Das ist keine Glitzer- und Glamour-Produktion. Wer "Hedwig" sehen will, muss in den Keller des Admiralspalastes herabsteigen, wo der Bühnenbildner Momme Röhrbein eine Art Szeneclub eingerichtet hat – mit Sesseln vom Sperrmüll, Hirschgeweihen an der Wand und alten Schrankwänden auf der Bühne. Dort hat Hedwig ihren großen Auftritt.
Wer hier die DDR-Nationalhymne erkennt, liegt ganz richtig. Hedwig stammt aus dem Osten. Kurz vor dem Mauerfall heiratete sie einen amerikanischen GI. Daher ist ihrem Glitzerumhang neben den Stars and Stripes auch das eine DDR-Flagge zu erkennen.
Hedwig: "Ich bin die neue Berliner Mauer. Kommt, reißt mich ein!"
Sven Ratzke rockt über die Bühne. Im roten Paillettenkleid und mit blonder Perücke könnte ihn wirklich für eine Frau halten. Doch im Stück ist alles noch viel komplizierter. Hedwig ist als Kind ein Junge, sieht aber wie ein Mädchen aus. Er lässt sich umoperieren, um in den Westen heiraten zu können. Doch der Eingriff läuft schief. Statt einer Vagina hat er einen kleinen Stummel zwischen den Beinen.
"Das ist wirklich eine der abgefahrensten Geschichten, die ich seit Langem in die Hände bekommen habe."
Schwärmt der Regisseur Guntbert Warns.
"Er war ein Mann und dann ist das primäre Geschlechtsmerkmal ab, aber er ist ja nicht zur Frau umfunktioniert worden. Das heißt, er hängt irgendwie zwischen den Welten, zwischen den Geschlechtern."
Und außerdem hängt er zwischen Ost und West, Erfolg und Misserfolg, Genialität und Trivialität fest. Hedwig ist das absolute Zwitterwesen.
"Die Figur ist Mann, Frau, Glam, Trash – also da sind all diese Facetten drin. Und trotzdem berührt die einen. Ich glaube, dass einen dieser Abend auch berührt. Es ist natürlich Entertainment, es ist Punk, es ist fetzig, es ist rotzig. Das mag ich auch. Da sind keine Grenzen gesetzt. Die Frau oder Mann oder wer auch immer sie ist, kann sagen und machen, was sie will. Es ist eine Freiheitsfigur."
Findet Sven Ratzke, er ist Entertainer mit holländischen Wurzeln, hat schon viele Kabarettpreise abgeräumt, aber auch erotische Chansons gesungen. Eine Frau wollte er schon immer mal spielen. Doch Hedwig findet er noch viel besser:
"Ich hätte das vor zehn Jahren gar nicht spielen können, glaube ich. Man muss schon ein bisschen älter sein. Weil es ist ja nicht nur Spaß. Es gibt auch Momente, wo es richtig hart ist und wo Tränen fließen."
Denn Hedwig wird, als sie erst einmal in den USA angekommen ist, schnell von ihrem GI verlassen und muss in einer gottverlassenen Gegend in einem Wohnwagen leben. Ihr Geld verdient sie durch Babysitting und Prostitution.
Emotional ist das Stück schon, aber nie schnulzig. Denn Hedwig wird auch als Kämpferin präsentiert.
Hedwig verliebt sich in einen Teenager, für den sie Rocksongs schreibt. Für kurze Zeit scheint ein Happy End möglich. Doch als der Junge verunstaltetes Geschlecht entdeckt, ist alles vorbei.
"Hedwig, obwohl sie sich nicht zuordnet zur einen oder zu anderen, vielleicht das dritte Geschlecht ist, ist die ganze Zeit auf der Suche nach dem anderen Teil von sich, nach der anderen Hälfte, nach der verlorenen Hälfte. Da ist viel Philosophisches auch drin."
Hedwig gründet eine Band und geht auf Tournee. Sie ist, wie sie ist. Und das ist auch die Botschaft des Stücks. Sich zu verbiegen, hat keinen Zweck. Deswegen versucht Sven Ratzke auf der Bühne auch nicht, die perfekte Frau zu spielen.
"Ich habe sogar noch Brusthaar, meine Beine nicht rasiert, als ich bin irgendwo auch Mann, aber ich bin so auch rum gelaufen auf der Friedrichstraße für ein Foto und weißt du dann für Reaktionen kriegst, ist natürlich schon geil: 'Ey, Homo Schwuchtel, hau ab!' und andere: 'Wau, siehst du geil aus.' Aber das macht dich auch stark. Die Hedwig nimmt dich dann mit und die nimmt mich in dem Sinn dann auch mit."
Wer hier die DDR-Nationalhymne erkennt, liegt ganz richtig. Hedwig stammt aus dem Osten. Kurz vor dem Mauerfall heiratete sie einen amerikanischen GI. Daher ist ihrem Glitzerumhang neben den Stars and Stripes auch das eine DDR-Flagge zu erkennen.
Hedwig: "Ich bin die neue Berliner Mauer. Kommt, reißt mich ein!"
Sven Ratzke rockt über die Bühne. Im roten Paillettenkleid und mit blonder Perücke könnte ihn wirklich für eine Frau halten. Doch im Stück ist alles noch viel komplizierter. Hedwig ist als Kind ein Junge, sieht aber wie ein Mädchen aus. Er lässt sich umoperieren, um in den Westen heiraten zu können. Doch der Eingriff läuft schief. Statt einer Vagina hat er einen kleinen Stummel zwischen den Beinen.
"Das ist wirklich eine der abgefahrensten Geschichten, die ich seit Langem in die Hände bekommen habe."
Schwärmt der Regisseur Guntbert Warns.
"Er war ein Mann und dann ist das primäre Geschlechtsmerkmal ab, aber er ist ja nicht zur Frau umfunktioniert worden. Das heißt, er hängt irgendwie zwischen den Welten, zwischen den Geschlechtern."
Und außerdem hängt er zwischen Ost und West, Erfolg und Misserfolg, Genialität und Trivialität fest. Hedwig ist das absolute Zwitterwesen.
"Die Figur ist Mann, Frau, Glam, Trash – also da sind all diese Facetten drin. Und trotzdem berührt die einen. Ich glaube, dass einen dieser Abend auch berührt. Es ist natürlich Entertainment, es ist Punk, es ist fetzig, es ist rotzig. Das mag ich auch. Da sind keine Grenzen gesetzt. Die Frau oder Mann oder wer auch immer sie ist, kann sagen und machen, was sie will. Es ist eine Freiheitsfigur."
Findet Sven Ratzke, er ist Entertainer mit holländischen Wurzeln, hat schon viele Kabarettpreise abgeräumt, aber auch erotische Chansons gesungen. Eine Frau wollte er schon immer mal spielen. Doch Hedwig findet er noch viel besser:
"Ich hätte das vor zehn Jahren gar nicht spielen können, glaube ich. Man muss schon ein bisschen älter sein. Weil es ist ja nicht nur Spaß. Es gibt auch Momente, wo es richtig hart ist und wo Tränen fließen."
Denn Hedwig wird, als sie erst einmal in den USA angekommen ist, schnell von ihrem GI verlassen und muss in einer gottverlassenen Gegend in einem Wohnwagen leben. Ihr Geld verdient sie durch Babysitting und Prostitution.
Emotional ist das Stück schon, aber nie schnulzig. Denn Hedwig wird auch als Kämpferin präsentiert.
Hedwig verliebt sich in einen Teenager, für den sie Rocksongs schreibt. Für kurze Zeit scheint ein Happy End möglich. Doch als der Junge verunstaltetes Geschlecht entdeckt, ist alles vorbei.
"Hedwig, obwohl sie sich nicht zuordnet zur einen oder zu anderen, vielleicht das dritte Geschlecht ist, ist die ganze Zeit auf der Suche nach dem anderen Teil von sich, nach der anderen Hälfte, nach der verlorenen Hälfte. Da ist viel Philosophisches auch drin."
Hedwig gründet eine Band und geht auf Tournee. Sie ist, wie sie ist. Und das ist auch die Botschaft des Stücks. Sich zu verbiegen, hat keinen Zweck. Deswegen versucht Sven Ratzke auf der Bühne auch nicht, die perfekte Frau zu spielen.
"Ich habe sogar noch Brusthaar, meine Beine nicht rasiert, als ich bin irgendwo auch Mann, aber ich bin so auch rum gelaufen auf der Friedrichstraße für ein Foto und weißt du dann für Reaktionen kriegst, ist natürlich schon geil: 'Ey, Homo Schwuchtel, hau ab!' und andere: 'Wau, siehst du geil aus.' Aber das macht dich auch stark. Die Hedwig nimmt dich dann mit und die nimmt mich in dem Sinn dann auch mit."