Weltweit sind rund drei Milliarden Menschen von der Malaria bedroht. Mehr als eine Million Opfer sterben jedes Jahr an den Folgen der Krankheit - darunter vor allem Kinder. Alle Versuche, etwa den Überträger - die Anopheles-Mücke - mit DDT zu vernichten, schlugen fehl. Auch Impfungen oder Therapien, die Malaria nachhaltig heilen, liegen noch in weiter Ferne. Lediglich eine medikamentöse Prophylaxe bietet unter Umständen einen eingeschränkten Schutz, ist aber für die Betroffenen kaum finanzierbar. Überdies könnte der Krieg gegen Plasmodium falciparum, den Malaria-Erreger, noch komplizierter werden: Denn der hinterlistige Keim verändert Mensch und Mücke ganz zu seinen Gunsten, um sich noch besser ausbreiten zu können, berichtet der Schweizer Evolutionsbiologe Jacob Koella von der Université Pierre et Marie Curie in Paris:
"Für einen Parasiten ist die Fortpflanzung besonders wichtig - was die Evolutionsbiologen die "Fitness" nennen. Und für einen Parasiten ist diese Fitness die Wahrscheinlichkeit, übertragen zu werden."
Denn weil Plasmodium falciparum für seine Vermehrung sowohl Mücke als auch den Menschen benötigt, darf - aus seiner Sicht - seine Übertragung zwischen beiden keinesfalls unterbrochen werden. Dazu Koella:
"Im Menschen wird der Parasit vom Immunsystem sicher irgendwann einmal umgebracht. Also muss der Parasit den Menschen verlassen und in die Mücke kommen, damit sein Überleben gesichert ist."
Um also im richtigen Moment aus dem Menschen flüchten zu können, ruft sich Plasmodium quasi einfach ein Taxi. Denn, so fand Jacob Koella heraus, mit Malaria infizierte Menschen erscheinen Mücken als besonders appetitlich. Ein einfacher Versuch zeigt, wie sicher die Mücken zu ihrem Passagier finden: 100 hungrige Moskitos konnten aus einer Kammer über drei verschiedene Rohre in drei Räume gelangen, in denen Probanden saßen. Dabei handelte es sich einmal um ein gesundes Kind, ein weiteres war an Malaria erkrankt und das dritte litt unter Malaria, wurde aber medikamentös behandelt. Mückennetze verhinderten dabei, dass die Tiere wirklich an ihre Opfer heran kamen. In mehreren Durchläufen war das Ergebnis eindeutig:
"In das Rohr, das zu dem Malaria infizierten Kind führte, flogen doppelt so viele Moskitos wie in die anderen Rohre."
Daraus schloss der Schweizer Biologe, dass Plasmodium den Schweiß seines Wirts so verändert, dass die Mücken unwiderstehlich angezogen werden. Doch damit nicht genug, denn auch die Mücken unterliegen dem Regime des Parasiten. So ändert der Mikroorganismus das Stech- und Fressverhalten der Moskitos. Während sich Plasmodium in der Mücke wieder zu der Form wandelt, mit der der Mensch infiziert werden kann, vergeht der Mücke buchstäblich der Appetit - der Parasit zwingt sie quasi zum Fasten. Ist die Transformation aber abgeschlossen, verstärkt Plasmodium die Stechlust des Insekts, das gegen seine Veranlagung sogar gleich mehrfach zusticht, Blut saugt und dabei den Erreger weiter verbreitet.
Dank dieser Entdeckungen könnten Fallen entwickelt werden, so hofft Jacob Koella, die über spezielle Plasmodium-Düfte erfolgreicher als früher Mücken ins Verderben locken. Das aber, so meint der Biologe, werde noch einige Zeit dauern. Bis dahin dürfte also das Netz weiter der beste Schutz gegen Plasmodium sein.
[Quelle: Martin Winkelheide]
"Für einen Parasiten ist die Fortpflanzung besonders wichtig - was die Evolutionsbiologen die "Fitness" nennen. Und für einen Parasiten ist diese Fitness die Wahrscheinlichkeit, übertragen zu werden."
Denn weil Plasmodium falciparum für seine Vermehrung sowohl Mücke als auch den Menschen benötigt, darf - aus seiner Sicht - seine Übertragung zwischen beiden keinesfalls unterbrochen werden. Dazu Koella:
"Im Menschen wird der Parasit vom Immunsystem sicher irgendwann einmal umgebracht. Also muss der Parasit den Menschen verlassen und in die Mücke kommen, damit sein Überleben gesichert ist."
Um also im richtigen Moment aus dem Menschen flüchten zu können, ruft sich Plasmodium quasi einfach ein Taxi. Denn, so fand Jacob Koella heraus, mit Malaria infizierte Menschen erscheinen Mücken als besonders appetitlich. Ein einfacher Versuch zeigt, wie sicher die Mücken zu ihrem Passagier finden: 100 hungrige Moskitos konnten aus einer Kammer über drei verschiedene Rohre in drei Räume gelangen, in denen Probanden saßen. Dabei handelte es sich einmal um ein gesundes Kind, ein weiteres war an Malaria erkrankt und das dritte litt unter Malaria, wurde aber medikamentös behandelt. Mückennetze verhinderten dabei, dass die Tiere wirklich an ihre Opfer heran kamen. In mehreren Durchläufen war das Ergebnis eindeutig:
"In das Rohr, das zu dem Malaria infizierten Kind führte, flogen doppelt so viele Moskitos wie in die anderen Rohre."
Daraus schloss der Schweizer Biologe, dass Plasmodium den Schweiß seines Wirts so verändert, dass die Mücken unwiderstehlich angezogen werden. Doch damit nicht genug, denn auch die Mücken unterliegen dem Regime des Parasiten. So ändert der Mikroorganismus das Stech- und Fressverhalten der Moskitos. Während sich Plasmodium in der Mücke wieder zu der Form wandelt, mit der der Mensch infiziert werden kann, vergeht der Mücke buchstäblich der Appetit - der Parasit zwingt sie quasi zum Fasten. Ist die Transformation aber abgeschlossen, verstärkt Plasmodium die Stechlust des Insekts, das gegen seine Veranlagung sogar gleich mehrfach zusticht, Blut saugt und dabei den Erreger weiter verbreitet.
Dank dieser Entdeckungen könnten Fallen entwickelt werden, so hofft Jacob Koella, die über spezielle Plasmodium-Düfte erfolgreicher als früher Mücken ins Verderben locken. Das aber, so meint der Biologe, werde noch einige Zeit dauern. Bis dahin dürfte also das Netz weiter der beste Schutz gegen Plasmodium sein.
[Quelle: Martin Winkelheide]