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Ein Schritt zurück

Für ihr letztes Album "The House" hatte sich Katie Melua von ihrem Mentor Mike Batt getrennt und sich an schrägere Klänge gewagt. Für ihr neues Werk "Secret Symphony" kehrte die 27-Jährige zu Batt zurück. Sie präsentiert sich auf ihrem neuem Album mit sinfonischer Untermalung.

Von Christiane Rebmann |
    Für ihr letztes Album "The House" hatte sich Katie Melua von ihrem Mentor Mike Batt getrennt und sich mit angesagten Produzenten wie Wiliam Orbit an schrägere Klänge gewagt. Das Album war nicht so erfolgreich, wie sie es gewohnt war. Für ihr neues Werk "Secret Symphony" kehrte die 27-Jährige zu Batt zurück.

    "Für das letzte Album habe ich sehr viele Songs geschrieben. Und es hat mir wirklich Spaß gemacht. Aber emotional war das sehr schwierig für mich. Weil ich all meine Gefühle rausposaunt habe. Das hat mich sehr mitgenommen. Und für dieses Album wollte ich es ein bisschen einfacher.
    Diesmal wollte ich einfach nur singen, mir die Seele aus dem Leib singen. Und wenn einer dafür sorgen kann, dass meine Stimme gut klingt, dann ist das nun mal Mike."

    Der beschloss, dass es an der Zeit wäre, dass auch Katie dem derzeitigen Trend folgt und sich komplett zu orchestraler Untermalung präsentiert. Er stieß nicht auf Widerstand.

    "Es war unglaublich, mit dem Orchester zu singen. Es klingt so emotional. Es ist, als würdest du vom Wind getragen."

    Obwohl sie diesmal nicht so viel von sich preisgeben wollte, schrieb sie doch 3 Songs für "Secret Symphony". Einer von ihnen ist "The Cry of the lone wolf”.

    "Man sollte nicht mit Feuer spielen. Ich bin oft bis ans Limit gegangen und habe Dinge getan, die ziemlich riskant waren. Ich habe mich in der Vergangenheit in Menschen verliebt, die sehr extrem sind und die anecken. Sie waren nicht immer gut für mich. Ich habe mich in ihre Geschichten verliebt, und in diesem Song geht es darum, dass ich nicht wieder in diese Falle geraten möchte."

    Derzeit sieht es nicht so aus. Letzten Monat verlobte sie sich mit James Toseland, dem Superbike Weltmeister von 2007. Toseland gab letztes Jahr nach einem Unfall das Rennen auf und widmet sich jetzt seinem alten Hobby, der Musik. Eine Zusammenarbeit wird es aber nicht geben, sagt Melua. Immerhin hat sie einen Song für ihn geschrieben, "Forgetting all my troubles".

    Ihre dysfunktionalen Beziehungsmuster mag sie inzwischen überwunden haben. Aber ansonsten liebt Katie Melua immer noch die Gefahr. 2006 brach sie den Guiness Rekord, indem sie auf dem Boden der Bohrinsel Sea Troll in der Nordsee 303 Meter unter dem Meeresspiegel das bis dahin tiefste Unterwasserkonzert gab.

    Letztes Jahr unternahm sie eine Expedition in die kanadische Arktis, im Rahmen ihres Engagements für Project Earth. Den Zusammenprall ihres Schiffes mit einem Eisberg überstand sie unverletzt. Noch mehr beeindruckte sie, mit eigenen Augen zu sehen, welche negativen Folgen die Erderwärmung hat. Aber ihre Begegnung mit den Inuit warf Fragen auf.

    "Früher konnten die Inuit das Wetter vorhersagen. Heute können sie das aufgrund der Klimaveränderungen nicht mehr. Sie sind trotzdem keine großen Fans der Umweltschutzorganisationen, obwohl ihnen klar ist, welch gute Arbeit beispielsweise Greenpeace leistet. Aber diese Organisationen hindern sie daran, Eisbären zu jagen. Das ist schwierig für sie. Die Tiere gehören nun mal zu ihrem Leben, und sie jagen ja auch nie mehr als bis zu einem bestimmten Limit. In ihrem Gebiet gibt es derzeit mehr Eisbären als früher, aber weltweit geht die Zahl zurück. Ich hatte nach der Reise mehr Fragen als davor."

    Die aus Georgien stammende Musikerin, die seit langer Zeit in London lebt, nahm auch musikalische Eindrücke von der Expedition mit nachhause.

    "Ich habe mir die Kehlkopfgesänge der Inuit angehört. Das war fantastisch. Es klingt verrückt. Ich habe ihnen im Gegenzug mein georgisches 'Ch' vorgemacht. Das sitzt auch ganz weit hinten."

    Ihre georgische Mentalität kann sie sehr gut im Blues ausleben. Deshalb nahm sie auch eine eigene Version von Jimmy Cox 1923er Blues-Standard "Nobody knows you when you’re down and out" auf.

    "Ich stellte fest, dass es gewisse Parallelen zur georgischen Folkmusik gibt. Beide haben diese ausgeprägte Melancholie. Diese verschleppten Töne, die Energie scheint dieselbe zu sein. Ich hatte das Gefühl, dass der Blues etwas in meinem Blut hochkochen lässt. Ich dachte: Das kenne ich."