Die ungewöhnliche Entscheidung der Jury, die Goldene Palme zu gleichen Teilen an den Regisseur Abdellatif Kéchiche und an die beiden Hauptdarstellerinnen Adèle Exarchopoulos und Léa Seydoux für den Film "La Vie d'Adèle 1 & 2" zu überreichen, musste Jurypräsident Steven Spielberg nicht weiter begründen. Die Zärtlichkeit und der Wagemut der beiden Schauspielerinnen hatten bei der Premiere des Films drei Tage zuvor alle verzaubert.
Während in Paris zugleich Zehntausende gegen die schwul-lesbische Ehe demonstrierten, triumphierte an der Côte d'Azur ein dreistündiger Film, der eine lesbische Liebesbeziehungen in all ihren Nuancen beschreibt. Das erste Flirten zwischen Adèle und der älteren Emma. Die Entdeckung der Anziehung zu einer anderen Frau. Das gegenseitige Begehren und der erste Sex. Die Anfeindungen der intoleranten Mitmenschen. Das Zusammenleben. Schließlich die Konflikte und ihre Trennung voneinander, weil Emma - die Malerin - den Lebensstil der engagierten Lehrerin Adèle zu sehr verändern möchte.
Die Sexszenen dieses Films sind ungewöhnlich explizit, aber niemals pornografisch. Immer ganz dicht an den beiden Protagonistinnen ist die Kamera - wodurch eine ganz besondere Intimität und eine beinahe verschwörerische Identifikation mit den beiden Frauen im Film entsteht.
Abdellatif Kéchiche ist in Tunesien geboren, als kleiner Junge von sechs Jahren mit seinen Eltern nach Nizza übersiedelt, als Schauspieler und Autor im französischen Theater sozialisiert, orientierte er sich in seinen bisherigen Filmen an Klassikern wie Marivaux. Ein wenig davon hat er auch in seinem bisher reifsten Film bewahrt, der nun mit der höchsten Auszeichnung des Filmfestivals von Cannes nach Hause gehen kann.
In den beliebten Kritikerspiegeln der Dailys, die vollgepackt mit den Anzeigen schwerreicher Produktionsfirmen den Marktplatz Cannes widerspiegeln, war "La vie d'Adèle" schon seit Tagen einer der Favoriten. Andere hoch im Kurs stehende Mitbewerber wurden eher abgespeist, wie zum Beispiel der Iraner Asghar Farhadi mit seiner in Französisch gedrehten Beziehungsstudie "Le Passé".
Lediglich Bérénice Bejo konnte den Preis für die beste weibliche Hauptdarstellerin entgegen nehmen. Enttäuschend war auch, dass der am ersten Wochenende gleich als sicherer Sieger gewettete eindrucksvolle chinesische Film "Ein Hauch von Sünde" sich mit dem Drehbuchpreis begnügen musste, obwohl er seine Stärken vor allem in der Regieführung hatte.
Regisseur Jia Zhanke freute sich trotzdem und erklärte, dass für ihn das Kino der beste Weg zur Freiheit in der sich rasch ändernden chinesischen Gesellschaft sei. In der Tat war es verwunderlich, wie Jia Zangke seinen dezidiert kritischen Film in der komplexen Zensurlandschaft Chinas hatte durchsetzen können. Ob ihm der Drehbuchtrostpreis nun weiterhilft, bleibt abzuwarten.
Mit dem Preis der Jury wurde Hirokazu Kore-eda für sein Gesellschaftsporträt anhand der Geschichte von vertauschten Söhnen ausgezeichnet. Und den Mexikaner Amat Escalante sah die Jury als bester Regisseur in dem Melodrama "Heli", in dem ein einfacher Mann an die militante Drogenmafia gerät. Die Entscheidung für diesen Film mit seinen brutalen Folterszenen wirkt doch einigermaßen unverständlich und passt so gar nicht zum Hauptpreis an den perfekt durchgearbeiteten zarten und sinnlichen Film von Abdellatif Kéchiche. Da wird es in der Jury wohl verschiedene Fraktionen gegeben haben.
Insgesamt bot das 66. Filmfestival von Cannes insbesondere in der Wettbewerbssektion ein ausgeglichenes Programm mit vielen Höhepunkten, auch wenn man nach Nachwuchskandidaten für die goldene Kamera für den besten Erstlingsfilm vergeblich suchte. Um so mehr verwunderten die wenigen kompletten Ausfälle. Wie zum Beispiel der Film "Schild aus Stroh" von Takeschi Mike - ein Polizeifilm, den man höchstens in einer Mitternachtsschiene fürs ausgesprochen kommerzielles Kino vermutet hätte.
Auch die hohen Erwartungen an den dänischen Regisseur Nicholas Winding Refn wurden nicht erfüllt. Was im Trailer noch wenigstens wie ein guter Actionfilm wirkte, entpuppte sich als eine aufgedonnerte schwarze Messe mit sehr viel Dreigroschenmystik. Die Preisverleihung wird traditionell von Engelschören eingeleitet, in die sich bald das Rattern der Projektionsmaschinen mischt. So wird sie auch beendet, auch wenn die heute übliche digitale Projektion gar keine Geräusche mehr macht.
                
                Während in Paris zugleich Zehntausende gegen die schwul-lesbische Ehe demonstrierten, triumphierte an der Côte d'Azur ein dreistündiger Film, der eine lesbische Liebesbeziehungen in all ihren Nuancen beschreibt. Das erste Flirten zwischen Adèle und der älteren Emma. Die Entdeckung der Anziehung zu einer anderen Frau. Das gegenseitige Begehren und der erste Sex. Die Anfeindungen der intoleranten Mitmenschen. Das Zusammenleben. Schließlich die Konflikte und ihre Trennung voneinander, weil Emma - die Malerin - den Lebensstil der engagierten Lehrerin Adèle zu sehr verändern möchte.
Die Sexszenen dieses Films sind ungewöhnlich explizit, aber niemals pornografisch. Immer ganz dicht an den beiden Protagonistinnen ist die Kamera - wodurch eine ganz besondere Intimität und eine beinahe verschwörerische Identifikation mit den beiden Frauen im Film entsteht.
Abdellatif Kéchiche ist in Tunesien geboren, als kleiner Junge von sechs Jahren mit seinen Eltern nach Nizza übersiedelt, als Schauspieler und Autor im französischen Theater sozialisiert, orientierte er sich in seinen bisherigen Filmen an Klassikern wie Marivaux. Ein wenig davon hat er auch in seinem bisher reifsten Film bewahrt, der nun mit der höchsten Auszeichnung des Filmfestivals von Cannes nach Hause gehen kann.
In den beliebten Kritikerspiegeln der Dailys, die vollgepackt mit den Anzeigen schwerreicher Produktionsfirmen den Marktplatz Cannes widerspiegeln, war "La vie d'Adèle" schon seit Tagen einer der Favoriten. Andere hoch im Kurs stehende Mitbewerber wurden eher abgespeist, wie zum Beispiel der Iraner Asghar Farhadi mit seiner in Französisch gedrehten Beziehungsstudie "Le Passé".
Lediglich Bérénice Bejo konnte den Preis für die beste weibliche Hauptdarstellerin entgegen nehmen. Enttäuschend war auch, dass der am ersten Wochenende gleich als sicherer Sieger gewettete eindrucksvolle chinesische Film "Ein Hauch von Sünde" sich mit dem Drehbuchpreis begnügen musste, obwohl er seine Stärken vor allem in der Regieführung hatte.
Regisseur Jia Zhanke freute sich trotzdem und erklärte, dass für ihn das Kino der beste Weg zur Freiheit in der sich rasch ändernden chinesischen Gesellschaft sei. In der Tat war es verwunderlich, wie Jia Zangke seinen dezidiert kritischen Film in der komplexen Zensurlandschaft Chinas hatte durchsetzen können. Ob ihm der Drehbuchtrostpreis nun weiterhilft, bleibt abzuwarten.
Mit dem Preis der Jury wurde Hirokazu Kore-eda für sein Gesellschaftsporträt anhand der Geschichte von vertauschten Söhnen ausgezeichnet. Und den Mexikaner Amat Escalante sah die Jury als bester Regisseur in dem Melodrama "Heli", in dem ein einfacher Mann an die militante Drogenmafia gerät. Die Entscheidung für diesen Film mit seinen brutalen Folterszenen wirkt doch einigermaßen unverständlich und passt so gar nicht zum Hauptpreis an den perfekt durchgearbeiteten zarten und sinnlichen Film von Abdellatif Kéchiche. Da wird es in der Jury wohl verschiedene Fraktionen gegeben haben.
Insgesamt bot das 66. Filmfestival von Cannes insbesondere in der Wettbewerbssektion ein ausgeglichenes Programm mit vielen Höhepunkten, auch wenn man nach Nachwuchskandidaten für die goldene Kamera für den besten Erstlingsfilm vergeblich suchte. Um so mehr verwunderten die wenigen kompletten Ausfälle. Wie zum Beispiel der Film "Schild aus Stroh" von Takeschi Mike - ein Polizeifilm, den man höchstens in einer Mitternachtsschiene fürs ausgesprochen kommerzielles Kino vermutet hätte.
Auch die hohen Erwartungen an den dänischen Regisseur Nicholas Winding Refn wurden nicht erfüllt. Was im Trailer noch wenigstens wie ein guter Actionfilm wirkte, entpuppte sich als eine aufgedonnerte schwarze Messe mit sehr viel Dreigroschenmystik. Die Preisverleihung wird traditionell von Engelschören eingeleitet, in die sich bald das Rattern der Projektionsmaschinen mischt. So wird sie auch beendet, auch wenn die heute übliche digitale Projektion gar keine Geräusche mehr macht.
