Das Haus ist schwer belagert an diesem Abend. Soldaten in Kampfanzügen und mit MG im Anschlag bewachen Eingangstüren und Treppenhaus. Eintreten muss man durch eine elektronische Sicherheitsschleuse. Und dann, noch bevor die Musik einsetzt, knallt’s auch schon: Putsch im Parlament. Ein Sicherheitsoffizier erschießt den regierenden König. Der Sohn, Pentheus, wird als neuer Regierender ausgerufen. Aber eigentlich ist auch er nur eine Marionette.
Der Regisseur mag’s gern drastisch-deutlich. Hans Werner Henzes Oper "Die Bassariden" nach des Euripides "Bakchen" verlegt er in ein Heute, gemixt aus Osama Bin Laden und Charles Manson.
Der eigentliche Strippen-Zieher ist ein Mann in rotbrauner Lederjacke, der, ständig an einer Fluppe nuckelnd, sich Dionysos nennt, sich zum Gott von Zeus‘ Gnaden erklärt und mit einem pseudo-religiösen orgiastischen Kult aus Sex und Drogen die Leute besoffen macht und schließlich sogar den neuen König.
Die eigene Mutter des Pentheus, Agaue, macht er sich hörig. Sie lässt er den Sohn als Löwin imaginieren, ihn zum Fleischpaket verstümmeln und töten. Am Ende zieht dieser Dionysos im Priestergewand und mit seinem beleuchteten Konterfei als Monstranz in die Stadt und lässt sich huldigen, bewacht von Soldaten, die zwischendurch auch mal von Mann zu Mann dem neuen Kult frönen durften.
Man kann diese von Euripides schon so als Warnung vor falschen Propheten und einem drohenden Untergang gemeinte Geschichte so interpretieren, wenn man’s kann.
Bei Knabe allerdings wird daraus ein Opernabend fast ohne innere Spannung. Schon gleich alles gesagt ist mit dem Bühnenbild von Wilfried Buchholz, einer Holzwand mit Regierungsbänken und Rednerpult, das dann später, wenn die bisherige Staatsordnung kippt, krachend zu Boden knallt. Fleißig werden darauf die nächstliegenden Instinkte bedient.
Ein bisschen Spannung kommt erst auf gegen Schluss, wenn die Frauen in blutgetränkten Dessous als Mänaden in Phalanx einziehen, vorn weg die Königsmutter Agaue, die das vermeintliche Löwenhaupt – in Wirklichkeit der Kopf ihres Sohns Pentheus – triumphierend in die Höhe reckt. Interessant übrigens, dass schon Euripides die Entstehung des neuen Kults auf einer einsamen Bergspitze ansiedelt, dem Kytheron bei Theben.
Man spielt in Hannover das von Henze als "Symphonie" konzipierte, 1966 fertig gestellte Werk ohne Pause. Der junge Stefan Klingele am Pult hält den großen Apparat gut zusammen, auch wenn man im Orchester doch einige Unsauberkeiten bemerkt. Der Chor agiert engagiert.
Von den Sängern überzeugen kann vor allem Brian Davis mit strahlendem Bariton als junger König Pentheus, der erst die alte, aber hohl gewordene Ordnung weiterführen will, dann immer neugieriger wird auf den geheimnisvollen neuen Kult und ihm schließlich zum Opfer fällt.
Das Publikum reagierte am Ende des zweistündigen Abends mit heftigen Buhs und Bravos fürs Regieteam. Es war für das Hannoveraner Opernhaus sicher ein gewagter Start in die neue Spielzeit. Allerdings sollte die Leitung des Hauses nicht allzu unkritisch den personellen Leitlinien des einstigen Stuttgarter Opernchefs Klaus Zehelein folgen, wie sie immer wieder zu erkennen gibt.
Tilman Knabes Inszenierungen wirken doch mehr als Polit-Kolportagen denn als wirklich politisch durchdachte Arbeiten. Es geht hier zwar ständig an die Wäsche aber nie unter die Haut. Und ein interessantes Konzept samt Programmheft macht noch keinen interessanten Opernabend.
Der Regisseur mag’s gern drastisch-deutlich. Hans Werner Henzes Oper "Die Bassariden" nach des Euripides "Bakchen" verlegt er in ein Heute, gemixt aus Osama Bin Laden und Charles Manson.
Der eigentliche Strippen-Zieher ist ein Mann in rotbrauner Lederjacke, der, ständig an einer Fluppe nuckelnd, sich Dionysos nennt, sich zum Gott von Zeus‘ Gnaden erklärt und mit einem pseudo-religiösen orgiastischen Kult aus Sex und Drogen die Leute besoffen macht und schließlich sogar den neuen König.
Die eigene Mutter des Pentheus, Agaue, macht er sich hörig. Sie lässt er den Sohn als Löwin imaginieren, ihn zum Fleischpaket verstümmeln und töten. Am Ende zieht dieser Dionysos im Priestergewand und mit seinem beleuchteten Konterfei als Monstranz in die Stadt und lässt sich huldigen, bewacht von Soldaten, die zwischendurch auch mal von Mann zu Mann dem neuen Kult frönen durften.
Man kann diese von Euripides schon so als Warnung vor falschen Propheten und einem drohenden Untergang gemeinte Geschichte so interpretieren, wenn man’s kann.
Bei Knabe allerdings wird daraus ein Opernabend fast ohne innere Spannung. Schon gleich alles gesagt ist mit dem Bühnenbild von Wilfried Buchholz, einer Holzwand mit Regierungsbänken und Rednerpult, das dann später, wenn die bisherige Staatsordnung kippt, krachend zu Boden knallt. Fleißig werden darauf die nächstliegenden Instinkte bedient.
Ein bisschen Spannung kommt erst auf gegen Schluss, wenn die Frauen in blutgetränkten Dessous als Mänaden in Phalanx einziehen, vorn weg die Königsmutter Agaue, die das vermeintliche Löwenhaupt – in Wirklichkeit der Kopf ihres Sohns Pentheus – triumphierend in die Höhe reckt. Interessant übrigens, dass schon Euripides die Entstehung des neuen Kults auf einer einsamen Bergspitze ansiedelt, dem Kytheron bei Theben.
Man spielt in Hannover das von Henze als "Symphonie" konzipierte, 1966 fertig gestellte Werk ohne Pause. Der junge Stefan Klingele am Pult hält den großen Apparat gut zusammen, auch wenn man im Orchester doch einige Unsauberkeiten bemerkt. Der Chor agiert engagiert.
Von den Sängern überzeugen kann vor allem Brian Davis mit strahlendem Bariton als junger König Pentheus, der erst die alte, aber hohl gewordene Ordnung weiterführen will, dann immer neugieriger wird auf den geheimnisvollen neuen Kult und ihm schließlich zum Opfer fällt.
Das Publikum reagierte am Ende des zweistündigen Abends mit heftigen Buhs und Bravos fürs Regieteam. Es war für das Hannoveraner Opernhaus sicher ein gewagter Start in die neue Spielzeit. Allerdings sollte die Leitung des Hauses nicht allzu unkritisch den personellen Leitlinien des einstigen Stuttgarter Opernchefs Klaus Zehelein folgen, wie sie immer wieder zu erkennen gibt.
Tilman Knabes Inszenierungen wirken doch mehr als Polit-Kolportagen denn als wirklich politisch durchdachte Arbeiten. Es geht hier zwar ständig an die Wäsche aber nie unter die Haut. Und ein interessantes Konzept samt Programmheft macht noch keinen interessanten Opernabend.