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Ein Name, eine Marke

Kein Kürzel steht wohl mehr für Mode als die Initialen von Calvin Klein. Er machte die weiße Boxershorts salonfähig und gilt als Erfinder des Unisex-Parfüms. Seine erwachsene Tochter beklagte einst in einem Interview, dass sie es schlimm findet, immer auf den Namen ihres Vaters gucken zu müssen, wenn es mit einem Mann ernst wird.

Von Susanne Luerweg | 19.11.2012
    "Meine Designphilosophie ist minimalistisch, schnörkellos, ohne Rüschen. Schlicht, bequem und wertschätzend. Und wenn ich an all diese Dinge denke, dann kommen sie mir doch wie sehr typisch amerikanische Eigenschaften vor."

    Nicht ganz so amerikanisch: Die Lust des Designers an sexueller Provokation. Als er in den 90er-Jahren die Schauspielerin Brooke Shields für seine Jeans werben lässt, entbrennt ein Sturm der Entrüstung. Auslöser für die Aufregung ist ein einziger Satz des noch kindlich wirkenden Models:

    Während Brooke Shields noch mit unschuldigem Blick erklärt, dass nichts zwischen sie und ihre Calvins kommt, sieht es beim Rapper Marky Mark, heute bekannt als seriöser Schauspieler Mark Wahlberg, ganz anders aus. In einem legendären Werbeclip für Calvin-Klein-Jeans und -Unterhosen tanzt Wahlberg mit Kate Moss, blickt auf ihren Hintern und verkündet vollmundig, dass Moss' Allerwertester auf jeden Fall zwischen ihn und seine Calvins kommen kann.

    Calvin Klein wird nicht nur durch seine Entwürfe bekannt, sondern vor allem durch seine provokanten Werbesports und Werbekampagnen, die unter anderem von Herb Ritts fotografiert wurden. Er wird am 19. November 1942 in Brooklyn/New York geboren und weiß schon früh, dass er Designer werden will. Nach ein paar Jahren Arbeit für andere Modelabels macht er sich mithilfe eines Freundes selbstständig. Schon bald zeichnet sich sein Stil ab: Schlicht, streng, sparsam. Seine Entwürfe gleichen am ehesten denen von Jil Sander und haben einen Hauch von Prada, ohne jemals wie Kopien zu wirken.

    "Mit modern meine ich Kleidung, die Menschen schöner macht und ihren Körpern schmeichelt. Kleidung, die Menschen schöner macht."

    Calvin Klein wird schnell mehr als ein Modedesigner. Zu seiner Hochzeit, Ende der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, ist er der Trendsetter schlechthin. Er gilt als öffentlichkeitsscheu, landet aber dennoch in den Schlagzeilen , weil er wilde Partys im legendären New Yorker Studio 54 feiert und einen längeren Aufenthalt in einer Entzugsklinik einschieben muss. 1997 wählt ihn das Time-Magazin zu einem der einflussreichsten Amerikaner. Mit der Erfindung des ersten Unisex-Duftes geht er in die Geschichtsbücher und ins globale Gedächtnis ein.

    Bald prangt das CK-Label nicht nur auf teurer Designermode, Jeans, Unterhosen und Parfums, sondern auch auf Brillen, Handtaschen und allem, womit sich Geld verdienen lässt. Als der Designer mit Entsetzen feststellt, dass er zu viele Lizenzen vergeben hat und seine Mode inzwischen auf Ramschtischen verkauft wird, zieht er die Notbremse. Klein holt einen jungen Marketingstrategen ins Haus, bringt sein Imperium wieder auf die Erfolgsspur und verkauft den Modekonzern mit viel Gewinn Anfang 2002. Seinen 70. Geburtstag wird er wohl nicht in seinem schicken Penthouse in New York feiern können, denn die Luxusherberge ist Wirbelsturm Sandy zum Opfer gefallen. Aber sicherlich kann er in ein anderes seiner Domizile flüchten.