburg, München und in Mainz.
    Dr. Dorothee Kieninger ist eine der Leiterinnen des Zentrums für Klinische Studien der Mainzer Universitätskinderklinik.

    "Wir untersuchen zum einen die Sicherheit dieses Impfstoffes, mögliche Nebenwirkungen und auf der andere Seite untersuchen wir: Was ist die optimale Konzentration, die wir benötigen, um möglichst viele Menschen ausreichend und sicher zu impfen und einen guten Impfschutz zu erzielen."

    Ab Mitte Oktober könnten die ersten Menschen in Deutschland gegen die Schweinegrippe geimpft werden.

    Aber wer sollte sich impfen lassen? Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt allgemein, medizinisches Personal, Feuerwehrleute und Polizisten zu impfen sowie Angehörige von Risikogruppen. Dazu zählt die WHO chronisch Kranke aber auch Schwangere. Konkrete Empfehlungen für Deutschland hat die Ständige Impfkommission am Robert-Koch-Institut noch nicht ausgesprochen.
    Generell gilt: Es existiert keine Impflicht. In Deutschland kann jeder selbst entscheiden, ob er sich impfen lassen möchte – oder nicht. Michael Pfleiderer vom Paul-Ehrlich Institut.

    "Diese Akzeptanz der Impfstoffe wächst mit der Bedrohungslage. Je mehr die Leute sich bewusst werden, dass es vielleicht doch eine ernst zu nehmende Erkrankung ist, um so mehr wächst natürlich die Bereitschaft, sich impfen zu lassen."

    Muss ich mich einmal oder zweimal gegen die Schweinegrippe impfen lassen? Diese Frage ist noch offen. Bislang galt: Zwei Spritzen im Abstand von drei bis vier Wochen sind nötig, um einen guten Schutz vor einer Ansteckung zu erreichen. Neue Studien aus den USA legen den Schluss nahe, dass bereits eine Impfdosis pro Person ausreichend sein könnte.

    Mediziner gehen davon aus, dass es ungefährlich ist, sich gleichzeitig gegen die normale Influenza und die Schweinegrippe impfen zu lassen.
    Bevor aber die ersten Menschen tatsächlich gegen Schweinegrippe geimpft werden, müssen noch viele Fragen beantwortet werden.