Freitag, 19. April 2024

Archiv


Ein Multitasker in Hollywood

Gene Kelly war das, was heute "Multitasker" genannt wird: Im Musical "Singin' in the Rain" etwa wirkte er nicht nur als Schauspieler, Sänger und Tänzer mit. Er war auch Choreograf und Regisseur des Films. Als Choreograf entwickelte er eine ganz neue Art von Tanz.

Von Marli Feldvoß | 23.08.2012
    "I’m singing in the rain, I’m singing in the rain, that glorious feeling I’m happy again.”"

    Es gießt wie aus Eimern, wenn Gene Kelly sein munteres Liedchen trällert – der verregnete Stepptanz gilt schon lange als der "Amerikanische Klassiker" schlechthin. Das Musical "Singin’ In The Rain" kam im Frühjahr 1952 heraus, ein Jahr nach "Ein Amerikaner in Paris", der sechs Oscars abräumte. Dennoch gilt "Singin’ In The Rain" als absoluter Höhepunkt der Goldenen Ära des Hollywood Musicals, deren Ende absehbar war. Gene Kelly war nicht nur in jeder Einstellung als Schauspieler, Sänger oder Tänzer präsent, sondern war auch Choreograf und – neben Stanley Donen - Regisseur des Films. Das Multitalent wurde 1940 am Broadway in dem Erfolgs-Musical "Pal Joey" für die Leinwand entdeckt, hatte im Handumdrehen den ersten Siebenjahresvertrag bei MGM in der Tasche und die erste Filmrolle an der Seite des Stars Judy Garland in "Me And My Gal".

    ""The bells are ringing for me and my girl. The birds are singing for me and my girl.”"

    Gene Kelly machte dem zwölf Jahre älteren, in schwereloser Eleganz dahinschwebenden Fred Astaire die Stellung streitig. Kelly war robuster, kraftvoller, erdenschwerer, ein Frauenmann mit Sexappeal. Er bestach mit traumhaften Soloauftritten, brachte aber auch mit Akrobatik, Fechtszenen, athletischen Stunteinlagen aber auch frischen Wind in den zuckersüßen Tanzfilm der dreißiger Jahre. Als Choreograph entwickelte er eine ganz neue Art von Tanz, ließ Ballett, Modern Dance und den afroamerikanischen Stepptanz zu einer Einheit verschmelzen. Es war Gene Kelly, der den Filmtanz zu einer genuinen Filmkunst erhob, indem er die Kamerabewegung mit der Tanzbewegung in Einklang brachte. Er integrierte auch Tanz und Gesang in die Handlung, um Charakter und Gefühle einer Figur auszudrücken. Er schrieb Ballette als eigenständige Filmszenen, war 1960 sogar für die Pariser Oper tätig. Eine steile künstlerische Karriere, die der am 23. August 1912 in Pittsburgh, Pennsylvania geborene Eugene Curran Kelly zunächst gar nicht im Sinn hatte. Als seine Mutter ihn in die Tanzschule schicken wollte, streubte er sich. Tanzen galt als weibisch. In seiner Jugend galt seine ganze Leidenschaft dem Baseball.

    ""In Wahrheit wollte ich nie ein Tänzer sein. Meine ganzen Ambitionen gingen dahin, Shortstop bei den Pittsburgh Pirates zu werden. Doch dann wurde ich vierzehn, und ich entdeckte die Mädchen, und ich entdeckte, daß die Mädchen die Typen mochten, die gute Tänzer waren."

    Er studierte Jura, trat aber schon zu Collegezeiten mit seinem Bruder Fred auf und eröffnete eine Tanzschule. Heute steht der Name Gene Kelly neben den Größen des Metiers: Busby Berkeley, Vincente Minnelli, Stanley Donen. Daß er auf der Schwarzen Liste von McCarthy stand, schadete seiner Karriere nicht. Anfang 1952 ging Kelly für MGM nach London, um drei Filme zu drehen, darunter "Invitation To The Dance", einen reinen Tanzfilm, der aus drei Balletten bestand, sein ambitioniertestes Projekt.

    ""And you know that’s what you do up there, you dance love, you dance joy and you dance dreams.”"

    Liebe, Freude und Träume in Tanz zu verwandeln – das war die Welt des Gene Kelly, der seiner Rolle als leichter Entertainer nicht entkommen konnte. Er war schon 68, als er mit "Xanadu" seinen letzten Film als Schauspieler, Sänger und Tänzer drehte. In seiner zweiten Karriere als Spielfilmregisseur gelang es ihm nicht, einen eigenen Stil zu entwickeln; er war in späteren Jahren auf Zufallsangebote aus Film und Fernsehen angewiesen. Seine letzte wichtige Regie vor seinem Tod am 2. Februar 1996 war der große Broadway-Erfolg "Hello, Dolly!", den Gene Kelly 1969 mit Barbra Streisand für die Leinwand inszenierte.

    " "Hello Rudi, well Hello Harry, it’s so nice to be back home where I belong.”"