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Ein Sieg für 'Fair-Play'

Wieder einmal macht das Wort "historisch" die Runde. Diesmal gilt es dem so genannten "Welt-Anti-Doping-Kodex", der gestern von der Welt-Anti-Doping-Konferenz in Kopenhagen verabschiedet wurde. Das Bemerkenswerte daran ist die anscheinend geglückte konzertierte Aktion von Sport und Politik, einen Missstand weltweit in Griff zu bekommen, der zwar so alt ist wie der Sport selbst, inzwischen aber eine Dimension angenommen hat, die die Grundsatzfrage nach der Legitimation des Sports stellt.

Heinz-Peter Kreuzer und Herbert Fischer-Solms |
    Die Gefahr ist erkannt, und am Ende dreitägiger Debatten und Beschlüsse zeigte sich der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, Dick Pound, optimistisch :

    Es gab Zeiten, da wurden Sportfunktionäre als alte Männer mit ebenso alten Regeln betrachtet. Wir waren etwas Besonderes wie James Dean oder Robin Hood, nur wurden wie weniger bewundert. Jetzt verstehen die Leute, dass die Anti-Doping-Regeln die Athleten, die Gesundheit und die Integrität des Sports schützen. Sie schützen die fairen Athleten gegen die Betrüger. Und im Gegensatz zu früher werden die Doper heute auch als Betrüger angesehen, dazu musste es endlich kommen. Ich denke, die Athleten müssen das Vertrauen haben, das die "alten Männer" sie beschützen können und sie keine chemischen Puppen werden müssen, um im Sport erfolgreich zu sein.

    Richard genannt Dick Pound ist ein alter Fahrensmann des olympischen Sports. Der 63jährige Wirtschaftsanwalt aus Kanada war als Schwimmer Olympia-Teilnehmer 1960 in Rom, seit 25 Jahren gehört er dem Internationalen Olympischen Komitee an, für dessen gut gefüllte Bankkonten er in seiner langjährigen Zeit als Vorsitzender der IOC-Marketing-Kommission verantwortlich gemacht wird. Bei der Wahl für die Nachfolge des IOC-Präsidenten Samaranch vor zwei Jahren scheiterte Pound am Belgier Jacques Rogge. Seither betreibt der Kanadier mit ungebremsten Elan das Geschäft als Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA. Gemeinsam sind Rogge und Pound ein starkes Team, das nunmehr - wie in Kopenhagen für alle sichtbar geworden - ein neues Zeitalter im Kampf gegen Doping eröffnet hat.

    Der IOC-Präsident, der für seine deutlichen Worte zur Betrugskultur im internationalen Spitzensport von Bundesinnenminister Otto Schily ausdrücklich gelobt wurde, hat durch seine kompromisslose Haltung maßgeblich zum Zustandekommen des neuen Bündnisses für sauberen Sport beigetragen. Rogge, sonst in seinen Formulierungen eher zurückhaltend, spricht von einer Renaissance. Vor 1999, vor Gründung der Welt-Anti-Doping-Agentur, sei das Mittelalter gewesen, jetzt sei der Sport reif für eine neue moderne Zeit:

    Ich bin zufrieden mit dem Ergebnis, doch ich bin auch Realist. Den Erfolg dieser Konferenz werden wir erst in Turin 2006 feststellen, wenn wir sehen, ob jeder unterzeichnet hat. Für die Sport-Verbände ist das die Deadline. Das ist, denke ich, kein Problem, weil auch der Radsport-Weltverband und der Fußball-Weltverband zustimmen werden. Auf Seiten der Politik ist es schwieriger, weil da auch gesetzgeberische Aspekte berücksichtigt werden müssen.

    Bei der zweiten Welt-Anti-Doping-Konferenz hat der Sport mit IOC-Präsident Rogge an der Spitze den Schulterschluss mit der Politik vollzogen. Sichtbar geworden ist dies am dänischen Kulturminister Brian Mikkelsen, der in seiner Heimat von den Kulturschaffenden etwas spöttisch auch "der Sportminister" genannt wird und der seine Kollegen aus über 70 Ländern bei seinem Werben um politische Unterstützung auf breiter Front mitriss. Dänemark hat derzeit den Vorsitz in der Ratsherrschaft der Europäischen Union.

    Promi unter den Politikern in Kopenhagen war der deutsche Innenminister Otto Schily. Er war einer der ersten Regierungsvertreter, der in öffentlicher Zeremonie vor den Konferenzteilnehmern den neuen Welt-Anti-Doping-Code unterschrieb:

    Es hat sicher dazu beigetragen, dass gerade die europäischen Staaten mit einer Stimme gesprochen und sich sehr stark dafür eingesetzt haben, dass wir klare Regelungen gewinnen. Ich erkenne aber auch an, dass wir von den Sportorganisationen gleichermaßen Unterstützung erhalten haben. Und vor allem möchte ich die Rolle von IOC-Präsident Rogge hervorheben, der nie den letzten Zweifel hat aufkommen lassen, dass er sich für einen dopingfreien, ehrlichen, sauberen Sport einsetzt.

    Zu Ende gehen nunmehr, wie Jacques Rogge zur Kongress-Eröffnung sagte, "30 Jahre paralleler, aber unkoordinierter Anstrengungen von Regierungen und Sport". Dem Sport ist es nicht leicht gefallen, die Zuständigkeit im Anti-Doping-Kampf zu teilen. Autonomie scheint für Sport-Funktionäre häufig das höchste Gut. Und nicht zuletzt ist dieses neue Polit-Sport-Bündnis logischerweise auch ein Eingeständnis eigener Schwäche, wie aus den Worten von Gianfranco Kasper deutlich wird, dem Präsidenten des Welt-Ski-Verbandes:

    Es ist natürlich auch ein Risiko, das ist ganz klar, im Prinzip wollen wir keine Einmischung der Politik in den Sport. Was hingegen Doping und vor allem was die Bestrafung von Dopingsündern anbetrifft, sind wir ganz einfach auf die Regierungen angewiesen. Das können wir selber nicht machen, weil wir da keine Befugnisse haben. Im Bestrafungsteil sind wir sehr froh, dass die Regierungen mitmachen. In der Sportpolitik als solche aber hoffen wir, dass es keine Einmischung gibt.

    Um das Außergewöhnliche des Vorgangs zu begreifen, der zur Verabschiedung des Welt-Anti-Doping-Kodex führte, genügt ein kurzer Blick in die jüngste Historie:

    Juli 1980:

    In Moskau wird der Spanier Juan Antonio Samaranch zum neuen Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees gewählt. Doping, sagt er, sei die schlimmste Geißel des Sports, Doping sei "wie der Tod" und müsse streng bekämpft werden.

    September 1981:

    Beim Olympischen Kongress in Baden-Baden beginnt Samaranch den Umbau der olympischen Bewegung. Der Amateur-Status wird abgeschafft, Profi-Sportarten wie Tennis ziehen ins olympische Programm ein.

    August 1984:

    Das Geld wird eine immer wichtigere Konstante im olympischen Geschäft. Parallel dazu steigt die Bereitschaft der Athleten zu dopen. Bei den Sommerspielen in Los Angeles verwahrt der Vorsitzende der Medizinischen Kommission des IOC positive Dopingbefunde im Schrank seines Hotelzimmers, später sind sie verschwunden, sagt er.

    Oktober 1988:

    Bei den Olympischen Sommerspielen in Seoul passiert der olympische Super-Gau : Ben Johnson, vielumjubelter Goldmedaillengewinner und schnellster Mann der Welt, wird als Doping-Sünder entlarvt. Sein Muskelmacher : das anabole Steroid Stanazolol.

    Juli 1998:

    Bei der Tour de France werden auf Anordnung der französischen Sportministerin Buffet umfassende Doping-Kontrollen vorgenommen. Die Ergebnisse, die staatliche Kontrolleure unter Aufsicht von Staatsanwälten ermitteln, ergeben das Bild einer tief verseuchten Doping-Kultur.

    Februar 1999:

    Die Politik fordert als Konsequenz aus dem grassierenden Doping-Unwesen das Internationale Olympische Komitee endlich zum Handeln auf . Namentlich Regierungen in Europa, allen voran Frankreich, England und Deutschland, drohen, ansonsten für den Spitzensport keine öffentlichen Gelder mehr zur Verfügung zu stellen.


    Worum geht es konkret beim Welt-Anti-Doping-Kodex, der nun wie eine Art Wunderwaffe ernsthafter, zeitgemäßer Doping-Bekämpfung große Erwartungen weckt bei allen, für die nur ein dopingfreier Sport Legitimation für öffentliche Förderung und pädagogischen Vorbild-Charakter hat? Dies sind die wesentlichen Elemente: * Der Doping-Begriff wird erweitert. Demnach wird nicht nur der Nachweis geahndet, sondern es werden auch der Versuch der Nutzung sowie Besitz und Handel von verbotenen Mitteln und Methoden als Verstoß gewertet.

    IOC-Präsident Rogge dazu:

    Der Geist des Sports ist die Grundlage für alles. Sportler sollen mit den von der Natur gegebenen Möglichkeiten ihres Körpers und ihrer Intelligenz teilnehmen, und nicht mit der Hilfe von ungesunden und verbotenen Mitteln. Ein Beispiel ist die Genmanipulation. Man kann nicht alle Möglichkeiten des Gen-Dopings in allen Details aufführen. Das ist unmöglich, weil man nicht sagen kann: Die eine Anwendung ist erlaubt, die andere verboten. Genmanipulation ist gegen den Geist des Sportes, der besagt: Du musst deinen Körper hart trainieren, dich entwickeln und versuchen, besser zu werden. Man soll nicht in eine Klinik gehen, neue Gene bekommen und ein anderes Wesen werden. * Der neue Kodex verstärkt das Gebot der "strict liability", das heißt, der Athlet ist für jede verbotene Substanz in seinem Körper selbst verantwortlich. Abgesehen von einigen Ausnahmeregeln wird jeder bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften Doping-positiv getestete Athlet automatisch disqualifiziert. Im Gegensatz zu früher werden Doping-Sündern grundsätzlich alle Medaillen aberkannt, die sie bei derselben Veranstaltung gewonnen haben. * Ein Doping-Erstvergehen wird mit einer zweijährigen Regelsperre geahndet. Diese Strafe kann jedoch unter "außergewöhnlichen Umständen" reduziert oder aufgehoben werden. Für ein wiederholtes Doping-Vergehen ist ein lebenslanger Ausschluss vorgesehen. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA veröffentlicht einmal im Jahr eine Liste mit den verbotenen Mitteln und Methoden. Auf der seit 1. Januar 2003 gültigen Liste ist übrigens erstmals auch das Verbot von Gen-Doping enthalten. Die WADA erhält nunmehr ein Einspruchsrecht vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS), falls Sanktionen von Sportverbänden gegenüber ihren Sportlern unzureichend ausfallen. * Sport-Verbände und Nationale Olympische Komitees, die sich dem Anti-Doping-Kodex nicht anschließen, werden von der Teilnahme an Olympischen Spielen ausgeschlossen. Auch Staaten, deren Regierungen sich diesem Regelwerk verweigern sollten, drohen Konsequenzen. IOC-Präsident Rogge :

    Wenn Regierungen nicht unterzeichnen, haben wir nur eine Möglichkeit, darauf zu reagieren: Wir verweigern ihnen das Recht, Olympische Spiele auszurichten. Auch die internationalen Sport-Fachverbände haben ähnliches angedeutet. Dennis Oswald, der Präsident der olympischen Sommersport-Verbände, will den Internationalen Föderationen vorschlagen, dass sie ebenfalls keine Internationalen Meisterschaften an diese Staaten vergeben.

    Die Vorreiterrolle in der Politik bei der Durchsetzung eines neuen Anti-Doping-Bündnisses haben die Europäer übernommen. War es in Kopenhagen der gastgebende Kulturminister Mikkelsen, der die Initiative anführte, so waren bei der ersten Konferenz in Lausanne vor vier Jahren der britische Sportminister Tony Banks und sein Amtskollege Otto Schily die treibenden Kräfte:

    Der Sport wird ja von uns als autonom anerkannt. Wir wollen keinen verstaatlichten Sport, aber der Staat will sich in seiner Förderpolitik ausschließlich um den sauberen Sport kümmern. Das heißt, wir werden, wie wir das schon in der Vergangenheit getan haben, die Förderpolitik immer so orientieren, das damit auch gleichzeitig ein Beitrag bei der Dopingbekämpfung geleistet wird. Das heißt, Fördermittel werden nur an solche Sportorganisationen vergeben, die sich ganz klar zum Welt-Anti-Doping-Code bekennen.

    In Kopenhagen haben die Vertreter aller 73 anwesenden Regierungen der "Kopenhagener Erklärung" zugestimmt, 49 haben noch unmittelbar am Konferenzort unterschrieben. Jetzt will Kulturminister Mikkelsen weltweit bei allen Regierungen werben: Denn die UNESCO würde bei 200 zeichnenden Regierungen den Welt-Anti-Doping-Code in einer Konvention verabschieden, der in den einzelnen Ländern dann in die Gesetzgebung integriert würde.

    Im Vorfeld der Kopenhagener Konferenz waren die US-Profiligen ins Visier der Kritik geraten. Als private Unternehmen sind sie nicht der Sportgerichtsbarkeit des Internationalen Olympischen Komitees oder der Welt-Anti-Doping-Agentur unterworfen. Dennoch sei für Chancengleichheit gesorgt, versichert Terrence P. Madden, Chef US-Anti-Doping-Agentur.

    Der Wada-Code fordert von uns, vor den Olympischen Spielen zu testen. Und wir werden die Spieler der Nordamerikanischen Basketball-League/NBA, aber auch Sportler aus anderen Profi-Ligen testen. In den USA sind die Profiligen private Unternehmen und werden von der Regierung kontrolliert. Von daher besitzen wir die Autorität, auch die Profis, beginnend zwölf Monate vor Olympia, ins Doping-Kontrollsystem einzubeziehen.

    Ein Störfeuer gab es noch von anderer Seite. Der New Yorker Anwalt Edward Williams hat der Athletenkommission des US-NOK ein bemerkenswertes Papier geschickt. Nach Meinung des Juristen gebe es im Anti-Doping-Code nicht weniger als 17 zum Teil "elementare" Schwachstellen. Beispielsweise sei US-Sportlern nicht zuzumuten, Kontrolleure ständig über ihren Aufenthaltsort zu informieren und den ganzen Tag über, theoretisch 24 Stunden lang, für Dopingtests zur Verfügung zu stehen. Was in den anderen Ländern gang und gäbe ist, lasse das US-Rechtssystem laut Williams angeblich nicht zu. Dies seien, Zitat Williams, "Gestapo-Methoden" der WADA.

    In diesem Konflikt hat USADA-Chef Madden hingegen die Unterstützung von Wada-Chef Dick Pound:

    Ich habe dieses Memorandum gelesen, das Schriftstück ist Unsinn, und ich denke, man erkennt es auch als solchen. Ich glaube, wir müssen uns wegen der USA keine Sorgen machen. Die Vereinigten Staaten haben die Deklaration unterzeichnet, ihr Nationales Olympische Komitee wird den Code akzeptieren und ihre nationale Anti-Doping-Agentur wendet die Vorschriften des Codes an.

    Das Problem im Anti-Doping-Kampf ist es, die auf dem Erdball sehr unterschiedlichen sportlichen, sozialen und gesellschaftspolitischen Voraussetzungen auf einen Nenner zu bekommen. Die meisten Länder können sich ein aufwendiges Kontrollsystem kaum finanziell leisten. Der Leiter des Doping-Kontroll-Labors Kreischa, Professor Klaus Müller, der Mitglied der für Analytik zuständigen Wade-Kommission ist :

    Das Nadelöhr für die unterbleibenden Kontrollen ist nicht die Analytik, denn es gibt ja 28 Labors, die für die ganze Welt arbeiten- die könnten für jede Region die Analysen übernehmen- sondern das Nadelöhr sind die Entnahme der Proben. Dort gibt es Lücken, die werden ja auch berechtigterweise weithin beklagt. Die Wada ist angetreten, um unter Umständen auf eigene Kosten Proben zu entnehmen und hat damit auch schon begonnen.

    Ein Beispiel dafür ist der afrikanische Staat Togo. Das Land ist so arm, dass die Sportverbände noch nicht einmal das Porto für den Versand der Proben in ein anderes Labor aufbringen können. Der medizinische Berater des Togolesischen Sportministers, Dr. Tchangai Tcha-Tcha:

    Das Problem ist, Togo, aber auch andere afrikanische Länder, können keine Kontrollen durchführen, weil es nur zwei Doping-Analyse-Labors in Tunesien und Südafrika gibt. Das ist zu teuer für uns. Wir haben andere Sorgen, ein Aids-Problem, ein Malaria-Problem und noch viele mehr. Das Doping-Problem ist für uns nicht wichtig zum Überleben. Nicht weil es vielleicht unwichtig wäre, sondern weil wir wichtigere Dinge lösen müssen.

    Derzeit gibt es auf der Welt 28 vom Internationalen Olympischen Komitee akkreditierte Doping-Kontroll-Labore, die sich auf einem einheitlichen Standard befinden. So der Kenntnisstand von Prof. Klaus Müller :

    Es gibt eine sehr weitgehende Einheitlichkeit, die Labors haben jetzt aber nicht mehr ganz dasselbe Spektrum. Es gibt einige, die besser ausgerüstet sind, zu denen gehören die beiden deutschen Einrichtungen, Kreischa und Köln. Und einige gibt es, die noch nicht das ganze Spektrum nachweisen können, zum Beispiel Erythropoietin, das EPO. Aber da gibt es internationale Kooperationen, das ist kein größeres Problem. Und die Qualität ist sehr stark vereinheitlicht. Das wird erzwungen, gewissermaßen durch die internationale Qualitätskontrolle.

    Wie geht es nun weiter im internationalen Kampf gegen die medizinisch-pharmakologische Manipulation ? Die Vertreter von Sport und Politik haben Kopenhagen verlassen, nun heißt es Hausaufgaben machen - jeder an seinem Platz. Der entscheidende Schritt in eine bessere Zukunft ist getan. Ob er erfolgreich ist, werde man bald sehen, sagt IOC-Präsident Jacques Rogge. Er hat sich dafür eine Frist von rund drei Jahren gesetzt :

    Die Zukunft der Wada wird sich im Februar 2006 entscheiden. Bis zu diesem Zeitpunkt müssen wir die Unterschriften der Regierungen und der internationalen Sportverbände haben. Und die ordentliche Finanzierung der Wada muss ebenfalls gesichert sein. Seitens des IOC ist das kein Problem, aber die Regierungen haben Schwierigkeiten mit ihren Zahlungen. Wenn diese Anforderungen erfüllt werden, sehe ich für die Wada eine leuchtende Zukunft. Wenn nur eine diese Anforderungen aber nicht erfüllt wird, gibt es keine Zukunft für die Wada. Wir müssen dies jedoch zum Erfolg führen. Wada wird 2006 sieben Jahre alt. Innerhalb von sieben Jahren muss die Harmonisierung und die Finanzierung gewährleistet sein, oder wir schaffen es nie. Aber ich bin zuversichtlich.

    Betrug im Sport, darüber herrscht kein Zweifel, wird es natürlich auch in Zukunft weiterhin geben. Aus dem Jahresetat für die WADA von derzeit 20 Millionen Dollar ist ein Viertel für Forschung und neue Techniken vorgesehen. Der Missbrauch von Wachstumshormon ist, zum Beispiel, noch immer nicht gültig nachweisbar, und die böse Vision der Gen-Manipulation schwebt wie ein Damokles-Schwert über der Weltsport-Gemeinde.

    Und in Deutschland wird die Frage dringender, ob das Land nicht doch nach dem Vorbild von Frankreich und Italien ein Anti-Doping-Gesetz braucht. Innenminister Schily lehnt das mit Hinweis auf die Möglichkeiten ab, die das Arzneimittelgesetz bietet, viele Parlamentarier durch alle Parteien aber sind dafür, weil damit automatisch mehr Kompetenz in eine schwierige Materie käme, die ohne Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften wie bisher den handelnden Personen häufig über den Kopf wächst. Ein Anti-Doping-Gesetz wäre auch eine wirksamere Handhabe gegen den massiven Doping-Handel, mit dem zahlreiche Fitness-Studios, die sogenannten "Mucki-Buden", ihre Dealer und Konsumenten, versorgt werden. Die aus den Bundesländern inzwischen vorliegenden, offiziell aber noch unter Verschluss gehaltenen Erkenntnisse aus der vor fünf Jahren verabschiedeten Novelle zum Arzneimittelgesetz nämlich sind eher beunruhigend.