"Erwarten Sie von mir, dass ich rede?" - "Nein, Mr. Bond, ich erwarte von Ihnen, dass Sie sterben."
Gert Fröbe 1964 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Dabei musste er von seiner damaligen Frau erst zu der Rolle dieses Goldbesessenen überredet werden, weil er eigentlich gar keine Bösewichte mehr spielen wollte. Und Englisch konnte der Sachse auch nur bruchstückhaft.
Der Bond-Produzent hatte ihn zufällig als Kindermörder Schrott in der Dürrenmattverfilmung "Es geschah am helllichten Tag" gesehen.
"Und er sieht Fröbe und sagt, das ist mein Goldfinger, das ist er. Und auch das ist ein Zufall, weil Orson Welles sollte den Goldfinger spielen, und der hat einfach zu viel Geld verlangt. Und so landet Fröbe auf den obersten Stufen des Weltruhms und bleibt dort relativ lange,"
erzählt Michael Strauven in seiner Fröbe-Biografie "Jedermanns Lieblingsschurke".
"Ich werde zaubern, bestimmt. Aber du darfst es niemandem sagen. " - "Niemandem?" - "Niemandem."
Beate Strobel ist Autorin der Fröbe-Biografie "Vom Stehgeiger zum Goldfinger". Sie weist darauf hin, dass Fröbe in dem Krimi "Es geschah am helllichten Tag" von 1958 zwar nur wenige Minuten zu sehen ist, allerdings mit einer solchen Präsenz, dass einen die Erinnerung an den massigen Triebtäter noch heute frösteln lässt.
"Er hat auch die unangenehmen Typen gespielt und das mit einer dermaßigen Inbrunst, dass man sie ihm voll und ganz abgenommen hat, so sehr, dass nachdem er diesen Kindermörder Schrott gespielt hat, die Leute teilweise die Straßenseite gewechselt haben."
Karl Gerhard Fröbe wird 1913 in der sächsischen Bergbauregion Oberplanitz geboren und als Kind wegen seiner roten Haare gehänselt – eine Erfahrung, gegen die er sein Leben lang "anspielen" wird. Er ist ein talentierter Geiger und verdient mit 17 sein erstes Geld mit Tanzmusik. Drei Jahre später studiert der Schulabbrecher Malerei an der renommierten Kunstakademie in Dresden und arbeitet als Bühnenmaler am dortigen Staatstheater.
"Und er hat dann als Bühnenmaler eben den Kontakt zur Bühne gehabt und gesehen, wie die sich feiern lassen und das hat in ihm dann noch mehr den Drang geweckt. Und da sagte er, ich muss auf die Bühne, egal wie,"
erklärt Matthias Knop, Kurator der Fröbe-Ausstellung im Düsseldorfer Filmmuseum. Über privaten Schauspielunterricht und Stationen an Bühnen in Wuppertal und Frankfurt landet Gert Fröbe 1939 am Deutschen Volkstheater in Wien. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitet er tagsüber als Sanitäter, abends darf er Theater spielen. Nach Kriegsende feiert ein spindeldürrer Fröbe dann in der Nachkriegssatire "Berliner Ballade" in der Rolle des Kriegsheimkehrers "Otto Normalverbraucher" sein Kinodebüt. Warum der Film floppte, erklärte Fröbe 30 Jahre später so:
"Die Leute wollten nicht an die Not erinnert werden, die dauerte ja nun schon 14 oder 15 Jahre lang, die wollten endlich leben, und so ging dieser Film baden."
Ergebnis: Gert Fröbe bekommt lange Zeit keine Rollen mehr und schlägt sich als Jongleur beim Zirkus und Kabarettist auf Kleinkunstbühnen durch. Erst als er Mitte der 50er in französischen Filmen Erfolge feiert, wird er auch in Deutschland wieder besetzt. Er spielt Kommissare, Gangster, Großindustrielle und klamaukige Klischeedeutsche.
"Dann kam aber das Problem, dass er einer englischen Zeitschrift ein Interview gegeben hatte, das dann betitelt wurde mit dem Satz 'Natürlich war ich ein Nazi'."
Seine Filme werden in Israel verboten, bis die eidesstattliche Erklärung eines Juden den vielseitigen Charakterdarsteller weitestgehend rehabilitiert. Ihn und seine Mutter hatte Fröbe während des Krieges in seiner Wiener Wohnung versteckt. Danach reicht Fröbes Bandbreite von Filmen unter Visconti, Bergman und Chabrol bis zum "Räuber Hotzenplotz".
In den 70ern kehrt der brillante Komödiant dann auf die Kleinkunstbühnen zurück und gibt dort unnachahmlich den Tieren aus Christian-Morgenstern-Gedichten ein Gesicht.
"Soll i aus meim Hause raus?"
Egal ob Hausschnecke, Clown oder Bösewicht, Gert Fröbe hat, sich in jede Figur förmlich hineingeworfen. Nur ein Rollenwunsch ist dem Vollblutschauspieler unerfüllt geblieben.
"Mit meinem Gesicht habe ich nie Liebhaber spielen können, aber eben Gangster. Dieser Fresse glaubt man eben eher, dass er ein Zuhälter ist als ein Liebhaber, verstehen Sie."
Infos:
Beate Strobel: "Gert Fröbe: Vom Stehgeiger zum Goldfinger", 192 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
Braumüller, 2012. ISBN 978-3-99100-078-5
Michael Strauven: "Jedermanns Lieblingsschurke". Gert Fröbe. Eine Biografie",
304 Seiten mit umfangreichem Bildteil, Verlag Rotbuch, Berlin 2012. ISBN 978-3-86789-165-3
"Gert Fröbe zum 100. Geburtstag". Studioausstellung vom 9. Oktober 2012 bis 15. April 2013 im Filmmuseum Düsseldorf
Gert Fröbe 1964 auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Dabei musste er von seiner damaligen Frau erst zu der Rolle dieses Goldbesessenen überredet werden, weil er eigentlich gar keine Bösewichte mehr spielen wollte. Und Englisch konnte der Sachse auch nur bruchstückhaft.
Der Bond-Produzent hatte ihn zufällig als Kindermörder Schrott in der Dürrenmattverfilmung "Es geschah am helllichten Tag" gesehen.
"Und er sieht Fröbe und sagt, das ist mein Goldfinger, das ist er. Und auch das ist ein Zufall, weil Orson Welles sollte den Goldfinger spielen, und der hat einfach zu viel Geld verlangt. Und so landet Fröbe auf den obersten Stufen des Weltruhms und bleibt dort relativ lange,"
erzählt Michael Strauven in seiner Fröbe-Biografie "Jedermanns Lieblingsschurke".
"Ich werde zaubern, bestimmt. Aber du darfst es niemandem sagen. " - "Niemandem?" - "Niemandem."
Beate Strobel ist Autorin der Fröbe-Biografie "Vom Stehgeiger zum Goldfinger". Sie weist darauf hin, dass Fröbe in dem Krimi "Es geschah am helllichten Tag" von 1958 zwar nur wenige Minuten zu sehen ist, allerdings mit einer solchen Präsenz, dass einen die Erinnerung an den massigen Triebtäter noch heute frösteln lässt.
"Er hat auch die unangenehmen Typen gespielt und das mit einer dermaßigen Inbrunst, dass man sie ihm voll und ganz abgenommen hat, so sehr, dass nachdem er diesen Kindermörder Schrott gespielt hat, die Leute teilweise die Straßenseite gewechselt haben."
Karl Gerhard Fröbe wird 1913 in der sächsischen Bergbauregion Oberplanitz geboren und als Kind wegen seiner roten Haare gehänselt – eine Erfahrung, gegen die er sein Leben lang "anspielen" wird. Er ist ein talentierter Geiger und verdient mit 17 sein erstes Geld mit Tanzmusik. Drei Jahre später studiert der Schulabbrecher Malerei an der renommierten Kunstakademie in Dresden und arbeitet als Bühnenmaler am dortigen Staatstheater.
"Und er hat dann als Bühnenmaler eben den Kontakt zur Bühne gehabt und gesehen, wie die sich feiern lassen und das hat in ihm dann noch mehr den Drang geweckt. Und da sagte er, ich muss auf die Bühne, egal wie,"
erklärt Matthias Knop, Kurator der Fröbe-Ausstellung im Düsseldorfer Filmmuseum. Über privaten Schauspielunterricht und Stationen an Bühnen in Wuppertal und Frankfurt landet Gert Fröbe 1939 am Deutschen Volkstheater in Wien. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitet er tagsüber als Sanitäter, abends darf er Theater spielen. Nach Kriegsende feiert ein spindeldürrer Fröbe dann in der Nachkriegssatire "Berliner Ballade" in der Rolle des Kriegsheimkehrers "Otto Normalverbraucher" sein Kinodebüt. Warum der Film floppte, erklärte Fröbe 30 Jahre später so:
"Die Leute wollten nicht an die Not erinnert werden, die dauerte ja nun schon 14 oder 15 Jahre lang, die wollten endlich leben, und so ging dieser Film baden."
Ergebnis: Gert Fröbe bekommt lange Zeit keine Rollen mehr und schlägt sich als Jongleur beim Zirkus und Kabarettist auf Kleinkunstbühnen durch. Erst als er Mitte der 50er in französischen Filmen Erfolge feiert, wird er auch in Deutschland wieder besetzt. Er spielt Kommissare, Gangster, Großindustrielle und klamaukige Klischeedeutsche.
"Dann kam aber das Problem, dass er einer englischen Zeitschrift ein Interview gegeben hatte, das dann betitelt wurde mit dem Satz 'Natürlich war ich ein Nazi'."
Seine Filme werden in Israel verboten, bis die eidesstattliche Erklärung eines Juden den vielseitigen Charakterdarsteller weitestgehend rehabilitiert. Ihn und seine Mutter hatte Fröbe während des Krieges in seiner Wiener Wohnung versteckt. Danach reicht Fröbes Bandbreite von Filmen unter Visconti, Bergman und Chabrol bis zum "Räuber Hotzenplotz".
In den 70ern kehrt der brillante Komödiant dann auf die Kleinkunstbühnen zurück und gibt dort unnachahmlich den Tieren aus Christian-Morgenstern-Gedichten ein Gesicht.
"Soll i aus meim Hause raus?"
Egal ob Hausschnecke, Clown oder Bösewicht, Gert Fröbe hat, sich in jede Figur förmlich hineingeworfen. Nur ein Rollenwunsch ist dem Vollblutschauspieler unerfüllt geblieben.
"Mit meinem Gesicht habe ich nie Liebhaber spielen können, aber eben Gangster. Dieser Fresse glaubt man eben eher, dass er ein Zuhälter ist als ein Liebhaber, verstehen Sie."
Infos:
Beate Strobel: "Gert Fröbe: Vom Stehgeiger zum Goldfinger", 192 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
Braumüller, 2012. ISBN 978-3-99100-078-5
Michael Strauven: "Jedermanns Lieblingsschurke". Gert Fröbe. Eine Biografie",
304 Seiten mit umfangreichem Bildteil, Verlag Rotbuch, Berlin 2012. ISBN 978-3-86789-165-3
"Gert Fröbe zum 100. Geburtstag". Studioausstellung vom 9. Oktober 2012 bis 15. April 2013 im Filmmuseum Düsseldorf