Eine Tonkunst, die vielen "klassischen" Musikfreunden vor nicht allzu langer Zeit noch stark ergraut oder sogar gänzlich verblichen vorkam. Das Berliner Spezialensemble überzeugte nun mit seinem leicht angerauten, selbstverständlich vibratolosen Streicherton. Die Bläser reihten sich so gut wie makellos ein und verstärkten den Eindruck der rundum aufgefrischten Patina.
Gerade bei einem Werk wie dieser Ballett-Burleske hört man bevorzugt mit den Augen. Nigel Lowery hat die aus der Spätantike fortgeschriebene, einst in der Versailler Rokoko-Sphäre aktualisierte Handlung auf turbulent-heitere Weise in die jüngere Vergangenheit verfrachtet. Die durch die Ausstattungselemente und die Garderobe signifikant gemachte Übertragung in die 1970er-Jahre und aus dem königlichen in ein zutiefst kleinbürgerliches Milieu erschien manchen Augen zunächst befremdlich (die Buhrufe zur Pause deuteten es an); doch zunehmend erweist die Übersetzung Plausibilität und zieht die Zuseher in der Bann ihrer konsequenten Schäbigkeit – angefangen von der zum Prolog angebotenen Wohnkultur (sozialer Wohnungsbau, Hinterhof) bis zur kollektiven Schadenfreude der herrschenden Kaste am Ende in einem schauderhaft modernisierten Eigenheim. Ganz offensichtlich hat der auch als Ausstatter tätige Regisseur Lowery von Anna Viebrock gelernt und von Christoph Marthaler und seine Adaptionsfähigkeit mit milder Ironie in einer Zeit der Hochglanzreportagen über die von den Royals inszenierten Hochzeiten genutzt: es funktioniert!
Nigel Lowery mutierte die Sumpfnymphe Platée, die sich einem Gott vermählen will (gar dem obersten: Jupiter!) zur Hausmeisterin eines Wohnblocks. Diese Perle der Disziplin und Sauberkeit, gehüllt in dezidiert geschmacklose Kostüme, ausstaffiert mit gewaltigen Brüsten und der kraftvoll-kernigen Tenorstimme von Colin Lee, beaufsichtigt eine Reinemachfrau, die Toiletten und Pissoirs putzt. Das spätantike Sumpfgebiet wurde zu einem Feuchtbiotop der Müttergeneration.
Der Müttergeneration anzugehören scheint auch die eifersüchtige JUNO, die als Garantin für ordentliche Lösungen der Ehefragen fungiert. Der Botengott oder Götterbote Merkur agiert als Liebhaber und Intrigant in einer Uniform des Paketzustellers ups. Der Göttervater Jupiter wird par excellence als Aufsteiger aus dem deklassierten Milieu vorgeführt – Marcos Fink tut es mit einer passgenauen sängerdarstellerischen Leistung. Hübsch auch die Tiergestalten dieses Obergottes: der Esel, der er zunächst ist, kommt als veritables Zirkustier hinterm Panoramafenster zum Vorschein; als Eule zeigt er nur die glühenden Augen hinter der Scheibe. Wie er von einem mit ihm verabredeten Priester die Trauung mit der immer ungeduldiger werdenden Platée immer und immer wieder verzögern lässt – das alles präsentiert die neue Amsterdamer Produktion mit Witz und Verve. Die kurzweilige, mitunter vielleicht etwas zu zappelig choreografierte Produktion stellt neuerlich die Überlebensfähigkeit einer Kunstgattung unter Beweis, die gegenwärtig dem Musiktheatermarkt an anderen Ecken und Enden ausgleichen hilft.
Gerade bei einem Werk wie dieser Ballett-Burleske hört man bevorzugt mit den Augen. Nigel Lowery hat die aus der Spätantike fortgeschriebene, einst in der Versailler Rokoko-Sphäre aktualisierte Handlung auf turbulent-heitere Weise in die jüngere Vergangenheit verfrachtet. Die durch die Ausstattungselemente und die Garderobe signifikant gemachte Übertragung in die 1970er-Jahre und aus dem königlichen in ein zutiefst kleinbürgerliches Milieu erschien manchen Augen zunächst befremdlich (die Buhrufe zur Pause deuteten es an); doch zunehmend erweist die Übersetzung Plausibilität und zieht die Zuseher in der Bann ihrer konsequenten Schäbigkeit – angefangen von der zum Prolog angebotenen Wohnkultur (sozialer Wohnungsbau, Hinterhof) bis zur kollektiven Schadenfreude der herrschenden Kaste am Ende in einem schauderhaft modernisierten Eigenheim. Ganz offensichtlich hat der auch als Ausstatter tätige Regisseur Lowery von Anna Viebrock gelernt und von Christoph Marthaler und seine Adaptionsfähigkeit mit milder Ironie in einer Zeit der Hochglanzreportagen über die von den Royals inszenierten Hochzeiten genutzt: es funktioniert!
Nigel Lowery mutierte die Sumpfnymphe Platée, die sich einem Gott vermählen will (gar dem obersten: Jupiter!) zur Hausmeisterin eines Wohnblocks. Diese Perle der Disziplin und Sauberkeit, gehüllt in dezidiert geschmacklose Kostüme, ausstaffiert mit gewaltigen Brüsten und der kraftvoll-kernigen Tenorstimme von Colin Lee, beaufsichtigt eine Reinemachfrau, die Toiletten und Pissoirs putzt. Das spätantike Sumpfgebiet wurde zu einem Feuchtbiotop der Müttergeneration.
Der Müttergeneration anzugehören scheint auch die eifersüchtige JUNO, die als Garantin für ordentliche Lösungen der Ehefragen fungiert. Der Botengott oder Götterbote Merkur agiert als Liebhaber und Intrigant in einer Uniform des Paketzustellers ups. Der Göttervater Jupiter wird par excellence als Aufsteiger aus dem deklassierten Milieu vorgeführt – Marcos Fink tut es mit einer passgenauen sängerdarstellerischen Leistung. Hübsch auch die Tiergestalten dieses Obergottes: der Esel, der er zunächst ist, kommt als veritables Zirkustier hinterm Panoramafenster zum Vorschein; als Eule zeigt er nur die glühenden Augen hinter der Scheibe. Wie er von einem mit ihm verabredeten Priester die Trauung mit der immer ungeduldiger werdenden Platée immer und immer wieder verzögern lässt – das alles präsentiert die neue Amsterdamer Produktion mit Witz und Verve. Die kurzweilige, mitunter vielleicht etwas zu zappelig choreografierte Produktion stellt neuerlich die Überlebensfähigkeit einer Kunstgattung unter Beweis, die gegenwärtig dem Musiktheatermarkt an anderen Ecken und Enden ausgleichen hilft.