Bei Franzobel tritt Mozart als berühmter Nacktkomponist auf, seine Schwester Nannerl hat ein haariges Dekollete und Vater Leopold ist furchtbar larmoyant: das ist das Personal, mit dem Franzobel Mozartklischees zertrümmert. Mozart ist hier so etwas wie ein zappeliger, bleichgesichtiger Popstar mit übergroßen Ohren, der nichts im Sinn hat, als in den Hitcharts aufzusteigen. Gespielt wird er von einer Frau, Julia Tschentschik.
Es ist ein anarchischer Theaterspaß, ganz in der Tradition des Altwiener Volkstheaters, ein mix aus Wortwitz und Nonsens entlang eines rudimentären Handlungsstranges. Der da wäre: Kurz vor seinem Tod darf sich Mozart entscheiden, ob er lieber berühmt stirbt, mit goldener Statue am Ehrengrab oder im Armengrab als "Würstel" sozusagen. Mozart entscheidet sich: gut dann lieber berühmt und jetzt. Er sieht noch einmal sekundenschnell sein Leben Revue passieren. Was Regisseur Alexander Kubelka Gelegenheit gibt, die ganze kaputte Sippschaft des Künstlers in einer trashigen Travestiekomödie vorzuführen: Mozarts Schwester Nannerl ist eifersüchtig auf ihren Bruder "sie will auch Weiber vergenußwurschtlen wie Wolferl" und wartet verzweifelt auf einen Penisspender. Von Xaver Hutter - in Dreadlocks und Reifrock - wird sie mit einer durchaus tragischen Dimension gespielt. Als einzige der Figuren übrigens, die ansonsten - wie etwa Magdalena Hofdemel, die hier als verzauberter Pudel Pimperl über den Bühnenboden springt, schrill sind, aber wenig Eindruck hinterlassen. Autor Franzobel ging es darum mit diesem durchgeknallten Potpourri den Mozart Mythos zu zertrümmern: Der in Österreich nicht nur mit den Mozartkugeln allgegenwärtig ist. Es gibt auch Äpfel, Tomaten oder Pensionsversicherungssysteme, die den stolzen Namen tragen. So stellt Franzobel einen Fäkal-Mozart auf die Bühne, einen wahren Unterleibskünstler.
Franzobels Mozart will nur eines: nach Wien, um nicht im provinziellen Salzburg zu veröden, um nicht eines Tages "Grüßgott" zu sagen, und mit dem Nachbarn um die Heckenschere zu streiten. Das geht nicht ohne Seitenhiebe auf dem Salzburger Lebensstil. Sogar der Salzburger Erzbischof Colloredo tritt auf: im Stringtanga mit großem schwarzen Kreuz auf dem kleinen Stoffdreieck, mit weihevoller Stola um den nackten Hals und einer Mitra auf dem Kopf. Der Punkt, an dem einige ältere Theaterbesucher den Saal verließen. Während kurioserweise gerade der Kritiker der konservativen Tageszeitung "die Presse" nach der Aufführung meinte: das sei ein großer Abend in der Geschichte der österreichischen Dramatik, da könne man sogar die Stücke von Thomas Bernhard und Peter Turrini vergessen. Für das jüngere Publikum war diese sprachlich virtuose Groteske, deren Handlung nur zum Teil von historischen Fakten, aber vor allem von der Logorrhöe der Figuren bestimmt war, entweder "das beste aller Franzobelstücke" oder "kein großer Wurf". Ja, so unterschiedlich wurde die Uraufführung von "Mozarts Vision" in Wien aufgenommen. Nur eines ist fix: das war erst ein Vorbote des Mozartjahres 2006. Dann droht in Salzburg die Devise "Mozart Total" und eine unübersehbare Fülle von Darbietungen, die den 250. Geburtstag des Musikgenies feiern.
Es ist ein anarchischer Theaterspaß, ganz in der Tradition des Altwiener Volkstheaters, ein mix aus Wortwitz und Nonsens entlang eines rudimentären Handlungsstranges. Der da wäre: Kurz vor seinem Tod darf sich Mozart entscheiden, ob er lieber berühmt stirbt, mit goldener Statue am Ehrengrab oder im Armengrab als "Würstel" sozusagen. Mozart entscheidet sich: gut dann lieber berühmt und jetzt. Er sieht noch einmal sekundenschnell sein Leben Revue passieren. Was Regisseur Alexander Kubelka Gelegenheit gibt, die ganze kaputte Sippschaft des Künstlers in einer trashigen Travestiekomödie vorzuführen: Mozarts Schwester Nannerl ist eifersüchtig auf ihren Bruder "sie will auch Weiber vergenußwurschtlen wie Wolferl" und wartet verzweifelt auf einen Penisspender. Von Xaver Hutter - in Dreadlocks und Reifrock - wird sie mit einer durchaus tragischen Dimension gespielt. Als einzige der Figuren übrigens, die ansonsten - wie etwa Magdalena Hofdemel, die hier als verzauberter Pudel Pimperl über den Bühnenboden springt, schrill sind, aber wenig Eindruck hinterlassen. Autor Franzobel ging es darum mit diesem durchgeknallten Potpourri den Mozart Mythos zu zertrümmern: Der in Österreich nicht nur mit den Mozartkugeln allgegenwärtig ist. Es gibt auch Äpfel, Tomaten oder Pensionsversicherungssysteme, die den stolzen Namen tragen. So stellt Franzobel einen Fäkal-Mozart auf die Bühne, einen wahren Unterleibskünstler.
Franzobels Mozart will nur eines: nach Wien, um nicht im provinziellen Salzburg zu veröden, um nicht eines Tages "Grüßgott" zu sagen, und mit dem Nachbarn um die Heckenschere zu streiten. Das geht nicht ohne Seitenhiebe auf dem Salzburger Lebensstil. Sogar der Salzburger Erzbischof Colloredo tritt auf: im Stringtanga mit großem schwarzen Kreuz auf dem kleinen Stoffdreieck, mit weihevoller Stola um den nackten Hals und einer Mitra auf dem Kopf. Der Punkt, an dem einige ältere Theaterbesucher den Saal verließen. Während kurioserweise gerade der Kritiker der konservativen Tageszeitung "die Presse" nach der Aufführung meinte: das sei ein großer Abend in der Geschichte der österreichischen Dramatik, da könne man sogar die Stücke von Thomas Bernhard und Peter Turrini vergessen. Für das jüngere Publikum war diese sprachlich virtuose Groteske, deren Handlung nur zum Teil von historischen Fakten, aber vor allem von der Logorrhöe der Figuren bestimmt war, entweder "das beste aller Franzobelstücke" oder "kein großer Wurf". Ja, so unterschiedlich wurde die Uraufführung von "Mozarts Vision" in Wien aufgenommen. Nur eines ist fix: das war erst ein Vorbote des Mozartjahres 2006. Dann droht in Salzburg die Devise "Mozart Total" und eine unübersehbare Fülle von Darbietungen, die den 250. Geburtstag des Musikgenies feiern.