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Ein Schrittmacher gegen Epilepsie

Neurologie. - In London findet in dieser Woche der Weltkongress für Neurologie statt. Jeder Tag ist einem Schwerpunktthema gewidmet, am Mittwoch lautet es Epilepsie. Als Therapien stehen den Ärzten Medikamente und in speziellen Fällen Operationen zur Verfügung, doch bei rund einem Viertel der Patienten greift keine dieser Behandlungen. Ein Hirnschrittmacher verspricht auch ihnen Linderung.

    Die Symptome eines epileptischen Anfalls werden ausgelöst, weil sich die Nervenzellen ganzer Hirnregionen im gleichen Rhythmus entladen. Ein Hirnschrittmacher könnte das verhindern: der so genannte Vagusnerv-Stimulator. Er reizt in regelmäßigen Abständen den Vagusnerv, einen der zwölf Hirnnerven, die das Gehirn verlassen. Wie ein Herzschrittmacher wird auch der Vagusnerv-Stimulator implantiert, er sitzt dann unterhalb der Schulter. Bei Patienten, denen weder Medikamente noch eine Operation helfen, ist der Stimulator recht effektiv: Eine neue Studie aus Belgien belegt, dass bei rund einem Drittel der Patienten nach zwölf Wochen die Anfälle um mehr als die Hälfte reduziert sind, bei einem weiteren Drittel sind sie um 30 bis 50 Prozent verringert. Man weiß derzeit noch nicht, warum manche Patienten sehr gut, andere überhaupt nicht auf die Therapie ansprechen.

    Ein weiteres, erstaunliches Ergebnis der belgischen Studie: Nach anderthalb Jahren konnte sich der Erfolg der Therapie sogar noch verbessern, der Schrittmacher wurde wirksamer. Davon war auch der Leiter der Studie, Dr. Paul Boon von der Universität Gent, überrascht: "Bei Studien mit Epilepsie-Medikamenten ist genau das Gegenteil der Fall. Am Ende einer Studie sind es immer weniger Patienten, bei denen das Medikament wirkt. Das war bei unserer Studie anders." Eine sehr informative Webseite zur Vagusnerv-Stimulation hat die Klinik für Epilepsie der Uni Bonn zusammengestellt.

    [Quelle: Kristin Raabe]