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Ein Mix für laue Sommerabende

Die Band Monsieur Periné aus Kolumbien hat sich dem Swing verschrieben, einer Musik der 1920er- und 1930er-Jahre. Ihr Debutalbum "Hecho a mano", übersetzt handgemacht, ist nun in Deutschland erschienen, während die Band gerade auf Europatournee unterwegs ist.

Von Camilla Hildebrandt | 22.06.2013
    Cumbia Digital, die nationale Volksmusik in elektronischem Outfit, das ist die Musik, die gerade in Bogotá, der 7-Millionen-Hauptstadt Kolumbiens angesagt ist, nicht Swing der 20er, 30er Jahre. Aber genau das ist es, wofür sich Monsieur Periné begeistert.

    Eine musikalische Welt, die die 7-köpfige Band per Internet kennengelernt hat, erzählt Sängerin Catalina García. Mit ihren zarten Gesichtszügen, den hochgesteckten, schwarzen Haaren, im blumenbestickten Kleid und mit extravaganten, bunten Sandalen könnte sie aus einem Roman über ein französisches Fräulein in Südamerika stammen:
    "In Kolumbien ist Swing nicht bekannt, auch wenn er schon seit fast Hundert Jahren existiert. Also Nicolás und Santiago, die beiden Gitarristen haben im Internet ein Stück von Django Reinhardt entdeckt. Und ihnen hat sein Gitarrenstil sehr gefallen, sie haben damals Musik studiert und als sie diese Musik dann in unsere Proben miteingebracht haben, haben wir das Ganze natürlich mit unserer Musik gemischt. Das war sehr spannend, Bolero mit Gypsy-Jazz, Samba mit Swing zu verbinden, das hat einfach gepasst."

    Obwohl die Band keinen Musiktrends folgt, war sie schon kurz nach ihrer Gründung "Artist of the Week" bei der mulitkulturellen Online-Plattform MTV Iggy und Shootingstar auf Youtube und Facebook. Und seit ihrem Debütalbum "Hecho a Mano" - "handgemacht", das seit Juni 2012 in Kolumbien zu haben ist, überschlagen sich die Erfolge.

    Son, Cumbia, Bolero,Tango, Swing, auf der Basis von Jazzmanouche wie der Stil von Django Reinhardt genannt wird, und dazu die Stimme von Catalina García, die mal in Spanisch, mal in Französisch erzählt, das ergibt bei Monsieur Periné einen Mix, der wie gemacht ist für laue Sommerabende mit eiskaltem Bier und Partystimmung. Aber in ihren Songs geht es nicht nur um Liebe oder unterhaltsame Alltags-Geschichten. "La Muerte" – "der Tod", der Song, der sie in ihrer Heimat berühmt gemacht hat, erzählt von einer Frau, die sich nach dem Tod sehnt. Sie singt: welcher Schmerz, der mir den Bauch zerreist; ich will dich nicht mehr leiden sehen; auf dass mich der Tod mit sich nimmt; ich will nicht ohne dich leben.

    Catalina Gacía:
    "Die Leute denken meist, dass es sich hier um eine verlorene Liebe handelt, aber nein. Ich habe mich von dem Stück einer sehr bekannten Schule für Tanz und Theater in Cartagena inspierien lassen. Es ging um das persönliche Drama, das die Menschen erleiden, die wegen der Gewalt in Kolumbien auswandern müssen, sich entwurzelt fühlen. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich habe darüber nachgedacht, wie sich das anfühlen muss, wenn z.B.eine Mutter ihr Kind verliert."

    Dass das Lied trotzdem musikalisch sehr leicht daherkommt, ist Absicht, sagt Catalina García. Diesen Umgang mit dem Tod, habe sie von den Mexikanern gelernt, erzählt die junge Sängerin.

    Catalina García:
    "Die indigenen Völker in Lateinamerika betrachten den Tod nicht als ein Drama, wie es uns die Katholische Kirche lehrt, sondern es ist eine Entwicklung des Geistes, es ist ein Durchreiseort. Und das muss man feiern, mit allem, was dazu gehört, man muss gestärkt diese Reise antreten. Und der "día de los muertos", der "Tag der Toten" in Mexiko ist ein riesengroßes Fest in bunten Farben."

    Monsieur Periné tourt nun zum ersten Mal durch Europa. Ein Privileg, finden die Sieben. Denn in Kolumbien als Musiker zu überleben sei nach wie vor sehr schwierig, finanzielle Unterstützung durch den Staat gebe es kaum. Und das Bewußtsein für das eigene, traditionelle Kulturgut werde im Gegensatz zu Argentinien oder Brasilien kaum gefördert.

    Batalina García:
    "Die Folklore ist hier etwas für die Elite. Die Leute, die wirklich Musik konsumieren sind wenige, der Rest geht zu Festen, um zu tanzen, sich zu betrinken. Nationale Musik ist das Letzte was von der großen Masse gehört wird."

    In letzter Zeit hat sich das etwas geändert. Und mit dem Esprit von Monsieur Periné könnte das Interesse für die eigene Musik größer werden, denn der lautet: "Alegría, Magia, Amor"-"Freude, Magie und Liebe".