"Als Karikaturist und Zeichner gefällt mir am Valentin die Figur an sich. Also die Physis des Valentin finde ich unglaublich interessant."
Jan Reiser, Karikaturist aus München. Auf seinem Rechner flimmern die Entwürfe zum Valentin-Comic: erhobener Zeigefinger, Segelohren, dazu eine Pilzkopffrisur, das Kind Karl Valentin. Ein Hypochonder, ein Einsamer und Komiker. 1882 geboren, 1949 gestorben, eine unstete Reise von 65 Jahren.
Vor Jan Reiser liegt der Comic, 100 Seiten lang, gemeinsam mit 17 Mitstreitern vom Münchner Comicaze-Club gezeichnet. Das war längst überfällig, sagt Reise:
"Weil er halt einfach ein Mensch ist, der skurril ausschaut, dieses lange Gestell, diese Haltung, und dann hat er das noch überzeichnet, er hat sich selbst zu einer lebenden Karikatur stilisiert, das ist das was mich als Zeichner an ihm interessiert."
Jeden Mittwoch ist Comicstammtisch in München, die Comicazen treffen sich zum Ideenaustausch im Glockenbachviertel. Einer dieser Mittwoche war die Geburtsstunde des Valentin-Comics, einer kleinen feinen Graphic Novel: "Karl Valentin. Sein ganzes Leben in einem Comic":
Reiser: "Der Titel ist ja auch ein bisschen provozierend gemeint, weil es nicht funktioniert, ein ganzes Leben in einen Comic zu packen. Genaugenommen haben wir bestimmte Aspekte in seinem Leben schlaglichtartig beleuchtet."
Knorr: "Also wir haben eine sehr gute Stimmung in der Gruppe. Also das ist die Voraussetzung, dass man gegenseitig seine Arbeit respektiert."
Uli Knorr, ein Comicaze wie Reiser, zeichnet eigentlich fürs Fernsehen. Schon als Ministrant interessierte ihn vor allem der Tod. Reiser und Knorr, die Antipoden dieses Comics haben die Klammer zu Valentins Leben beigesteuert - Kindheit und Tod. Warum Karl Valentin, im bürgerlichen Leben Valentin Fey, trotz Diphterie nicht starb wie seine Geschwister, die Umstände kennt man heute ebenso wenig wie die Umstände seines Todes. Was bei Reiser in ruhigen, warmen Tönen beginnt, endet bei Knorr im Skizzenhaften:
"Meine Geschichte ist schwarz-weiß, ich bleibe auch schwarz-weiß. So wie die klassischen, ja auch Kirchenfarben oder traditionelle Farben, die sind für Beerdigungen ja schwarz und weiß. Und so habe ich auch die Geschichte angelegt."
Alle Comicazen Münchens haben sich für diesen Comic einspannen lassen, haben die verrückte Geschichte vom selbst gebauten Bühnenmonstrum aus Schlagzeug,Zither und Gitarre illustriert, das Valentin irgendwann wutentbrannt zerhackt. Als Strichmännchen läuft der Komiker mit einem türkischen Gastarbeiter durch Planegg, seine ungeliebte Wahlheimat. Valentin als Gast und rastloser Arbeiter. Eine künstlerische Freiheit der seit 1980 in Deutschland lebenden Karikaturistin Inci Yenen, die von der Künstlergruppe durchaus erwünscht war, erzählt Jan Reiser:
"Da kann man die Person Valentin auch mal auf eine Art und Weise zeigen, wie man ihn nicht kennt. Den Humoristen mit seinen Clownereien. Aber was für ein Mensch dahinter steckt, das vermutet man ja gar nicht."
Dieser Karl Valentin war kein angenehmer Zeitgenosse, nicht für seine Umgebung und nicht für sich. In dumpfen Brauntönen trifft Valentin einmal in einem Fotoatelier Adolf Hitler, eine durchaus verbürgte Geschichte, wie alle Episoden dieses Comics von einem Historiker abgesegnet wurden. Dass seine Bühnenpartnerin irgendwann Selbstmord begehen will und in letzter Minute gerettet wird - auch das gehört, in fahlen Gelbtönen gemalt, zum Leben des Valentin. Jan Reiser:
"Wir haben jetzt keine redaktionelle Stoßrichtung vorgegeben, denn jeder Zeichner hat ja seinen Valentin. Jeder ist mit seinem Humor groß geworden."
Der vorwitzige Bub, der experimentierfreudige erfolglose junge Mann, der Kneipenbesitzer und Filmvorführer, der Komiker, der eine Acht-Millionen-Reichsmark-Gage aus Hollywood ablehnt, und nebenbei noch als Vater und Berghasser ins Musäum einzieht. Der Komiker Valentin war vor allem das: nicht festzulegen auf einen Stil. Verschroben, sinnlich, sarkastisch, analytisch - wie dieser Comic.
Info:
"Karl Valentin. Sein ganzes Leben in einem Comic" ist im Volk Verlag München erschienen.
Das Valentin-Karlstadt-Musäum München zeigt dazu bis 12. Juni 2012 eine Sonderausstellung mit Originalzeichnungen aus dem Comic.
Jan Reiser, Karikaturist aus München. Auf seinem Rechner flimmern die Entwürfe zum Valentin-Comic: erhobener Zeigefinger, Segelohren, dazu eine Pilzkopffrisur, das Kind Karl Valentin. Ein Hypochonder, ein Einsamer und Komiker. 1882 geboren, 1949 gestorben, eine unstete Reise von 65 Jahren.
Vor Jan Reiser liegt der Comic, 100 Seiten lang, gemeinsam mit 17 Mitstreitern vom Münchner Comicaze-Club gezeichnet. Das war längst überfällig, sagt Reise:
"Weil er halt einfach ein Mensch ist, der skurril ausschaut, dieses lange Gestell, diese Haltung, und dann hat er das noch überzeichnet, er hat sich selbst zu einer lebenden Karikatur stilisiert, das ist das was mich als Zeichner an ihm interessiert."
Jeden Mittwoch ist Comicstammtisch in München, die Comicazen treffen sich zum Ideenaustausch im Glockenbachviertel. Einer dieser Mittwoche war die Geburtsstunde des Valentin-Comics, einer kleinen feinen Graphic Novel: "Karl Valentin. Sein ganzes Leben in einem Comic":
Reiser: "Der Titel ist ja auch ein bisschen provozierend gemeint, weil es nicht funktioniert, ein ganzes Leben in einen Comic zu packen. Genaugenommen haben wir bestimmte Aspekte in seinem Leben schlaglichtartig beleuchtet."
Knorr: "Also wir haben eine sehr gute Stimmung in der Gruppe. Also das ist die Voraussetzung, dass man gegenseitig seine Arbeit respektiert."
Uli Knorr, ein Comicaze wie Reiser, zeichnet eigentlich fürs Fernsehen. Schon als Ministrant interessierte ihn vor allem der Tod. Reiser und Knorr, die Antipoden dieses Comics haben die Klammer zu Valentins Leben beigesteuert - Kindheit und Tod. Warum Karl Valentin, im bürgerlichen Leben Valentin Fey, trotz Diphterie nicht starb wie seine Geschwister, die Umstände kennt man heute ebenso wenig wie die Umstände seines Todes. Was bei Reiser in ruhigen, warmen Tönen beginnt, endet bei Knorr im Skizzenhaften:
"Meine Geschichte ist schwarz-weiß, ich bleibe auch schwarz-weiß. So wie die klassischen, ja auch Kirchenfarben oder traditionelle Farben, die sind für Beerdigungen ja schwarz und weiß. Und so habe ich auch die Geschichte angelegt."
Alle Comicazen Münchens haben sich für diesen Comic einspannen lassen, haben die verrückte Geschichte vom selbst gebauten Bühnenmonstrum aus Schlagzeug,Zither und Gitarre illustriert, das Valentin irgendwann wutentbrannt zerhackt. Als Strichmännchen läuft der Komiker mit einem türkischen Gastarbeiter durch Planegg, seine ungeliebte Wahlheimat. Valentin als Gast und rastloser Arbeiter. Eine künstlerische Freiheit der seit 1980 in Deutschland lebenden Karikaturistin Inci Yenen, die von der Künstlergruppe durchaus erwünscht war, erzählt Jan Reiser:
"Da kann man die Person Valentin auch mal auf eine Art und Weise zeigen, wie man ihn nicht kennt. Den Humoristen mit seinen Clownereien. Aber was für ein Mensch dahinter steckt, das vermutet man ja gar nicht."
Dieser Karl Valentin war kein angenehmer Zeitgenosse, nicht für seine Umgebung und nicht für sich. In dumpfen Brauntönen trifft Valentin einmal in einem Fotoatelier Adolf Hitler, eine durchaus verbürgte Geschichte, wie alle Episoden dieses Comics von einem Historiker abgesegnet wurden. Dass seine Bühnenpartnerin irgendwann Selbstmord begehen will und in letzter Minute gerettet wird - auch das gehört, in fahlen Gelbtönen gemalt, zum Leben des Valentin. Jan Reiser:
"Wir haben jetzt keine redaktionelle Stoßrichtung vorgegeben, denn jeder Zeichner hat ja seinen Valentin. Jeder ist mit seinem Humor groß geworden."
Der vorwitzige Bub, der experimentierfreudige erfolglose junge Mann, der Kneipenbesitzer und Filmvorführer, der Komiker, der eine Acht-Millionen-Reichsmark-Gage aus Hollywood ablehnt, und nebenbei noch als Vater und Berghasser ins Musäum einzieht. Der Komiker Valentin war vor allem das: nicht festzulegen auf einen Stil. Verschroben, sinnlich, sarkastisch, analytisch - wie dieser Comic.
Info:
"Karl Valentin. Sein ganzes Leben in einem Comic" ist im Volk Verlag München erschienen.
Das Valentin-Karlstadt-Musäum München zeigt dazu bis 12. Juni 2012 eine Sonderausstellung mit Originalzeichnungen aus dem Comic.